Fahrbare Kaffeebude in Meerbusch Kaffeekultur im Transporter

Meerbusch · Ines Weyhe betreibt ein kleines Café in einem umgebauten Renault Estafette. Damit steht sie regelmäßig auf dem Dr.-Franz-Schütz-Platz, kommt aber auch zu Trödelmärkten, Hochzeiten und Stadtfesten.

 Ines Weyhe hat ihr Café auf Rädern nach dem Kosenamen ihrer Mutter benannt.

Ines Weyhe hat ihr Café auf Rädern nach dem Kosenamen ihrer Mutter benannt.

Foto: RP/Anke Kronemeyer

Ines Weyhe hat sich oft über lieblos servierten Kaffee geärgert, vor allem dann, wenn das Gebräu zudem überhaupt nicht schmeckte. Als sie dann bei einer Reise nach Schweden den Kaffee sehr stilvoll auf einem Silbertablett mit leckeren Keksen serviert bekam, wuchs in ihr eine Idee: Das will ich auch. Kaffee schick servieren war erst einmal nur der Basis-Gedanke. Alles andere entwickelte sich irgendwie von selbst – mit dem Ergebnis, dass die 54-Jährige, Mutter von drei fast erwachsenen Töchtern, jetzt ganz stilvoll Kaffee, Tee, Limonaden und mehr aus einem Oldtimer Baujahr 1979 serviert.

Doch erst einmal das Leben davor: Das begann in Düsseldorf. Dort wuchs Ines Weyhe (weder verwandt mit dem Maler noch Gartenarchitekten Weyhe) auf, ging zur Schule und arbeitete dann bis zur Geburt des ersten Kindes als Augenoptikerin. Schon da merkte sie, dass sie am liebsten in Kontakt mit den Kunden, also mit Menschen ist. Als die größer werdende Familie dann nach Meerbusch zog, widmete sie sich den drei Töchtern. „Ich war Vollzeit-Mutter.“ Bis 2016 die Lust wuchs, etwas ganz anderes zu machen. Nicht wieder Brillen verkaufen oder Sehtests auswerten, sondern am liebsten ein eigenes Café eröffnen.

Aber da merkte sie schnell, dass sie dann nicht mehr flexibel sein kann, falls jemand in der Familie ihre Unterstützung braucht. Im Gespräch mit Freunden entstand die Idee einer mobilen Kaffeebude, am liebsten originell. Im Internet entdeckte sie einen Wagenbauer, der ihr dann auch den Oldtimer, ein Renault Estafette R2137, organisiert und in seiner Werkstatt in Schwäbisch-Gmünd passgenau für ihre Bedürfnisse umbaut hat. Ein kleiner Tresen, Platz für die silberne Espressomachine M39 Dosatron DT/2 des italienischen Herstellers La Cimbali, ein kleiner Geschirrspüler, Schränke hier, Regale dort – fertig war das mobile Café. Fehlte nur noch der Name, aber auch der war schnell gefunden. „Ich habe mein Café nach meiner verstorbenen Mutter genannt, die haben meine Kinder immer nur Mima genannt.“

Also befindet sich jetzt „Mima’s Café“ in dem weinroten 39 PS-starken Auto, das jeden Morgen gepackt und zum Dr.-Franz-Schütz-Platz gefahren wird. Oder je nach Buchung auch zum Trödelmarkt nach Krefeld, zu einer privaten Hochzeitsfeier oder einem Stadtfest. „Das hatte sich vor Corona alles gut angelassen, und ich hoffe, dass es jetzt auch wieder los geht“, sagt Ines Weyhe, die es auch ganz toll findet, auf Streetfood-Festivals zu stehen und Kaffee, Tee oder Gebäck anzubieten. Dann erzählt sie auch immer wieder gerne, dass alle Grundzutaten ihrer Produkte biologisch zertifiziert sind, der Kaffee fair trade eingekauft wurde, die Firmen, deren Mineralwasser oder Limo sie anbietet, soziale Projekte unterstützen, dass ihr Geschirr entweder aus Glas oder Porzellan, beziehungsweise kompostierbar ist und dass sie sogar ihre Kekse selbst backt. Und sie erzählt dann auch die Geschichte der geerbten silbernen Gebäckzange. Oder die von dem kleinen Plätzchenteller im Blümchenmuster. Alles Details, die ihren Anspruch an Stil auch auf kleinstem Raum erfüllen. Neben dem wohlschmeckenden Kaffee.

Die Corona-Zeit hat sie gut überstanden, weil sie – genauso wie ihr Platz-Nachbar Mike mit seiner Curry-Lounge – aus dem Wagen heraus verkaufen durfte. „Die Kunden waren regelrecht begeistert, bei uns, wenn auch im Stehen und etwas entfernt, ihren Lieblingskaffee trinken zu können.“ Denn Stammgäste hat sie über die Zeit viele gewonnen: Meerbuscherinnen, die in den Läden drum herum einkaufen waren, Rathaus-Mitarbeiter oder die, die in den Büros oder Praxen drumherum arbeiten und sich einen Kaffee mit an den Schreibtisch nehmen. Mit allen kommt sie ins Gespräch und freut sich, wenn sie immer wieder neue Lebensgeschichten hört. Viele ihrer Gäste freunden sich auch untereinander an, quatschen miteinander, treffen sich wieder.

Ines Weyhe ist montags bis freitags von 10 bis 15 Uhr mit ihrem mobilen Café auf dem Platz, direkt neben Mike und der Curry-Lounge. „Ohne ihn kann ich nicht aufbauen“, lacht sie, „er hat den Schlüssel für den Stromkasten.“ Ab Mitte November muss sie den Platz wegen der Winterwelt räumen, reist im neuen Jahr aber immer wieder an. Mit ihrem weinroten Traum von einem Café auf Rädern.

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