Meerbusch Express-Geburt nach Einbruch

Düsseldorf · In Osterath verhinderte ein wachsamer Nachbar den Diebstahl eines Navi-Gerätes, genauer: sein ungeborener Sohn. Die Polizei sieht keinen Zusammenhang zwischen verdunkelten Straßen und den Diebstahlserien.

Um die Straße Am Gutort werden Kfz-Einbrecher wohl künftig lieber einen großen Bogen machen. Das Warnschild „Vorsicht! Wachsamer Nachbar“ hängt unsichtbar über dem Neubaugebiet. Vergangene Woche hatten unbekannte Täter versucht, in den Wagen von Bernhard Rupprecht einzubrechen um vermutlich Navigationsgerät und DVD-Player auszubauen. Der Zufall wollte es aber, dass seine hochschwangere Nachbarin, Claudia Vogt, unter Schlaflosigkeit litt, weil sie erste Anzeichen der beginnenden Geburt verspürte. Und durch das geöffnete Fenster das Geräusch der zerberstenden Scheibe vernahm. Ihr Mann stürzte darauf zum Fenster und schrie den Einbrechern zu, sie mögen zusehen, das sie Land gewinnen – was sie leider auch taten, so dass die überraschenderweise nur eine Minute später eintreffende Polizei sie nicht mehr aufspüren konnte.

Für Rupprecht war es schon das zweite Mal in diesem Jahr, dass er Opfer von Dieben wurde. Im Januar hatte es in Osterath schon einmal eine Aufbruch-Serie gegeben. „Ob das wohl mit dem Abschalten der Straßenbeleuchtung zu tun hat?“, fragt er sich. Im März 2006 hatte Kripo-Chef Hans-Ulrich Kaiser die Befürchtung geäußert, dass die Zahl der Auto-Aufbrüche steigen könnte, weil das Abschalten der Laternen von 1.30 bis 4 Uhr den Einbrechern günstige Beutebedingungen bereite: Sie zögen es naturgemäß vor, im Dunkeln zu agieren.

Kein kausaler Zusammenhang

„Anhand der Statistik zumindest lässt sich kein kausaler Zusammenhang belegen“, erklärt Polizeisprecher Hans-Willi Arnold. Im Jahr 2006 ging die Zahl der Kfz-Aufbrüche gegenüber dem Vorjahr von 286 auf 250 Fälle zurück. Nimmt man die ersten fünf Monate des Jahres lässt sich am Vergleichzeitraum 2006 gemessen ein Anstieg von 134 auf 183 Fälle erkennen.

Diese „auf den ersten Blick signifikante Steigerung“ schreibt er einem allgemeinen Trend zu, denn im ganzen Bezirk Düsseldorf sind die Aufbrüche in dem genannten Zeitraum von 17.221 auf 19.842 Taten gestiegen. „Und anderswo sind die Laternen nicht abgeschaltet“. Ebenso wie andere Kommunen im Rhein-Kreis bekomme Meerbusch zu spüren, dass es einen neuen Markt für Navigationsgeräte gibt. „Daher kommt es zu Serien von sechs bis sieben Fällen in einer Nacht“, erklärt Arnold.

Dass es in der Nacht zum Mittwoch in Osterath nicht dazu kam, lag also daran, dass sich ein Erdenbürger anschickte, auf die Welt zu kommen. Und als die Polizeibeamten Bernhard Rupprecht rieten, sein beschädigtes Auto besser auf dem Gelände der Polizeiwachs Büderich abzustellen, schickte Claudia Vogt ihren Mann mit, um den Nachbarn wieder nach Hause zu chauffieren – in dem Glauben, ihr bleibe noch genügend Zeit.

In der halben Stunde nahmen jedoch die Wehen an Heftigkeit so zu, dass sie mit ihrem zurückgekehrten Ehemann sofort ins Kaiserswerther Krankenhaus fuhr. Dort blieb nicht einmal mehr die Zeit, vernünftig zu parken, weil die zweifache Mutter schon die erste Presswehe ereilte. Nur mit Mühe und Not erreichte sie überhaupt den Kreißsaal, wo Marius drei Wehen später da war. „Dank der schnellen Geburt sieht der Junge nicht so zerknautscht aus“, sagt Claudia Vogt. Der dankbare Nachbar hütete übrigens derweil ihre schlafenden Kinder.

(RP)
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