Ehemaliger Kunstberater gründet Flüchtlingsprojekt Helge Achenbach in der Teloy-Mühle

Viel los bei der Vernissage des „Kunstkreis Meerbusch“: Die Besucher interessierten sich nicht nur für die Kunstwerke. Sondern sie waren auch gespannt auf das, was der ehemalige Kunstberater und Ex-Häftling zu erzählen hatte.

 Künstler Yahia Alselo aus Syrien, Meerbuschs Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage und Ex-Kunstberater Helge Achenbach (v.l.).

Künstler Yahia Alselo aus Syrien, Meerbuschs Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage und Ex-Kunstberater Helge Achenbach (v.l.).

Foto: Anne Orthen (ort)

Der Andrang vor der Teloy-Mühle war groß, zahlreiche Kunstinteressierte strebten am Wochenende zur Vernissage der Jahresausstellung des „Kunstkreis Meerbusch“. Diese Präsentation sei „ein Klassiker“, der im Meerbuscher Kulturkalender nicht fehlen dürfe, betonte Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage. Sie sprach aber auch das Thema Freiheit an: „Wie wichtig die Freiheit von Kunst sein kann, wird bei den Werken der Gastaussteller deutlich.“ Damit lenkte die Bürgermeisterin den Blick auf die Herkunft von Yahia Alselo und Jems Koko Be, die in das „Kultur ohne Grenzen“-Projekt des Düsseldorfer Ex-Kunstberaters Helge Achenbach eingebunden sind.

Deshalb ließ es sich der 67-Jährige, der vor seiner dreijährigen Haft wegen Betrugs vor allen Dingen wegen seiner  Kontakte zu den Reichen und Schönen bekannt geworden war, nicht nehmen, selbst an der Vernissage teilzunehmen. Aber Achenbach hatte auch andere Gründe: „Ich habe schon lange einen Bezug zur Meerbuscher Kulturszene. Schließlich liegt einer der schönsten Kunst-Plätze in Büderich – das von Joseph Beuys gestaltete Mahnmal für die Toten der Weltkriege“, erzählte Achenbach im Gespräch.

Dem Publikum erklärte er, wie es dazu kam, den Verein „Kultur ohne Grenzen“ ins Leben zu rufen. Dabei erinnerte er an die weltweite Unterdrückung von Künstlern: „Wo Freiheit verloren geht, müssen wir helfen.“ Diese Gedanken seien in einer Zeit gereift, in der er „in einer beschissenen Lage“ gewesen sei: „Ich habe mir vorgenommen, wenn ich meine Freiheit wiederhabe, für die Freiheit der Künstler zu sorgen.“ Zwei der geflüchteten Künstler, denen er in einem Hof an der Grenze zwischen Kaarst und Meerbusch „Sicherheit und Zukunft“ bietet, zeigen ihre Arbeiten nun in der Teloy-Mühle. Jems Koko Be, der die Holzskulpturen unter dem Titel „Diaspora“ (für Exil) geschaffen hat, war zur Vernissage nicht anwesend. Aber Yahia Alselo – genannt Silo - aus Syrien erklärte, wie es ihm gelingt, die Flucht und die Trennung von seiner Familie zu verarbeiten: „Ich versuche, Schmerz und Emotionen mit Kreativität darzustellen.“ Er rollt Zeitungsabschnitte eng zusammen, formt reliefartig aus ihnen das, was er zeigen möchte, klebt es auf und überstreicht alles mit weißer Acrylfarbe: „Das Projekt von Helge Achenbach hat mir sehr geholfen.“

Helge Achenbach lud während der Vernissage in Anwesenheit des Botschafters a. D. Jürgen Weerth, der Fachbereichsleiterin Ute Piegeler, Kulturdezernent Frank Maatz sowie der Meerbuscher Kulturkreis-Vorstandsmitglieder Heribert Schween und Ludwig Petry zum Besuch des Kulturhofs in Kaarst ein: „Wir sind ja fast Nachbarn. Der Hof – eine Erweiterung ist in Planung  – liegt hinter der Gärtnerei Hövels, ist offen und meistens gibt es auch einen Kaffee.“ Zudem hat Achenbach weitere Pläne, will in Sachen Kunst mit dem Goethe-Institut und dem Golfpark Meerbusch zusammenarbeiten.

Info Kaarst, Tönishöfe 1, Tel. 0170 7710789

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