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Wirtschaft in Meerbusch Fotobox aus Osterath ist europaweit gefragt

Osterath · Die Firma Gadplan mit Sitz in Meerbusch ist Spezialist für individuelles Eventmarketing. In der Corona-Krise richten die beiden jungen Geschäftsführer ihren Fokus verstärkt auf Privatkunden.

 Die beiden Geschäftsführer Stella Tsoutzidou und Mathis Wienand mit einer klassischen Fotobox, die man ab 450 Euro buchen kann.

Die beiden Geschäftsführer Stella Tsoutzidou und Mathis Wienand mit einer klassischen Fotobox, die man ab 450 Euro buchen kann.

Foto: Gadplan

In einer Garage in Osterath fing alles an. Dort ist der Prototyp der ersten Fotobox der Firma Gadplan entstanden. Ein dreiteiliges Holzmodell mit einem schweren Thermodrucker im Inneren, unhandlich und sicher hundert Kilo schwer. „Wir haben das Gerät vor fünf Jahren nach Mathis’ Plänen zuhause bei seinen Eltern gebaut“, erzählt Stella Tsoutzidou. Sie und Mathis Wienand sind die Geschäftsführer der Firma, die ihren Kunden verspricht, Feiern, Events und Produkte mit technischen Spielereien (englisch gadgets) unvergesslich zu machen.

Im Oktober ist das Unternehmen vom Areal Böhler in Büderich ins Gewerbegebiet an der Rudolf-Diesel-Straße in Osterath umgezogen. „Dort haben wir nun mehr Platz und genießen die Ruhe“, sagt die 26-Jährige. Nur der Prototyp, der musste beim Umzug dran glauben. „Der hat einfach zu viel Platz weggenommen.“ Was als Zwei-Personen-Start-Up auf 18 Quadratmeter Bürofläche in Büderich begann, hat sich zu einer erfolgreichen Event-GmbH entwickelt, die Kunden in ganz Europa hat: von Deichmann bis Dior, von Hilfiger bis Höffner, von P&C bis Porsche. Kennengelernt haben sich die beiden Firmengründer als sogenannte Clubfotografen. Heißt: Sie sind nachts durch Bars gezogen und haben Partys für Onlineportale fotografiert. „Der perfekte Studentenjob“, sagt die Sozialpädagogin. „Aber als wir mal wieder überbucht waren, haben wir uns überlegt, wie wir unsere Aufträge erfüllen können, ohne persönlich anwesend sein zu müssen.“ Die Idee der Fotobox entstand. Der 34-jährige Osterather Mathis Wienand, der nicht nur Fotograf sondern auch Maschinenbauer ist, bastelte besagten Prototypen, nach dessen Vorbild ein Krefelder Metallbauer schließlich die ersten drei Boxen baute.

„Vor fünf Jahren, als wir angefangen haben, waren Fotoboxen längst nicht so populär wie heute“, erzählt Stella Tsoutzidou. „Das ging erst vor etwa zwei Jahren los. Damals kannte man höchstens die engen Kästen mit Vorhang aus dem Bahnhof. Aber solche offenen Boxen, wie wir sie anbieten, waren noch relativ selten.“ Entsprechend gut ausgebucht waren die Jungunternehmer von Anfang an. „Manchmal haben wir nachts um ein Uhr unser Equipment in Berlin abgebaut, und mussten um acht Uhr am nächsten Morgen bereits wieder in Frankfurt aufbauen. Das war eine stressige Zeit.“

 Die drei Meter große Schneekugel stand im Hauptbahnhof Düsseldorf.

Die drei Meter große Schneekugel stand im Hauptbahnhof Düsseldorf.

Foto: gadplan

Also haben die beiden Mitarbeiter eingestellt - in Boomzeiten waren es rund 30 - und im Jahr 2017 auch erstmals Veranstaltungskaufleute ausgebildet. Ein Kollege betreut sogar auf Mallorca eine Fotobox, die während der Hochzeitssaison im Sommer besonders gefragt ist. „Wir haben mit der Zeit immer mehr Ideen entwickelt und optimiert“, erzählt die Geschäftsführerin. „Auch, weil die Firmen sich immer wieder neue Dinge gewünscht haben.“ Gadplan macht etwa personalisierte Schlüsselanhänger und Shampooflaschen mit dem eigenen Bild drauf. Im Portfolio ist auch ein Tattooprinter, der Logos auf die Haut malt, und ein Spiegel, der fotografieren kann. Lauter nachhaltiger Schnickschnack, mit dem Firmen bei ihren Kunden in Erinnerung bleiben möchten. „Plötzlich wurden wir europaweit für Laden-Eröffnungen, Nachtshopping, Firmenevents, Produktvorstellungen und andere Großveranstaltungen gebucht“, berichtet Tsoutzidou. Die Fotomodule - rund 30 bis 40 verschiedene bietet Gadplan inzwischen an - entwirft ihr Partner immer noch selbst. Auch die Software entwickelt die Firma individuell. „Neulich etwa haben wir für eine Firma, die schnelles Internet anbietet, die Fotobox so ausgestattet, dass beim Auslösen ein Luftstoß kommt, sodass die Leute auf dem Foto aussehen, als würden sie im Windkanal sitzen.“

Was es allerdings für eine Eventfirma bedeutet, wenn keine Events mehr stattfinden, kann sich jeder denken. „Die Coronakrise war natürlich ein Schock für uns“, bestätigt Tsoutzidou. „Mathis und ich denken aber immer positiv und haben uns sofort überlegt, wie wir die Krise überstehen können.“ Schnell war klar, dass der Fokus von Geschäftskunden komplett auf den Privatkundenbereich switchen muss. Sprich: Hochzeiten, Geburtstage und andere Feiern. „Große Events mit tausenden Menschen und Tamtam in Coronazeiten? Das geht natürlich gar nicht“, so Tsoutzidou. Das Unternehmerpaar hat also Hygienekonzepte erstellt, den Fotobox-Auslöser etwa von Handauslöser auf Fußauslöser umgerüstet, und parallel digitale Lösungen gesucht. „Wir bieten virtuelle Fotoboxen für Online-Weihnachtsfeiern an“, sagt sie. Die Mitarbeiter schicken ihre Selfies an Gadplan, die Firma erstellt aus allen Porträts ein Mosaik. Tsoutzidou: „Dafür haben wir Buchungen von Firmen mit 20 Leuten, aber auch mit tausend Angestellten. Da wird die Collage entsprechend größer.“

Die eigene Belegschaft ist in der Krise auf ein Rumpfteam geschrumpft. „Wir mussten die Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken“, sagt die 26-Jährige. „Aber einige sind auf Abruf bereit, wenn es endlich wieder losgeht. Wir sind auf jeden Fall startklar.“ Einige Firmenaufträge gibt es trotz Corona: Erst vor wenigen Wochen hat ein Schokoladenhersteller am Düsseldorfer Hauptbahnhof für seine Wintersorten Werbung gemacht. „Wir haben dafür eine Schneekugel mit drei Meter Durchmesser gebaut, in der die Passanten entsprechend der Corona-Auflagen im Schneegestöber fotografiert wurden“, erklärt sie. Dasselbe Event fand wenig später auch in Berlin statt.

Die beiden Firmengründer können sich künftig auch Kooperationen mit der Stadt Meerbusch oder mit Meerbuscher Händlern vorstellen. Tsoutzidou: „Konkrete Ideen haben wir noch nicht - aber möglich ist alles.“

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