Meerbusch Es fehlt an Schwimm-Lehrern

Düsseldorf · DLRG und GrünWeißRot, die Vereine, die in Meerbusch qualifizierten Nichtschwimmer-Unterricht anbieten, führen lange Wartelisten. Die meisten Eltern wünschen, dass ihre Kinder vor dem Schuleintritt schwimmen lernen.

Alarmierende Nachrichten meldete der Vorsitzende des DLRG, Ortsgruppe Meerbusch, Dirk Warthmann, anlässlich der Jahreshauptversammlung vom Beckenrand: Ein Drittel der elfjährigen Schüler sind Nichtschwimmer. Unter anderem hat er die Spaßbäder als Ursache ausgemacht, weil diese sich nicht für die Schwimmausbildung eignen. Auch die Schulen erfüllten nicht ihre Vorgaben des Schulministeriums hinsichtlich der Schwimmstunden, so Warthmann. Nur 14 von 100 Schülern schwämmen sich an der Schule frei.

In Meerbusch bieten den Belegungszeiten des Hallenbades zufolge bis auf die Martinus-Schule in Strümp alle Grundschulen Schwimmunterricht spätestens ab der dritten Klasse an. „Bei uns hatte lange Zeit kein Lehrer den nötigen Rettungsschwimmschein“, erklärt Schulleiterin Ingeborg Krömer. Zudem müsse sie eine Schwimmstunde wegen der komplizierten Busanfahrt gleich mit vier Lehrerstunden „bezahlen“ – das sei ihr zu teuer. Zudem habe sie schlicht Angst vor einem Unfall – denn dann hafte sie.

Der Andrang zu den Nichtschwimmerkursen für Kinder ab fünf Jahren ist so groß, dass der DLRG Wartelisten mit ein bis Jahren Wartezeit führt. Und dies, obwohl Schwimmlehrerin Heidi Nienhys unterstützt von fünf Helfern jeweils 20 bis 25 Kinder durch ihre insgesamt zwölf Kurse pro Jahr schleust. Neulich bekam sie die Anmeldung eines nur fünf Tage alten Säuglings.

„Wir lassen es langsam angehen, manche Kinder müssen erst Vertrauen zum Wasser gewinnen“, erklärt Nienhys ihr Konzept. Keine Kompromisse geht sie allerdings bei der Vergabe der Abzeichen ein. Für das Seepferdchen erwartet sie von den Halbschwimmern eine gute Beinarbeit, weil daraus beim Brustschwimmern der meiste Druck kommt. In der Regel benötigten die Kinder zwei Kurse, bis sie „vernünftig“ Brust- und Rückenschwimmen und Tauchen könnten. Sie beklagt, dass sie oft Seepferdchen-Träger bekäme, deren Brustschwimmen eher dem „Überlebenskampf“ eines Hundes ähnele.

Eine gänzlichen anderen Ansatz verfolgt Heidi Guhl vom Grün-Weiß-Rot Büderich mit ihren Nichtschwimmerkursen: „Wir fangen mit Rückenschwimmen und Kraulen an“, sagt die amtierende Europameisterin (Senioren) in diesen Disziplinen. „International hat man sich längst vom Brustschwimmen verabschiedet“, sagt sie. Aus gutem Grund: Diese Schwimmart sei die schwerste Technik, weil sie höchste Anforderungen an die Koordinierung von Arm- und Beinbewegungen stelle. „Im Ergebnis hängen die Beine nach unten, der Kopf ist oben und die Kinder röhren auf der Stelle“, meint sie. Rückenschwimmen biete den Vorteil, frei atmen zu können, die Beine bewegten sich beim Laufen und der Schwimmer mache die Erfahrung, dass ihn das Wasser trägt. So erübrigen sich auch die gängigen Schwimmhilfen. Erst wenn sich die Kinder schnell auf dem Rücken fortbewegen, fängt bei ihr mit einer intensiven Fußarbeit das Brustschwimmen an.

Auch der Büdericher Sportverein sieht sich mit einer „rasend großen Nachfrage“ konfrontiert, der auch durch den Ehrgeiz vieler Eltern bedingt sei, dass ihre Kinder noch vor dem Schuleintritt schwimmen können. Davon profitieren auch viele private Anbieter, deren Unterricht vergleichsweise teuer ist. An den Schulen gebe es dann aber kaum Lehrer, die qualifiziert Schwimmunterricht erteilen könnten, sagt Guhl, die Bundesligamannschaften trainiert hat.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort