Samstag Erbarmen, die Perchter kommen!

Meerbusch · Am Samstag, 10. Dezember, wird es wieder gruselig und wild in Büderich. Zum zweiten Mal findet ab 18 Uhr auf der Winterwelt der "Perchtenlauf" statt. Die "Perchten" sind Furcht erregende, maskierte Gestalten im Fellgewand. Ihr wildes Treiben mitten im Winter geht auf alte alpenländische Rituale zurück. Der Betreiber der Winterwelt, Klaus Unterwainig, kommt aus Kärnten und hat den Brauch mit nach Meerbusch gebracht.

Samstag: Erbarmen, die Perchter kommen!
Foto: Stadt Meerbusch

Die Gruppe reist dafür mit ihren selbst geschnitzten Masken und selbst genähten Kostümen eigens aus dem kärntnerischen Oberdrauburg an. "Ein kurzer Anruf bei alten Freunden - und der erneute Kultur-Import zwischen Alpenland und Niederrhein war geritzt", erzählt Klaus Unterwainig.

Der "Perchtenbrauch" ist heidnischen Ursprungs und bis heute hauptsächlich im Alpenraum verbreitet. Perchtenläufe finden je nach Region während der sogenannten Rauhnächte statt. Dabei maskieren sich Angehörige von Brauchtumsvereinen als erschreckende Phantasiewesen und ziehen von Haus zu Haus durch die Dörfer. Mit Trommelschlägen, Kuhglockengeläut, Teufelsgeigenlärm und lautem Geschrei sollen die Dämonen und bösen Geister des Winters vertrieben werden.

"Der Oberdrauburger Perchtenlauf ist weit über Kärnten hinaus bekannt", berichtet Stadtsprecher Michael Gorgs: "Das ist wirklich mal etwas ganz Neues für Meerbusch."

Der Name "Perchten" steht für die geschnitzten Holzmasken, die volkskundlich schon seit dem 14. Jahrhundert bekannt sind. Die "Perchten" verkörpern zwei Gruppen, die als gut geltenden Schönperchten , und die bösen Schiechperchten (von oberdeutsch schiech: hässlich, schlimm, böse). Ihr wichtigstes Utensil ist die Glocke, mit der sie den Winter, seine Geister und das alte Jahr austreiben. Bisweilen wird der Besuch der "Perchten" im Volksmund auch als glücksbringendes Omen gesehen.

Der Begriff "Perchten" stammt von der Legendenfigur der "Frau Berchta" bzw. "Perchta" ab, die laut Sage während der Rauhnächte in einer wilden Jagd durch das Land zieht. Sie soll sowohl die Natur aus dem Winterschlaf erwecken als auch Unrecht Schaffende bestrafen. Im 17. und 18. Jahrhundert versuchte die Kirche erfolglos, diesen heidnischen Brauch zu verbieten. Aus dieser Zeit stammen vermutlich auch die christlichen Elemente, die bei manchen Perchtenfiguren bis heute zu finden sind.

In Oberdrauburg ist der Perchtenlauf in den sechziger Jahren zum Leben erweckt worden. Hier findet der festliche Umzug jedes Jahr am Nikolaustag statt. Zentrale Figur ist dabei der Nikolaus, der von einer Schar "Bartln", die unartige Kinder und Erwachsene bestrafen sollen, begleitet wird. Dazu gesellen sich Figuren aus der Kärntner Sagenwelt. Der Nikolaus wird zwar in Büderich nicht mit den "Perchten" gemeinsam laufen - ein besonders buntes und lautes Ereignis steht Meerbusch dennoch bevor.

Und auch sonst ist viel los auf der Winterwelt: Heute ist um 16 und 17 Uhr das Kasperletheater zu sehen. Außerdem startet heute die Biathlon-Challenge - hier kann sich jedermann bis Sonntag am Schießstand und in einer Langlaufsimulation ausprobieren und dabei Karten für das große Biathlon-Event in der Arena auf Schalke gewinnen. Am Freitag legt ab 19.30 Uhr DJ Benny Kaiser in der Almrauschhütte auf. Nach dem Perchtenlauf am Samstag gibt es bei DJ Sir Henry ab 19.30 Uhr in der Almrauschhütte wieder etwas auf die Ohren. Am Sonntag begeistert schließlich ab 15.30 Uhr "Vito's Magic Boogie Show" große und kleine Besucher. Auch die Eisbahn und sämtliche Buden sind das ganze Wochenende über wie üblich von 12 bis 21 Uhr geöffnet.

(RP)
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