Gemüsebau in Meerbusch Eineinhalb Millionen Salatköpfe pro Saison

Gemüsebauer Andreas Richter steckt zurzeit mitten in der Salaternte. Die Köpfe werden für den Lebensmittelhandel zu „Fresh-Cut Salaten“ verarbeitet.

 Erntehelfer Georgez aus Polen bei der Salaternte für Bonduelle.

Erntehelfer Georgez aus Polen bei der Salaternte für Bonduelle.

Foto: Anne Orthen (ort)

Bis zu 60.000 Stück je Woche von Ende Februar bis Anfang September und damit ein bis eineinhalb Millionen Salatköpfe pro Saison werden auf rund 25 Hektar Fläche in Büderich gepflanzt und geerntet. „Dazu kommen zirka 300.000 Kohlköpfe und 15.000 Selleriepflanzen,“ ergänzt Andreas Richter.

Der 39-Jährige führt in vierter Generation das Familienunternehmen, das sein Urgroßvater gegründet hat: „Damals hieß es noch Spennes. Aber seit drei Generationen haben hier die Richters das Sagen.“

Vor zehn Jahren entschloss sich der Gemüsebauer, den größten europäischen Gemüseverarbeiter Bonduelle zu beliefern. Der Kontakt entstand über die Erzeugergenossenschaft Landgard. „Das war eine gute Entscheidung. Der Markt für ‚Fresh-Cut Salate‘ wächst. Die Mischung in der Tüte ist bequem und bietet frische Vielfalt“, erklärt  Andreas Richter.

Ein kleiner Teil der Salate sowie Wirsing, Rotkohl, Weißkohl und Sellerie geht auch an Edeka oder Rewe. Mit Bonduelle wird die Jahresmenge abgesprochen, dann auf die einzelnen Wochen umgelegt, aber auch jeweils der Nachfrage angepasst: „Im Sommer wird häufig Salat gegessen, aber es sind auch Ferien und viele Verbraucher verreist.“

Urlaub können sich die Richters und ihre vier Mitarbeiter aus Polen – darunter Grzegorz, Artek und Kuba und je nach Bedarf zwei Mitarbeiter aus Meerbusch – in der Erntezeit nicht erlauben: „Wegen der hohen Temperaturen fangen wir jetzt um fünf Uhr morgens mit der Ernte von täglich 2,5 bis 3,5 Tonnen Rohware an. Sie wird sofort in die Kühlung gefahren, auf fünf Grad runtergekühlt und am nächsten Morgen fünfmal pro Woche mit Kühl-LKWs zu Bonduelle nach Straelen gefahren.“

Gesetzt werden die Endivien- und Lollo Rossa-Jungpflanzen aus Holland im Frühjahr auf dem Feld am Apelter Weg. Sie brauchen bis zu sechs Wochen, um 500 bis 800 Gramm auf die Waage zu bringen. Aber jetzt macht Andreas Richter die Trockenheit zu schaffen: „Drei Regenmaschinen laufen fast rund um die Uhr, spucken pro Stunde bis zu 20.000 Liter Grundwasser auf den Acker. Noch ist es nicht kritisch, aber der Wasserstand sinkt. Und ohne Wasser ist Wachstum im Moment gleich Null.“

Es muss per Hand geerntet werden, „bevor die Endivien in Selbsterhaltung gehen und Blüten ansetzen.“ Wenn das nicht geschieht, gehen zehn bis 20 Prozent kaputt, der Wirsing zeige schon Trockenschäden. „Heute muss ein Gemüse wie das andere aussehen“, weist Richter auf die zunehmenden Anforderungen an die Betriebe hin.

Er selbst ist für das Qualitätsmanagement zuständig, dokumentiert und kontrolliert die Pflanzenschutzdüngung. Bonduelle entnimmt monatlich ein bis zwei Wasserproben und einmal pro Woche eine Produktprobe: „Keine Rückstände im Produkt – das ist Voraussetzung.“ Der Gemüsebau-Meister weiß, dass vor allem regionale Produkte gefragt sind: „Ich weiß, was ich tue, wir spritzen nicht.“ Er ärgert sich oft über Spaziergänger und Radfahrer am Apelter Weg: „Sie nehmen keine Rücksicht darauf, dass hier Gemüse für die Verbraucher wächst. Und auch die freilaufenden Hunde verursachen Schäden.“

Insgesamt bearbeitet der landwirtschaftliche Betrieb 40 Hektar und rund 5000 Quadratmeter Gewächshaus-Fläche. Dort wachsen vor allem Bohnen und gelbe, rote und schwarze Tomaten in vielerlei Formen. Die Blumen für den privaten Gebrauch werden von Oma (90) und Opa (91) gegossen: „Hier leben drei Generationen unter einem Dach. Mein Vater kümmert sich um die Bodenbearbeitung und meine Mutter kocht auch für die Mitarbeiter.“ Andreas Richters Frau ist in einer anderen Branche tätig: „Wir möchten das trennen. Das tut auch unserer Tochter gut, die jetzt in die Schule kommt.“

 Gemüsebauer Andreas Richter ist mitten in der Ernte.

Gemüsebauer Andreas Richter ist mitten in der Ernte.

Foto: Anne Orthen (ort)

Ausschließlich Büroarbeit wäre nichts für den Büdericher, der sich in Schützenbruderschaft und Feuerwehr engagiert: „Jeden Tag an der frischen Luft – das ist toll.“ Zurzeit aber wünscht er sich eine Pause von der anstrengenden Sieben-Tage-Woche: „Zwei bis drei Tage Regen täten uns und auch dem Gemüse gut.“

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