Meerbusch Edel-Rennwagen aus Lank
Meerbusch · Die Firma Hipercars fertigt in Lank-Latum aus älteren Porsche-Modellen moderne Rennwagen. Für 60 000 Euro und mehr bekommen Kunden ihr individuelles Fahrzeug. Weltweit sucht das Unternehmen nach Gebrauchtwagen.
Oliver Hofmann verkauft ein besonderes Gut: automobile Träume. In der Werkstatt des Autohauses im Gewerbegebiet In der Loh werden unter seiner Regie Porsche-Serienmodelle zu originalgetreuen Rennwagen umgebaut. Der Schwerpunkt liegt auf den Modellen mit luftgekühlten Motoren des Stuttgarter Autoherstellers, die bis Ende der 1990er Jahren hergestellt wurden. Ihr Preis: ab 60 000 Euro aufwärts.
Abstimmung auf dem Nürburgring
Im vergangenen Jahr hat Hipercars mit der Auto-Manufaktur begonnen. Jetzt verlässt etwa ein Wagen pro Monat die Werkstatt des Herstellers. "Mehr sollen es auch nicht werden", sagt Geschäftsleiter Hofmann. Er betont, dass die Anschaffung eines solchen Autos eine Wertanlage sei. Während Neuwagen mit dem Kauf rapide an Wert verlören, würden die professionell umgebauten Porsche aufgrund der steigenden Nachfrage wertvoller. So kauft sich manch ein Kunde statt einer Eigentumswohnung eben einen Porsche-Rennwagen. "Mit welcher Anlage können sie schon so viel Spaß haben?", sagt Hofmann.
Mit dem Umbau von älteren Serienfahrzeugen zu Rennwagen mit Straßenzulassung folgt Hipercars einem Trend. Galt in den 1980er Jahren noch die Maßgabe "breit und tief", habe nun die Retro-Welle die Branche erfasst. So steckt unter den alten Karosserien der Wagen moderne Technik. Um Gewicht zu sparen, werden zum Beispiel Anbauteile durch Carbon ersetzt. Auch die Motoren werden für die Ansprüche stark überarbeitet. Ein Porsche 964, der aktuell in den Verkaufsräumen zu sehen ist, bringt es so auf 520 PS — statt 360 PS in der stärksten Serien-Variante. Keiner der hergestellten Wagen gleiche dem anderen, da stets Kundenwünsche berücksichtigt würden. Zur Abstimmung des Fahrwerks werden die Fahrzeuge abschließend auf dem Nürburgring getestet.
Bevor die Porsche-Rennwagen aus Lank-Latum in Produktion gehen, steht häufig eine lange Suche nach geeigneten Gebrauchtfahrzeugen. "Der Markt in Deutschland ist nahezu leer gefegt", sagt Hofmann. Deshalb reist der 49-Jährige dreimal pro Jahr in die USA. Auch Japan war bereits ein Reiseziel. Entsprechend ausgebildete Mechaniker zu finden, sei ebenfalls nicht einfach. Den meisten fehle das nötige Know-how für die älteren Fahrzeuge. "Die Spezialisten sterben leider aus", sagt Hofmann. Dass in Meerbusch und der näheren Umgebung auch viele wohlhabende potenzielle Kunden leben, sei für die Wahl des Unternehmensstandorts übrigens nicht entscheidend gewesen. Es war einfach zum richtigen Zeitpunkt die passende Immobilie frei.
Neben der Herstellung von Rennwagen ist die Restauration von Fahrzeugen ein wichtiger Geschäftszweig des Unternehmens. Finanzstarke Kunden können sich ungewöhnliche Wünsche erfüllen lassen. Ein Auftraggeber wünschte sich einen neuen Porsche Targa des Typs 993. Da das Modell aber seit 1997 nicht mehr hergestellt wird, wird der Wagen derzeit in der Werkstatt komplett zum Neuwagen umgebaut. Der Preis für die Erfüllung dieses Traums übersteigt den Neupreis von rund 50 000 Euro aus den 1990er Jahren. Mit dem hohen Maß an Individualität will sich die Lanker Firma von der Konkurrenz abheben, erklärt Hofmann mit einem Augenzwinkern: "Bei uns bekommt der Kunde auch karierte Maiglöckchen."
