Meerbusch "Dieser Beuys ist beschissen"

Düsseldorf · Das ist ein "Stoff wie aus dem Beuys-Klischee-Bilderbuch": Auf dem Boden liegen schwarzbraune Kugeln aus undefinierbarem Material (es war die Eule), Federn darunter, Halbverdautes. Organisch, archaisch, ein bisschen eklig. Findet zumindest der Autor Christof Siemes, der in der Wochenzeitschrift "Die Zeit" einen großen Bericht über Beuys verfasst und dazu auch das Ehrenmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege in Büderich besucht hat. "Dieser Beuys ist beschissen", sind seine Eingangsworte – unter dem Eindruck des Besuchs.

Beim "netten Herrn Lutum" (Leiter der Unteren Denkmalbehörde) hat er sich den Schlüssel zum Turm geholt, um das Kreuz des Künstler Joseph Beuys zu betrachten, das dieser im Auftrag der Stadt 1958 angefertigt hat. Lutum vergaß natürlich nicht zu erwähnen, dass die Stadtväter großen Mut bewiesen hätten. Die zweimal drei Meter große Holzfigur ist laut Siemes die einzig (halb-)öffentlich zugängliche Skulptur des Künstlers, der eine Zeit lang auch in Meerbusch gelebt hat.

Doch der Zustand scheint nicht optimal. Angesichts der großen Aufmerksamkeit, die der 1986 verstorbene Künstler zurzeit bekommt, könnte die Stadt das Mahnmal ein bisschen besser pflegen. Das ist zumindest der Tenor, der durch die Zeilen spricht. "Ist Beuys 2010, 24 Jahre nach seinem Tod ein Fall für die Denkmalpflege?" fragt der Zeit-Autor. Eine Auffassung, die auch Dr. Herbert Jacobs, Vorsitzender des Fördervereins Haus Meer, zu teilen scheint. Als Beuys-Forscher hat er den Artikel in der "Zeit" entdeckt, kopiert und gleich an den "netten Herrn Lutum" verschickt.

Dezernentin Angelika Mielke-Westerlage soll auch eine Kopie bekommen. Jacobs liegt das Kunstwerk am Herzen. Sei vielen Jahren beschäftigt er sich mit der Zeit, die Beuys in Meerbusch verbracht hat und plant dazu eine Veröffentlichung.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort