Meerbusch Diebe stehlen Kabel von der Bahnstrecke

Meerbusch · Unbekannte haben zwischen Meerbusch-Osterath und Weißenberg von den Oberleitungsanlagen drei Kabel zu je 150 Meter abgetrennt und zwei davon gestohlen. Zwischen Neuss und Krefeld verkehrten Busse und Taxen

 Auf der Höhe von Osterath hatten Unbekannte Ankerseile abgeschnitten.

Auf der Höhe von Osterath hatten Unbekannte Ankerseile abgeschnitten.

Foto: Strücken,Lothar

Der Lokführer eines Güterzuges hatte in der Nacht zu gestern großes Glück. Weil ein durchtrenntes Kabel über den Schienen herabhing, wurde der Zug gegen 3 Uhr morgens auf der Höhe von Kaarst/Osterath jäh gebremst. Das vermutlich stromführende Stahlseil mit bis zu 18 000 Volt Spannung prallte in die Fahrerkabine, die Frontscheibe ging kaputt. Der Lokführer blieb jedoch unverletzt. Eine Weiterfahrt war allerdings nicht möglich. Triebwagen und Waggons mussten von der Strecke weggeschleppt werden, teilt die Bundespolizei in Düsseldorf mit.

Sie ermittelt wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr und wegen Diebstahls von Buntmetall. Denn die Oberleitung hing nicht zufällig niedriger als sonst. Unbekannte hatten zwischen Meerbusch-Osterath und Weißenberg von den Oberleitungsanlagen drei Kabel zu je 150 Meter abgetrennt und zwei davon gestohlen, berichtet Bundespolizeisprecherin Monika Gößling.

Nach Auskunft der Deutschen Bahn handelt es sich bei dem Diebesgut aber nicht um die Oberleitungsdrähte selbst, sondern um sogenannte Ankerseile. Sie sind an den Oberleitungsmasten befestigt und halten sie in der Senkrechten. Für Bahnfahrer zwischen Neuss und Krefeld bedeutete der Stahldiebstahl Unannehmlichkeiten. Weil die Reparaturarbeiten bis 11.30 Uhr dauerten, konnten die Bahnen des Regionalexpresses RE 7 zwischen den Hauptbahnhöfen von Krefeld und Neuss nicht auf der Strecke verkehren. Stattdessen richtete die Bahn einen Ersatzverkehr ein. Die Busse — teilweise auch Taxen — fuhren von Neuss über Meerbusch nach Krefeld und zurück. Wie viele Fahrgäste betroffen waren, kann die Bahn nicht sagen.

Der Bundespolizei zufolge kommt es wegen der hohen Metallpreise immer wieder zu Kabeldiebstählen an Bahnstrecken. Wo die Diebe das Metall bevorzugt verkaufen, wollen die Beamten nicht bekanntgeben. Die Täter, die man in der Vergangenheit im Raum Düsseldorf gefasst habe, seien meist Einzeltäter gewesen.

Schon vor drei Wochen, am Mittwoch 19. Februar mussten Bahnreisende zwischen Düsseldorf und Kleve mit Verspätungen rechnen. Betroffen war fast sechs Stunden lang der RE 10. Die Deutsche Bahn musste bei Osterath eine Weiche reparieren, an der zuvor ebenfalls Metalldiebe die Kabel abgetrennt und die Anlage so unbrauchbar gemacht hatten.

Die Bahn hatte vor kurzem betont, dass Kabeldiebstahl mittlerweile ein Problem ist, dass dringend gelöst werden muss. Rund 2700 erfolgreiche Raubzüge gingen im Jahr 2012 auf das Konto der Diebe, die nicht nur Kabel, sondern teilweise auch Schienenstücke herausnehmen. Rund 17 000 Züge konnten aufgrund der notwendigen Reparaturarbeiten nicht nach Fahrplan fahren — das ergab eine Verspätung von insgesamt 240 000 Minuten. Der Schaden für die Bahn beträgt jährlich annähernd 20 Millionen Euro. Es werden bereits verdeckte Ermittler eingesetzt.

(RP)
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