Meerbusch Die sieben Kreuze von Lank-Latum
Meerbusch · Als Ersatz für eine Pilgerreise wird die "althergebrachte Römerfahrt" an sieben Fußfällen wiederbelebt.
Sieben Kirchen am Standort haben nur wenige Städte zu bieten. Das ist wohl der Grund, warum bereits im Spätmittelalter im Rheinland auf unterschiedliche Weise Ersatz für die Pilgerreise zu den sieben Hauptkirchen Roms gesucht und gefunden wurde. Um aber auf Pilgerreisen in ferne Länder verzichten und diese sehr alte Tradition in ihrer Gemeinde pflegen zu können, haben Lank-Latumer und weitere Katholiken am Niederrhein nach einer anderen Möglichkeit gesucht und sie gefunden. Bis Mitte der 1960er Jahre zog durch die Gemeinde Lank am Palmsonntag eine Prozession. Während dieser "althergebrachten Römerfahrt" ging es entlang von sieben Wegekreuzen - der sieben Fußfälle.
Diese Tradition ist jetzt wiederbelebt worden. Gestern Abend zog die Lank-Latumer Gemeinde wieder zu den Kreuzen im Dorf, eineinhalb Stunden lang.
Heimatkreis-Vorsitzender Franz-Josef Radmacher kann sich erinnern: "Als Kind war ich am Passionssonntag dabei - nicht immer unbedingt gern." Ob sich die Bezeichnung "althergebrachte" auf einen älteren Brauch in Lank selbst bezieht, ist nicht bekannt. Ebenso wenig kann nachgewiesen werden, wann diese Tradition in der Pfarre entstanden ist. Radmacher weiß, dass in diesem Zusammenhang in einem Lageplan der Güter von Haus Latum aus dem Jahr 1795 eine entsprechende Anmerkung auftaucht und in alten Karten, wie beispielsweise der Tranchot-Karte von etwa 1810 die Kreuze eingezeichnet sind. Ihre Namen erhielten die "Fußfälle" aufgrund der Gewohnheit der Gläubigen, sich zur Verehrung von Jesus Christus mit beiden Knien gleichzeitig zu Boden fallen zu lassen. "Denn in der Historie gilt die in Jerusalem im vierten Jahrhundert aus dem Volk heraus entstandene Tradition des Kreuzwegs der Erinnerung an Jesus", berichtet Pfarrsekretärin Michaela Trautmann. Damals gingen Pilger in Erinnerung an die Passion den Leidensweg Jesu auf der "Via Dolorosa" (schmerzreiche Straße) nach.
Als Mitarbeiterin der Pfarrei Hildegundis von Meer ist Michaela Trautmann maßgeblich an der Wiederbelebung dieses Brauches, der im Jahr 2013 geschah, beteiligt. Der Heimatkreis Lank hat sich vor allem mit einer speziellen Werkgruppe unter der Leitung von Willi Schäfer und Karl-Heinz Thelen über einen langen Zeitraum um den Erhalt der Wegkreuze gekümmert. Schon in den 1980er Jahren wurde der Heimatkreis hier aktiv. Verschiedene Kreuze - häufig durch Vandalismus zerstört - wurden auch unter Mithilfe von Bürgern ersetzt oder repariert. Damit können die Gläubigen anstatt einer aufwändigen Pilgerreise die Römerfahrt als symbolische Nachbildung der Via Dolorosa zur Ehrung Jesu nutzen.
In Meerbusch kann dieser Kreuzweg auch in anderen Stadtteilen nachgewiesen werden. Nur in Langst-Kierst scheint er entweder nicht vorhanden gewesen zu sein oder er ist völlig verschwunden. Gängige Darstellungsformen der sieben Stationen sind auch in Lank-Latum Bilderzyklen, Wegekreuze oder Bildstöcke mit figürlichen Szenen. "Das liegt immer im Ermessen des Künstlers oder Handwerkers, der die Kreuze anfertigt und ist eher Zufall", sagt Franz-Josef Radmacher.