Serie: Menschen in den Ortsteilen Wo alle Fäden zusammenlaufen

 In der Serie stellen wir Menschen vor, ohne die die Ortsteile ärmer wären. Heute: Ilona Appel.

 Ilona Appel ist in Nierst aufgewachsen und engagiert sich stark in der dortigen Kinder- und Jugendarbeit. Sie ist auch Bindeglied zwischen Alt-Nierstern und Zugezogenen.

Ilona Appel ist in Nierst aufgewachsen und engagiert sich stark in der dortigen Kinder- und Jugendarbeit. Sie ist auch Bindeglied zwischen Alt-Nierstern und Zugezogenen.

Foto: Anna Steinhaus

Ilona Appel hat einen vollen Terminkalender. Eigentlich hat sie gleich mehrere. Denn die 36-Jährige ist nicht nur berufstätig und Mutter einer elfjährigen Tochter. Sie ist in gleich zwei Nierster Vereinen aktiv. Der große, grau-schwarze Kalender, den sie mitgebracht hat, ist „pickepackevoll“ – „und das sind nur meine ehrenamtlichen Tätigkeiten“, merkt sie an.

Ilona Appel ist in Nierst aufgewachsen und hat – nach einem Zwischenstopp in Langst – fast ihr ganzes Leben dort verbracht. Seit 2015 ist sie die Zweite Vorsitzende des kfd und seit 2016 im Vorstand des Nierster Bürgervereins. 15 bis 20 Stunden, schätzt Appel, investiert sie jede Woche in diese ehrenamtlichen Aufgaben. „Ich bin da damals so reingerutscht“, erzählt sie. Zwar war Ilona Appel bereits schon einige Jahre kfd-Mitglied, aber so richtig los ging es für sie erst 2016, als sie einen Kindertrödelmarkt in Nierst organisieren wollte. Der Trödelmarkt wurde ein Erfolg und Ilona Appel „überredet“, sich weiter im kfd zu engagieren. Sie beschloss, sich einzubringen: „Ich stehe nicht gerne vorne und rede vor vielen Menschen“, sagt Appel, „ich bleibe lieber im Hintergrund und organisiere.“

Über den kfd kam sie schließlich auch zum Nierster Bürgerverein. Seit März 2016 ist sie Vorstandsmitglied. „Jeder übernimmt dort eine bestimmte Aufgabe“, sagt die 36-Jährige. Kassenwart, Schriftführer – das wollte Appel alles nicht machen. Sie schlug kurzerhand vor, sich um die Kinder- und Jugendarbeit in Nierst zu kümmern. Seitdem gibt es zahlreiche Angebote für alle Altersklassen. Bastelangebote, Kinderkino, Motto-Partys, Spiele-Nachmittage und bald eine Spielgruppe für Krabbelkinder. Als Unterstützung gibt es einen Kindervorstand, der auch die Arbeit mitgestaltet.

Bevor Ilona Appel Mitglied des Vorstands des Bürgervereins wurde, gab es so gut wie keine Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche im 1400 Einwohner-Örtchen. „Wir machen keine Betreuung. Entweder die Kinder sind so groß, dass sie allein kommen können, oder sie werden von den Eltern begleitet“. Jede Woche gibt’s ein anderes Programm. „Gleich wird mit den Kindern gebastelt, und morgen ist Bingo mit Großeltern und Enkeln“, erzählt sie.

Mittlerweile hat die Niersterin ein Netzwerk von über 100 Personen, die regelmäßig an den Angeboten teilnehmen. Über Termine und Events informiert Appel über Social Media, dafür gestaltet sie gerne kleine digitale Flyer für jede Veranstaltung. „Auch in meinem Whatsapp-Status steht immer, was demnächst ansteht. Manchmal schreibe ich auch rein, wenn wir noch etwas brauchen, zum Beispiel Kaffeekannen. Die Leute melden sich dann von ganz allein.“

All das macht sie zwischendurch, „immer wenn Zeit ist.“ Manchmal schleichen sich da natürlich auch kleine Fehler ein. Einmal, erzählt sie, lud sie zum Waffelessen ein. Doch statt „Heute gibt es Waffeln“, stand auf dem Flyer „Heute gibt es Waffen“. „Bis mir jemand eine Nachricht schrieb und fragte: ,Welches Kaliber denn?’ Zuvor ist mir das nicht aufgefallen“, erzählt Ilona Appel schmunzelnd.

Obwohl sie in Nierst aufgewachsen ist („Man ist mit dem halben Dorf verwandt“, erklärt sie lachend.) lerne man trotzdem in den Vereinen immer wieder Nierster kennen, mit denen es bisher keine Berührungspunkte gab. „Und über die Kinder- und Jugendarbeit habe ich tatsächlich mehr Kontakt mit Zugezogenen.“ Ob als Bindeglied zwischen Alt-Nierstern und Zugezogenen oder als Schnittstelle zwischen kfd und NBV – bei Ilona Appel laufen alle Fäden zusammen. Dass es ihr überhaupt möglich ist, so viel zu stemmen, liegt an ihren flexiblen Arbeitszeiten, die sie als Selbstständige hat und – sie hebt den Arm mit dem kleinen rechteckigen Gerät in der Hand – dem Smartphone. „Das macht vieles einfacher. Wenn ich das nicht hätte, ginge das alles nicht.“

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