Lesung Die Fragen der Kriegsenkel

Meerbusch · Wie hat das Kriegsschicksal der Eltern und Großeltern das eigene Leben beeinflusst? 23 Kriegsenkel haben eine Entdeckungsreise in die Vergangenheit unternommen - und die Ergebnisse als Buch ("Nebelkinder - Kriegsenkel treten aus dem Traumaschatten der Geschichte") veröffentlicht.

"Vieles bleibt auch heute noch im Nebel und gilt als Tabu-Thema", erklärt die Meerbuscherin Mariel Pauls-Reize. Sie, Kathleen Battke, Annedore Schiffer und Thomas Bebiolka machten auf ihrer Lesereise in der Buchhandlung Mrs. Books in Lank-Latum Station. Wie sich im Anschluss an die Leseproben herausstellte, ist das Thema auch 70 Jahre nach Kriegsende aktuell. Allerdings finden die aufgeworfenen Fragen in der Publikumsdiskussion unterschiedliche Antworten. Kann das Schicksal der Eltern und Großeltern das eigene Leben beeinflussen? Wie gebe ich die unverarbeiteten Erlebnisse weiter? Mariel Pauls-Reize betont: "Ich habe erst jetzt begriffen, dass ich das Ganze nicht mehr nur privat sehen darf." Als Tochter von Vertriebenen hatte sie wie viele der Nachkommen von Flüchtlingen, NS-Tätern, Frontsoldaten und Überlebenden des Krieges bisher nicht die Möglichkeit, darüber zu sprechen: "Meine Verwandten ließen mich lediglich ihre starke Sehnsucht nach der Heimat spüren." Wie aus dem Publikum zu hören war, ging es in anderen Familien offener zu, "aber es wurde nicht alles ausgesprochen". In den ersten Jahren nach Kriegsende fehlte die Zeit, um diese Dinge zur Sprache zu bringen. "Und noch heute ist es oft die Scham, die zum Schweigen führt", erklären die vier Autoren.

(mgö)
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