Meerbusch Die Bremse im Kopf lösen

Düsseldorf · Frauen sind in Meerbusch an vielen Stellen aktiv – ob als Mütter oder Berufstätige, vernetzt in Vereinen oder solo an wichtigen Stellen in der Wirtschaft. Wir stellen in loser Folge Frauen aus der Stadt im Grünen vor.

Mit 50 hat Ulla Bundrock-Muhs eine mutige Entscheidung getroffen. Sie hat ihre sichere Stelle als Lehrerin in Osterath nach 25 Jahren im Schuldienst aufgegeben und sich selbstständig gemacht. "Das war genau richtig", blickt die heute 55-Jährige zurück. In ihrem Haus am Görgesheideweg in Osterath bietet sie seither unter dem Namen "Querkopf" Beratung, Mediation und Seminare an.

Die 55-Jährige denkt gern gegen den Strich. "Was ist eigentlich ein normaler Mensch", ist eine Frage, die die ehemalige Pädagogin für Kunst und Philosophie umtreibt. In der Beratung sucht sie deshalb nicht unbedingt nach der Krankheit ihrer Klienten, sondern nach Lösungen.

"Wer zu mir kommt, sollte drei Stunden Zeit mitbringen", sagt sie. Das ist ein Zeitraum, in dem sie zuhört – und Stück um Stück nach Lösungen sucht. "Das erscheint mir sinnvoller, als Leute wie in einer klassischen Therapie üblich, nach einer Dreiviertelstunde wieder nach Hause zu schicken."

Besonders viele Menschen zwischen 45 und 55 kommen zu ihr, hinterfragen plötzlich, "was tue ich eigentlich?" – "Mit 16 Jahren wissen die meisten Menschen, was sie wollen. Doch dieses Gewissheit geht oft verloren. Deshalb versuche ich, die Menschen dort wieder hinzubringen", sagt Bundrock-Muhs, wohl wissend, dass dies ein radikales Unterfangen sein kann. "Sekt oder Selters", diese Frage hat sie sich auch gestellt.

Seit 1981 lebt die Pädagogin, Heilpraktikerin und Beraterin in Meerbusch. "Hier ist alles möglich", sagt sie. Ihr liegt vor allem daran, dass die Menschen mehr an demokratischen Prozessen partizipieren, und das am besten schon in jungen Jahren. Aus diesem Grund hat sie den Verein "Stadtelternrat" gegründet, ist mit Jugendlichen in Sitzungen des Rats und seiner Ausschüsse gegangen.

"In Meerbusch gibt es viele hochgebildete Menschen." Diese Netzwerke zu nutzen, findet sie wichtig. Sie selbst ist Mitglied beim international tätigen Frauennetzwerk Soroptimist. "Dort ist es nicht nur wichtig, Geld für Projekte zu sammeln, sondern sich mit seinen Kompetenzen einzubringen."

Die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern (16 und 18 Jahre), würde gern mehr Anstöße geben und auch bekommen. "Man muss Themen wie Vereinbarkeit von Familie und Beruf einmal wirklich hinterfragen und es nicht bei einem Schlagwort belassen", findet die Querdenkerin. "Dazu muss man manchmal eine Bremse im Kopf lösen", sagt sie.

Sie sucht deshalb einen Raum in Meerbusch, in dem sie "Auszeiten" anbieten kann, in denen einfach mal "quergedacht" wird. Eine zentrale Frage ist für sie: "Spielst Du die Hauptrolle in Deinem Leben?" Bundrock-Muhs hat diese Frage für sich eindeutig beantwortet.

(RP)
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