Meerbusch Die "Bestimmerin" freut sich auf den Ruhestand

Meerbusch · Nach 28 Jahren als Grundschullehrerin an der Adam-Riese-Schule ist Marina Mannes nun in Pension.

 So werden die Kinder Marina Mannes in Erinnerung behalten. Mit ihrem Blumen-verzierten Fahrrad kam die Lehrerin jeden Morgen zur Schule.

So werden die Kinder Marina Mannes in Erinnerung behalten. Mit ihrem Blumen-verzierten Fahrrad kam die Lehrerin jeden Morgen zur Schule.

Foto: Ulli Dackweiler

Ein Lehrer wird von seinen Schülern schnell in eine bestimmte Schublade geschoben. Einige Kategorien wären: streng, lustig, spießig oder einfach freundlich. Bei Marina Mannes fällt eine eindeutige Einschätzung schwer — denn sie ist von allem ein bisschen. Feststeht: Ihren Beruf als Grundschullehrerin, sagt sie, hat sie mit ganzem Herzen ausgeübt. Und zurückbekommen hat sie viel Lebensfreude und schöne Erinnerungen.

Wie lebensfroh und lustig die 65-Jährige ist, erkennt man schon an ihrem Fahrrad, mit dem sie seit Jahren zur Arbeit gefahren ist. Geschmückt mit bunten Blumen war es stets der Blickfang auf dem Schulhof. Ihr Klassenzimmer ist der zweite Beweis. Mannes nannte es das "Pippi-Langstrumpf-Zimmer", denn der Raum war gemütlich und verspielt eingerichtet: Eine Couch, ein großer Teppich und viele Pflanzen — die Lehrerin hat viel getan, damit sich ihre Kinder im Unterricht wohlfühlen. Besonders stolz ist sie auf den "Geburtstagsthron", ein mit grünem Samtstoff überzogener Sessel, auf dem die Kinder an ihrem Ehrentag Platz nehmen durften, samt Krone versteht sich. "Die Schüler waren immer sehr stolz, wenn sie auf dem Thron sitzen durften", erinnert sich Mannes. "Warum sollten sie nicht auch im Unterricht ihren Geburtstag feiern können?"

Aber die Schüler haben auch eine strenge Marina Mannes erlebt. "Man muss sich heute noch viel mehr um die Kinder kümmern als früher", meint sie. "Einige von ihnen kommen aus schwierigen familiären Verhältnissen und bekommen nur wenig Zuwendung von den Eltern." Beim obligatorischen "Morgenkreis" habe die Lehrerin oft Beängstigendes gehört, wenn die Kinder von ihrem Alltag zuhause berichteten. Deshalb nahm sich Mannes die Erziehung und das Wohlergehen ihrer Schüler zu Herzen — das fing schon beim Frühstück an. "Ich habe immer darauf geachtet, dass sich die Kinder gesund ernähren und ausreichend Obst und Gemüse zu sich nehmen." Die Lehrerin kontrollierte sogar die Pausenbrot-Dosen. "Süßigkeiten haben darin nichts zu suchen", sagt sie. Und selbst nach Schulschluss stand Marina Mannes ihren Schulkindern mit Rat und Tat zur Seite. "Die Eltern hatten auch immer meine private Telefonnummer für Notfälle."

Die 65-Jährige war eine anspruchsvolle Lehrerin. Das gibt sie offen zu. Aber manche Ansprüche seien eben unverzichtbar — Höflichkeit zum Beispiel. Auf dem Schulhof grüßte sie jeden Schüler, der ihr über den Weg lief, mit einem freundlichen Lächeln und einem anständigen "Guten Tag". Beim Betreten des Klassenzimmers erwartete sie allerdings auch dasselbe von den Kindern. "Ich habe konkrete Vorstellungen davon, wie ein Mensch zu sein hat", sagt Mannes. "Aufrichtig, höflich und ehrlich sind für mich die wichtigsten Eigenschaften." Den inoffiziellen Titel "Bestimmerin", den ihr die Schüler verliehen haben, schätzt sie daher sehr — er zeuge von Respekt.

Nun kommt der Ruhestand. "Auch wenn ich noch gerne weitergemacht hätte, bin ich nicht traurig, dass nun der nächste Lebensabschnitt kommt", sagt die Lehrerin. Von nun an widmet sie sich ihren Lieblingsbeschäftigungen: Tennis spielen, Bücher lesen — vielleicht sogar selbst ein Buch schreiben — und mit ihren zwei kleinen Hunden lange Spaziergänge machen. Auch für ihre ehrenamtliche Funktion als "Lesetante" im Kindergarten hat sie jetzt viel Zeit, denn mit Kindern möchte sie auf jeden Fall weiterarbeiten. Als Lehrerin hat Marina Mannes viele Zeugnisse geschrieben — früher sogar noch von Hand — und die Kinder dabei in möglichst präzisen Sätzen beurteilt. Was für ein Zeugnis würde sie sich selbst nach all den Jahren ausstellen? "Schwierig", meint sie. Deshalb ist sie bescheiden und sagt einfach: "Sie hat getan, was sie konnte."

(RP)
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