Meerbusch Dick aufgetragen für die Bühne

Meerbusch · Mehr als zehn Jahre hat Peter Krause an den Kammerspielen in Düsseldorf in der Maske gearbeitet und Schauspielern ihre Rollen ins Gesicht geschminkt. Heute arbeitet er in Büderich bei Werner Jung als Frisör.

Peter Krause (51) wirkt natürlich, zurückhaltend. Er setzt eher auf gepflegtes Understatement, als auf knallige Effekte. Nur an den "Kammerspielen" in Düsseldorf hat er richtig dick auftragen. "Das war schon krass. Wegen der Scheinwerfer musste das aber sein", sagt Krause, der seit 1998 als Frisör bei Werner Jung in Büderich die Köpfe der Kundinnen frisiert.

Der ausgebildete Frisör mit Zusatzausbildung Kosmetik hat Mitte der 80er Jahre an den Kammerspielen an der Düsseldorfer Jahnstraße in der Maske angefangen. Er erinnert sich gern an diese Zeit. "Das war zwar superstressig", sagt er, "aber auch spannend."

Sein Arbeitstag begann um 17 Uhr. Dann ging's richtig rund. Je nach Aufführung und Zahl der Schauspieler sauste er zwischen den beiden Garderoben — eine für Männer, eine für Frauen — hin und her, schminkte den Schauspielern ihre Rollen kräftig ins Gesicht und sorgte für die passende Perücke. "Das war eine heikle Angelegenheit. Jeder wollte sofort bedient werden. Und wehe, ich habe einen bevorzugt. Dann hieß es gleich: ,Das ist sein Liebling.'"

Das Klischee vom eitlen Schauspieler kann Krause deshalb gut nachvollziehen. Mehr als zehn Jahre stand er hinter der Bühne, immer bereit, eine Haarsträhne zu richten und das Make-up zu erneuern. Marianne Rogée (heute aus der Lindenstraße bekannt) hat er geschminkt, Heide Keller (heute Traumschiff) und "noch einen aus der Lindenstraße", dessen Name ihm entfallen ist. "Nett waren sie alle auf ihre Art", sagt Peter Krause, der immer bis zum Ende der Vorstellung ausharrte und anschließend auch mit 'rüberging in die Theaterstube.

Stücke wie Jean-Paul Sartres "Die respektvolle Dirne", Jean Cocteaus "Schreckliche Eltern", Christine Brückners "Wenn du geredest hättest, Desdemona" oder Ingmar Bergmanns "Szenen einer Ehe" standen in den 80er Jahren auf dem Spielplan der Kammerspiele. Heinrich Spoerls "Maulkorb", Loriots dramatische Werke und "Nonnsense" hat Krause begleitet — und die Schauspieler immer auf den Punkt geschminkt. Heute geht es ruhiger zu im Leben von Krause.

An vier Tagen arbeitet er in Büderich. Zwei Tage ist er in seinem Kaarster Visagisten-Studio, wo er Perücken für an Krebs erkrankte Menschen herstellt und Lymphdrainagen anbietet — zum Entschlacken und Entgiften. Peter Krause ist diskret. "Wichtig ist es, zuzuhören", sagt er. So schafft er es auch, seinen Kundinnen im Laden zur passenden Frisur zu raten. Bei prominenten Kundinnen hilft ihm die Erfahrung aus der Maske der Kammerspiele.

(RP)
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