Meerbusch Deshalb schwimmt die Feder

Düsseldorf · Ein Jahr nach der Stadtgründung Meerbuschs haben Eltern den Kindergarten 71 initiiert. Inzwischen betreibt der Trägerverein zwei Standorte. Die Einrichtungen beteiligen sich am "Tag der kleinen Forscher".

strümp Phil (4) und Sebastian (5) sitzen vor zwei Wasserschüsseln. Eine grüne Feder schwimmt oben. Der weiße Matchbox-BMW ist untergegangen. "Die Feder ist so leicht. Deshalb bleibt sie oben", weiß Phil. Sebastian fügt hinzu. "Der Plastikbecher geht auch nicht unter." Die beiden Jungen besuchen die Kindertageseinrichtung An der Strempe in Strümp. Dort gehört "forschendes Lernen" zum Programm. Aktuell nimmt der Kindergarten 71 (Kiga 71) an einem Projekt der Stiftung "Haus der kleinen Forscher" teil. Ein grüner Koffer liefert das erforderliche Lernmaterial. Auf Folien sind Experimente etwa mit bunten Würfelzuckerstücken ("Warum lösen die sich auf?") oder Heftzwecken, die auf der Wasseroberfläche liegen bleiben, beschrieben.

Das "Reggio-Prinzip"

"Wir versuchen, das Projekt einmal pro Woche in den Kindergartenalltag zu integrieren", erläutert Carola Deus, Leiterin und Erzieherin mit einer Zusatzausbildung "Soziales Management". "Einen festen Stundenplan gibt es bei uns nicht. Wir richten unser Programm nach den Bedürfnissen der Kinder aus. Wir schauen, wie es ihnen geht, was sie machen möchten", beschreibt die Leiterin das Prinzip der Pädagogik. Cord Wellhausen, Gründungs- und Vorstandsmitglied des Trägervereins, ordnet ein: "Wir arbeiten nach dem Reggio-Prinzip", erläutert er. Es stamme aus den 90er Jahren. Rund um die italienische Stadt Reggio nell'Emilia sei es in 33 Kindertageseinrichtungen praktiziert und weiterentwickelt worden – als ergebnisoffener, experimenteller Ansatz.

"Als Privatinitiative wollen wir besser sein als andere Einrichtungen", sagt Deus. Ein junges Team aus neun Fachkräften bemüht sich um Kinder und ihre Eltern. "Vor knapp zwei Jahren sind wir als Familienzentrum zertifiziert worden", berichtet die Leiterin. Als Nächstes ist die Zertifizierung der Küche angepeilt, dann die als Haus der kleine Forscher. Doch erst einmal muss angebaut werden. Die Vorgaben des Kinderbildungsgesetzes (Kibiz) sehen mehr Ruhe- und Schlafräume vor.

Drei Gruppen gibt es im Kiga 71. Für Unterdreijährige, für Zwei- bis Sechsjährige und für Drei- bis Sechsjährige. "Wir waren die erste Einrichtung in Meerbusch, die unter Dreijährige betreut hat", berichtet Wellhausen, der sich nur ein Jahr nach der Stadtgründung gemeinsam mit anderen Eltern für die Gründung eines privaten Kindergartens einsetze.

Finanziert wird er zu 96 Prozent vom Land. Vier Prozent schießt die Stadt zu. "Da wir jedoch auch Träger der Gebäude sind, müssen wir für den Anbau mit bezahlen", so Wellhausen. 90 Prozent der Summe trägt die Stadt. Das restliche Geld müsse der Verein aufbringen.

Dem kleinen Phil ist das egal. Hauptsache, Mama holt ihn gleich ab, und er kann von seinen Experimenten in der Wasserschüssel berichten.

(RP)
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