Meerbusch Der Raps blüht drei Wochen zu früh

Meerbusch · Wo im vergangenen Jahr erst zartes grün zu sehen war, leuchtet jetzt gelb der Raps. Bereits im Juli kann er geerntet und zu Speiseöl oder Biodiesel verarbeitet werden. Die Bedeutung der Pflanze könnte zunehmen, sagen Bauern.

 Ein Rapsfeld vor der St.-Stephanus-Kirche in Lank. Links ist der Wasserturm zu sehen. Die meisten Bauern verkaufen ihren Raps an die Ölmühlen in Neuss. Dort werden jährlich rund 800 000 Tonnen Rapssaaten verarbeitet.

Ein Rapsfeld vor der St.-Stephanus-Kirche in Lank. Links ist der Wasserturm zu sehen. Die meisten Bauern verkaufen ihren Raps an die Ölmühlen in Neuss. Dort werden jährlich rund 800 000 Tonnen Rapssaaten verarbeitet.

Foto: Felix Stein

Viele Felder in Meerbusch sehen zurzeit aus wie ein gelbes Meer. Der Raps steht in voller Blüte. "Drei Wochen früher als letztes Jahr", sagt Landwirt Mathias Kluth von der Kreisbauernschaft. "Wenn es jetzt nicht noch richtig kalt wird, gehe ich davon aus, dass wir schon im Juli ernten können." Der 33-Jährige baut seit etwa vier Jahren Raps an. "Er passt - wie Zuckerrüben - gut in die Fruchtfolge." Ob sich der Anbau auch rechne, wisse ein Landwirt bei der Aussaat im August oder September allerdings nicht. "Der Preis schwankt. Und es lohnt sich erst, wenn eine Tonne Raps doppelt so viel bringt wie eine Tonne Winterweizen." Denn von einem Rapsfeld könne man nur die Hälfte der Menge eines gleich großen Weizenfeldes ernten. "Die Rapskörner sind sehr klein", erklärt Kluth. Daher baue er die gelbe Pflanze nur auf einem kleinen Teil seiner Felder an.

Den Siegeszug hat die gelbe Pflanze im Rhein-Kreis denn auch noch nicht angetreten. Nur auf rund vier Prozent der Felder wachse Raps, berichtet Wolfgang Wappenschmidt, Vorsitzender der Kreisbauernschaft. "Die Böden hier sind aber alle dafür geeignet."

Mit der Zuckerrübenreform im Jahr 2005 habe der Anbau in der Region zugenommen. Als Alternative, weil keiner genau wisse, wie sich der Rübenpreis entwickele. Wappenschmidt hat auch schon selbst einen Rapsversuch auf seinen Feldern gestartet. "Aber die Tauben hatten die ganze Ernte eines Jahres abgefressen, so dass wir es wieder gelassen haben." Etwa fünf bis zehn Prozent der Blüten werden von Bienen bestäubt, denen der Raps reichlich Nektar spendet, teilt die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen mit. Aus den Blüten wachsen bis zum Juli Schoten mit kleinen, zwei Millimeter dicken Körnern heran, die einen sehr hohen Ölgehalt haben.

"Die Bauern hier in der Region verkaufen ihren Raps weitestgehend an die Ölmühlen in Neuss", berichtet Kreislandwirt Wappenschmidt. "Ob daraus Speiseöl oder Biodiesel entsteht, ist für den Anbau nicht entscheidend." Dies sei vertraglich auch nicht festgelegt, bestätigt Agrarwirt Kluth. Die Bezahlung richte sich nach dem Ölgehalt. "Der ausgepresste Rapskuchen ist sehr proteinreich und wird als wertvolles Futtermittel an die Bauern verkauft." Denn es gebe viele Firmen, die Wert darauf legten, dass die Tiere mit einheimischen Futtermitteln ernährt werden.

Die Ölmühle Sels in Neuss kauft jährlich rund 800 000 Tonnen Rapssaaten mit einem Ölgehalt von 300 000 Tonnen. Etwa 60 Prozent werden zu Speiseöl raffiniert. "40 Prozent verkaufen wir als Rohöl weiter", sagt Geschäftsführer Fred de Bruin. Was die Kunden mit dem Rohöl machten, sei unterschiedlich. "Es kann zu Biodiesel verarbeitet werden, zu Schmieröl für technische Anwendungen, es kann in der Kosmetikindustrie eingesetzt werden."

(RP)
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