Im kleinen Nierst wird jeck gefeiert Karneval einfach nur kurz und bündig

Das kleine Örtchen Nierst ist die absolute Karnevalshochburg von Meerbusch. Andreas Mertens stellt in diesem Jahr den Karnevalsprinzen. Die Wagenbauer sind schon kräftig dabei, den Rosenmontagsumzug vorzubereiten.

 Freut sich auf die Session: der Nierster Karnevalsprinze Andreas IV. in der Wagenbauhalle Baakes.

Freut sich auf die Session: der Nierster Karnevalsprinze Andreas IV. in der Wagenbauhalle Baakes.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Nierst ist ein beschauliches Dörfchen. Idyllisch gelegen, eingerahmt von weiten grünen Feldern. Kirche, Dorfplatz, Kindergarten. Doch einmal im Jahr wird Nierst zum Mittelpunkt der Welt – zumindest für die Meerbuscher. Wenn die fünfte Jahreszeit beginnt, wird Nierst zur jecken Bastion: „Die Neeschter Kerk, dat is för mech d’r Kölner Dom.“ Hinter der Domstadt brauchen sich die „Neschter“ nicht zu verstecken. Immerhin dauert der Rosenmontagszug acht Stunden – und das bei „nur“ einem Dutzend Wagen und 1300 Einwohnern. Beim feierlichen Umzug, der in diesem Jahr unter dem Motto „Wat ne Zirkus“ stattfindet geht es sprichwörtlich um die Wurst oder auch die „Woosch“. Die wird aufwendig eingesammelt. Jede Familie, die an der abendlichen Galasitzung teilnehmen möchte, überreicht in einer feierlichen Zeremonie einen Meter Wurst an den „Peiers“, einen als Clown verkleideten Jungkarnevalisten.

Die Wurst wird auf dem Wooschwaarels, dem ersten Wagen des Zuges, gesammelt. Dann wird ein Tusch gespielt, der Schunkel-Walzer getanzt, der Fahnenschwenker schwenkt die Fahne und die Spender erhalten eine Essensmarke, um abends mitspeisen zu können. 150 Kilo Wurst kommen so jedes Jahr zusammen, schätzt Karnevalsprinz Andreas IV. Mertens. „Da muss man auch erstmal einen Metzger finden, der die Wurst herstellt.“

 Das Nierster Kinderprinzenpaar Nicolas und Sophie auf seinem Wagen in der Wagenbauhalle. Das Motto dieses Jahr: „Wat ne Zirkus“.

Das Nierster Kinderprinzenpaar Nicolas und Sophie auf seinem Wagen in der Wagenbauhalle. Das Motto dieses Jahr: „Wat ne Zirkus“.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Auch sonst hat der Karnevalsverein „Kött on Kleen“ beeindruckende Zahlen: Ein Dutzend Wagenbaugruppen gibt es, die jedes Jahr teilnehmen, der Karnevalsverein – der ein „Jungesellenverein“ ist, zählt 160 Mitglieder und insgesamt, so schätzt Andreas Mertens, „machen 400 bis 500 Leute aktiv beim Rosenmontagszug mit.“ Sogar ein Kinderprinzenpaar fährt jedes Jahr auf dem zweiten Wagen mit. Dieses Jahr sind es Sophie I. Horster und Nicolas I. Lenzen.

Der Rosenmontagszug ist für die Nierster und Prinz Andreas das Highlight der Session. Dicht gefolgt von der Galasitzung im Anschluss. „Dann kommt das Dorf zusammen, dann fängt Karneval an“, so Mertens. Bei der Galasitzung wird nicht nur die „Woosch“ verspeist, sondern auch der schönste Wagen ausgezeichnet. „Das sind zwei, drei Teams, die das immer unter sich ausmachen“, weiß Prinz Andreas IV. Auch er gehört zu einer Wagenbaugruppe (Baakes). „Unsere Glanzzeit ist aber vorbei“, meint er, „die beste Platzierung war ein zweiter Platz vor einigen Jahren. Die Wagenbaugruppe Wolters habe für dieses Jahr ihren „Angriff“ verkündet.“

Wer in Nierst aufwächst, hat Karneval im Blut. So auch Andreas Mertens, der in diesem Jahr Karnevalsprinz ist.. Mit 16, das Mindestalter für den Beitritt, wurde er Mitglied bei Kött on Kleen. Er kennt die Aufgaben als Prinz, denn er war bereits zwei Mal als Minister dabei. „Da durfte ich mir das Ganze schon mal anschauen.“

„Viel Urlaub“ habe er sich für die jecke Jahreszeit genommen, um seinen Pflichten nachkommen zu können. Ansonsten vertraut er auf die Fachkenntnis seiner Minister: „Original die sieben Leute waren 2011 und 2012 auch als Prinz und Minister zusammen.“

Warum er bei Kött on Kleen beigetreten ist? „Die Frage stellt sich für einen jungen Nierster nicht“, sagt er und lacht. Andere Karnevalsvereine haben jedes Jahr Schwierigkeiten, einen Prinz zu finden. „Wir haben nie Nachwuchssorgen gehabt“, meint Mertens. Schließlich wollen sogar viele von außerhalb Mitglied werden. Doch das geht nicht. Wer bei Kött on Kleen beitreten will, muss zum Zeitpunkt des Antrags seinen Wohnsitz in Nierst haben. „Wir hatten schon einige, die ihren Wohnsitz extra für ein paar Tage umgemeldet haben“, sagt er. „Andere fragen uns, wieso wir jedes Jahr einen Prinz haben,“ erzählt Bernhard Horster, der ebenfalls Wagenbauer und Mitglied bei Kött on Kleen ist. „Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass wir es klein und beschaulich halten. Der Spaß steht im Vordergrund“. Schließlich stehe dafür auch der Name. Denn „Kött on kleen“ heißt übersetzt „kurz und bündig“.

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