Meerbusch Der Mann, der die Stadt Meerbusch rettete, ist tot

Meerbusch · Meerbusch trauert um Ernst Handschumacher, den ersten gewählten Bürgermeister der 1970 gegründeten Stadt. Er kämpfte für deren Erhalt, als Düsseldorf und Krefeld kurz nach der Gründung Meerbusch eingemeinden wollten.

 Jubel nach zweijährigem Kampf gegen die Auflösung der Stadt Meerbusch: Ernst Handschumacher am 20. Mai 1976: 94 Landtagsabgeordnete stimmten für den Erhalt Meerbuschs, 92 dagegen.

Jubel nach zweijährigem Kampf gegen die Auflösung der Stadt Meerbusch: Ernst Handschumacher am 20. Mai 1976: 94 Landtagsabgeordnete stimmten für den Erhalt Meerbuschs, 92 dagegen.

Foto: Stadtarchiv

Vier Jahre nach seiner Wahl zum ersten Bürgermeister der 1970 gegründeten Stadt Meerbusch sah sich Ernst Handschumacher gezwungen, die Ratsmitglieder auch schon zur letzten Sitzung des Stadtrates zusammenzurufen. Der Landtag NRW hatte kurz zuvor die Auflösung von Meerbusch beschlossen: Die Stadtteile Büderich, Osterath, Strümp und Ilverich sollten von Düsseldorf eingemeindet werden, Lank-Latum, Ossum-Bösinghoven, Langst-Kierst und Nierst von Krefeld. Handschumacher schloss die Sitzung mit den Worten: "Ich war glücklich, Ihr Bürgermeister zu sein!"

Dass die Stadt Meerbusch heute noch existiert - und Handschumacher weitere fünfeinhalb Jahre ihr Stadtoberhaupt blieb - ist vor allem dem Einsatz des wenig konfliktscheuen Büdericher Christdemokraten zu verdanken. Zwar gab das Oberverwaltungsgericht Münster der Stadt Meerbusch Recht und kassierte das so genannte "Düsseldorf-Gesetz", allerdings nur wegen eines Formfehlers. Den wollte der damalige Innenminister Burkhard Hirsch (FDP) heilen und lud im frisch eröffneten Meerbusch-Gymnasium zur Anhörung. "Dort hat Handschumacher derart auf den Putz gehauen, dass der Innenminister den Journalisten des WDR das weitere Filmen untersagte", erinnert sich der frühere Stadtdirektor Edgar Sonnenschein. Genau das dürfte Meerbusch gerettet haben. Der schwere Eingriff des liberalen Ministers in die Pressefreiheit wurde Thema im Landtag. "Der Eklat hat den einen oder anderen Landtagsabgeordneten noch auf unsere Seite geholt", ist sich Sonnenschein sicher. Handschumacher selbst drückte es so aus: "Das war die Geburtsstunde von Meerbusch." Die entscheidende Abstimmung im Landtag im Jahr 1976 ging denkbar knapp aus - mit zwei Stimmen Mehrheit für den Erhalt von Meerbusch. 1979 trat der Rechtsanwalt nicht mehr zur Bürgermeisterwahl an, gemeinsam mit seiner Frau Helmar zog der Familienvater in die Eifel. Dort hatte das Ehepaar bereits 1973 die Klosteranlage "Gut Reichenstein" gekauft.

Auf dem Anwesen ist Ernst Handschumacher, wie gestern bekannt wurde, am 14. November im Alter von 90 Jahren gestorben.

Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage sagte: "Mit Dr. Ernst Handschumacher ist ein großer Meerbuscher von uns gegangen." Der CDU-Fraktionsvorsitzende Werner Damblon kündigte gestern an, dass seine Partei den Namen Handschumacher dauerhaft in Meerbusch verankern will. "Ob durch eine Straßenbenennung oder einen Preis - das werden wir jetzt mal sehen."

(RP)
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