Meerbusch Der Landwirt für Meerbusch

Meerbusch · Wilhelm Paschertz ist zum neuen Ortslandwirt gewählt worden. Der 39-jährige Bösinghovener vertritt die Interessen der Bauern gegenüber der Stadt. Er leitet einen sehr alten Familienbetrieb. In seiner Freizeit geht der Familienvater gerne jagen.

 Wilhelm Paschertz sieht sich eher als Betriebswirt und Koordinator statt als klassischer Bauer. Er kontrolliert täglich die Bestände, koordiniert die Arbeiter und entwirft Erntepläne.

Wilhelm Paschertz sieht sich eher als Betriebswirt und Koordinator statt als klassischer Bauer. Er kontrolliert täglich die Bestände, koordiniert die Arbeiter und entwirft Erntepläne.

Foto: ulli dackweiler

Bösinghoven Wer einen Bauernhof mit großem Misthaufen und krähendem Hahn erwartet, wird sich wundern. "So sah es zwar in meiner Kindheit auf den Höfen aus, die heutigen Betriebe haben nur noch wenig damit zu tun", sagt Landwirt Wilhelm Paschertz. "Anstatt Pflüge, die von Pferden gezogen werden, verwenden wir hochmoderne, technische Geräte." Paschertz selbst sieht sich auch eher als Betriebswirt und Koordinator. Er kontrolliert täglich den Bestand, koordiniert rund 50 Saisonarbeiter und erstellt etwa Erntepläne. Zudem kümmert er sich seit neuestem um die Belange der Meerbuscher Bauern. Denn Paschertz ist zum Ortslandwirt gewählt worden. "Ich bin der verlängerte Arm der Landwirtschaftskammer und vertrete die Interessen der rund 40 Landwirte in Meerbusch gegenüber der Stadt", erläutert Paschertz. "Mein Ziel ist es, den Politikern ein reales Bild der Landwirtschaft aufzuzeigen."

Für den Bösinghovener kam nie ein anderer Job infrage. "Landwirt ist ein so interessanter Beruf", sagt er. "Man benötigt ein umfassendes Wissen über Pflanzenkunde sowie die technischen, zum Teil computergesteuerten Geräte und sollte Ahnung von Betriebswirtschaft haben. Zudem ist es jedes Jahr erneut eine Herausforderung, bei unterschiedlichster Witterung eine gute Ernte einzufahren."

Doch momentan hat Paschertz ein bisschen mehr Zeit für sich. Auf den Feldern steht lediglich das Wintergetreide und Rhabarber. Erst Anfang März wird das erste Gemüse gepflanzt. Im April folgen das Düngen und der Pflanzenschutz, was der Landwirt selbst übernimmt, bevor im Mai die Erntezeit beginnt. Bedenken wegen der Pflanzenschutzmittel wischt der 39-Jährige beiseite. "Die heutigen Zusatzstoffe sind wesentlich unbedenklicher als noch vor 15 Jahren", sagt er. "Man nimmt immer mehr Abstand von den chemischen Keulen."

Für zeitlich festgelegte Hobbys hat der Landwirt keine Zeit. "Ich muss flexibel bleiben und die Witterung im Auge behalten", erläutert Paschertz. Wenn er jedoch ein bisschen abschalten möchte, geht der Familienvater auf die Jagd. "Sobald ich im Hochsitz sitze, komme ich zur Ruhe", sagt er. "Auch wenn ich einfach nur die Tiere beobachte."

Die größten Probleme, mit denen Landwirte zu kämpfen haben, sind das Wetter und die Marktpreise. "Jeder weiß, dass es auch schlechte Jahre gibt, damit muss man rechnen", sagt Paschertz. Im vergangenen Jahr jedoch war weniger das Wetter ein Problem als vielmehr der EHEC-Skandal. Viele Betriebe wurden an den Rand des Ruins getrieben. "Es gab Ausfälle von Zehntausenden Euros bis hin zu Millionenverlusten. Lediglich Sonderzahlungen des Bundes konnten einige vor der Pleite retten", sagt Paschertz. Er selbst war nicht direkt betroffen. "Doch über das gesamte Jahr waren die Preise im Keller."

Die Preispolitik ist ein großes Problem für die Landwirte. Zwar erhält jeder von ihnen Zuschüsse von rund 350 Euro pro Hektar, um überhaupt den Marktpreis zu halten, "ob es die Prämien allerdings nach 2013 noch geben wird, ist ungewiss", sagt Paschertz. "Doch ohne Subventionen könnten viele Betriebe nicht überleben."

Daran gibt der Landwirt zum Teil den Verbrauchern die Schuld. "Schließlich kaufen die Wenigsten nur saisonales Gemüse, sondern greifen auf Ware aus Südeuropa zurück. Und wir bleiben auf unserem Gemüse sitzen", sagt der Ortslandwirt.

(RP)
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