Areal Böhler Der Charme der industriellen Architektur

Meerbusch · Die Geschäftsführung von Böhler-Uddeholm hat es sich zur Aufgabe gemacht, die alten Gebäude des ehemaligen Stahlwerks zu erhalten und sie dennoch zu modernisieren. Fünf Bauwerke stehen inzwischen unter Denkmalschutz

 Früher standen Dutzende Schornsteine auf dem Gelände . Heute ist es noch einer. Von weitem ist der Schriftzug "Areal Böhler" zu erkennen.

Früher standen Dutzende Schornsteine auf dem Gelände . Heute ist es noch einer. Von weitem ist der Schriftzug "Areal Böhler" zu erkennen.

Foto: Böhler/Dackweiler

Das ehemalige Kesselhaus könnte so einiges über das Leben der vergangenen 99 Jahre auf dem Böhler-Werksgelände erzählen — gehört es doch zu den ersten Gebäuden, die auf dem Gebiet des Stahlwerks errichtet wurden. 1915 war das — mitten im Ersten Weltkrieg. Und so waren es auch Granaten, die das Kesselhaus als erste Waren das Werk verlassen sah. Das Kesselhaus sah über Jahrzehnte aber auch bis zu 4500 Menschen täglich morgens auf das Gelände kommen und es abends, müde von der harten Arbeit an den Hochöfen oder in den Schmieden, wieder verlassen.

 Der Wasserturm überragt alle übrigen Gebäude auf dem Areal. Die Uhr zeigte den Arbeitern die Zeit an. Der Wasserturm steht unter Denkmalschutz.

Der Wasserturm überragt alle übrigen Gebäude auf dem Areal. Die Uhr zeigte den Arbeitern die Zeit an. Der Wasserturm steht unter Denkmalschutz.

Foto: Ulli Dackweiler

Es wird sich aber auch an die ausgelassene Stimmung im Wand an Wand zu ihm gebauten Böhler-Bad noch gut erinnern. Dort erholten sich die Mitarbeiter beim Baden und Schwimmen, bevor es nach Hause ging. Das war für die meisten die angrenzende Böhler-Siedlung, die die Meerbuscher heute noch so nennen, die inzwischen aber unter "Rhein-Eck" firmiert.

 Früher durften nur wenige Leute mit dem Auto auf das Werksgelände. Am Pförtnerhaus musste damals die Einfahrt-Erlaubnis gezeigt werden. Heute ist die Zufahrt für alle geöffnet. Einen Pförtner gibt es aber noch immer.

Früher durften nur wenige Leute mit dem Auto auf das Werksgelände. Am Pförtnerhaus musste damals die Einfahrt-Erlaubnis gezeigt werden. Heute ist die Zufahrt für alle geöffnet. Einen Pförtner gibt es aber noch immer.

Foto: Ulli Dackweiler

"Damals gab es auf dem Werksgelände alles, was man brauchte: das Schwimmbad, eine eigene Feuerwehr, einen Kindergarten. Es war fast wie eine eigene kleine Stadt", sagt Frank Dehorn. Er ist bei Böhler-Uddeholm seit 2009 Geschäftsführer für die Bereiche Finanzen, IT, Personal und Recht. Und betreut die Entwicklung und Vermarktung des Areals Böhler. Das ist inzwischen ein Gewerbepark mit einem großen Spektrum an Mietern. Und so bekommt das ehemalige Kesselhaus heute nicht mehr nur Mitarbeiter von Böhler-Uddeholm zu sehen, sondern auch die von Autowerkstätten, Gärtnereien, Architektur-Büros oder Chemielaboren — um nur einige der zahlreichen Mieter zu nennen.

Dass das Kesselhaus inzwischen ganz schön in die Jahre gekommen ist und seit dem Jahr 2000 — wie vier weitere Gebäude — unter Denkmalschutz steht, sieht man ihm jedoch nicht an. Ganz im Gegenteil: Die markante turmförmige Ausbildung des Gebäudes ist ebenso gut erhalten wie Fassade und Innenleben — nur die historischen Kessel und Maschinen gibt es nicht mehr. "Nach dem Ende der Stahlproduktion wurde darüber nachgedacht, Teile des Werkes abzureißen und nicht mehr in die Gebäude zu investieren. Zum Glück hat der Konzern sich dann entschieden, doch externe Mieter in die Leerstände zu holen", sagt Dehorn.

Mit der Zeit sei Böhler-Uddeholm ganz bewusst dazu übergegangen, die Substanz der historischen Gemäuer zu erhalten und sie zu modernisieren. "Wir wollen den alten industriellen Charme erhalten und mit modernem Ambiente kombinieren", sagt Dehorn. Dafür wurde vor allem die Infrastruktur modernisiert, einige Gebäude bekamen einen neuen Anstrich. "So machen wir es hier freundlicher und heller", sagt Dehorn. Denn das Areal Böhler solle moderne Angebote für Unternehmer, Künstler und Firmen in denkmalgeschützten und historischen Gebäuden bieten.

Das Kesselhaus freut diese Unternehmens-Philosophie: Seit gut 15 Jahren ist es wieder belebt. Die Firma Broich-Catering veranstaltet in der Halle des Kesselhauses Feiern und große Veranstaltungen. Ähnlich dürfte es da den Alten Schmiedehallen gehen. Nachdem der Betrieb dort 1993 eingestellt worden war, nutzte ein Schrotthändler die große Halle, die für Büros nicht geeignet war. Inzwischen hat der Konzern Böhler-Uddeholm aus ihr eine moderne Event-Location gemacht.

"Die Alten Schmiedehallen sind mein persönlicher Lieblingsort auf dem Areal", sagt Dehorn. "Sie waren in einem desolaten Zustand. Da war es ein sportliches Unterfangen, ein Konzept zu finden und sie zu einer beliebten Veranstaltungshalle zu machen." Die Kombination vom Charme der Historie und der modernen Ausstattung sei genial und beispielhaft für das gesamte Areal, betont der Geschäftsführer. Besonders durch die Veranstaltungen in der Alten Schmiedehallen und im Kesselhaus sei es gelungen, Stahl und High Society zu kombinieren.

Besucher der Schmiedehalle unddes Kesselhaus erfreuen sich vor allem an der Vielfalt auf dem Gelände. Denn auch alle übrigen Gebäude sind inzwischen gut belebt.

(RP)
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