Meerbusch Das Kandidatenduell

Düsseldorf · Streitgespräch: Die Bürgermeisterkandidaten der beiden großen Ratsfraktionen waren zu Gast bei der Rheinischen Post. Amtsinhaber Dieter Spindler (CDU) setzt auf Erfahrung, SPD-Kandidat Georg Neuhausen auf mehr Diskussion im Vorfeld von Entscheidungen.

Warum soll der Wähler sich für Sie entscheiden?

Spindler Die Bürger kennen mich als kommunikativen Menschen, der auf die Erfahrung aus zehn Jahren im Amt verweisen kann. Dass ich Jurist bin, ist durchaus hilfreich, um die Geschäfte der Stadtverwaltung zu führen. Die sachliche Arbeit ist etwas, das mir liegt.

Neuhausen Meine Bürgernähe ist mein Vorteil. Ich weiß, wo den Meerbuschern der Schuh drückt. Ich bin engagiert und kenne sowohl die Erfordernisse der Verwaltung aus meiner beruflichen Erfahrung in Krefeld als auch die politische Seite aus 20 Jahren Kommunalpolitik.

Die CDU wirbt als einzige Partei massiv für die Ansiedlung eines Frischemarktes. Die gibt's nur mit uns, heißt der Slogan.

Spindler Die Ansiedlung eines attraktiven Frischemarktes mit einem gastronomischen Angebot wäre eine riesige Chance für Osterath und damit für Meerbusch. Es fließt zu viel Kaufkraft in die umliegenden Gemeinden. Mit einem Frischemarkt könnte man einen Teil davon hier behalten.

Neuhausen Wir sind gegen einen Markt in dieser Größenordnung. Das würde den Einzelhandel in Osterath gefährden. Darüber hinaus muss man mit einem Verkehrsaufkommen rechnen, das den Stadtteil über die Maßen belastet. Wir wollen einen kleineren Supermarkt für die Nahversorgung.

Was würde es für die Arbeit des Bürgermeisters bedeuten, wenn weitere Parteien wie etwa UWG und Zentrum in den Rat einziehen?

Spindler Wir würden vor Entscheidungen weiterhin vorab Gespräche führen. Denn wichtigste Aufgabe eines Bürgermeistern ist es, die Verabschiedung des Haushalts sicher zu stellen. Eine vernünftige Basis für Entscheidungen zu haben, ist wichtig.

Neuhausen Wir würden es auf jeden Fall begrüßen, wenn mehrere Parteien einen Sitz im Rat bekämen. Es wäre gut, die Mehrheit der CDU zu brechen, damit wieder mehr diskutiert und um die Entscheidung gerungen wird. Die CDU soll auf die Unterstützung anderer Parteien angewiesen sein.

Welche Rolle nimmt die Stadt Meerbusch im Rhein-Kreis Neuss ein?

Spindler Der Landrat hat gerade erst erklärt, Meerbusch sei eine tolle Stadt. Dem ist nicht viel hinzuzufügen. Wir sind natürlich im Dialog über die Aufgaben des Kreises und außerdem darum bemüht, die Kreisumlage möglichst niedrig zu halten.

Neuhausen Wir haben sehr gute Kreistagsabgeordnete, und Meerbusch ist als Stadt der Kultur ein Begriff im Rhein-Kreis Neuss. Ich denke dabei auch an den am Rheinufer aufgestellten Beuys-Kopf des Künstlers Anatol und die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen des Mahnmals Alter Kirchturm in Büderich.

Ist der Rhein-Kreis Neuss für die Stadt Meerbusch überflüssig?

Spindler Wir hätten als große kreisangehörige Gemeinde durchaus Aufgaben des Rhein-Kreises an uns ziehen können. Doch dann hätten wir das komplette Paket übernehmen müssen.

Neuhausen Wir haben im Stadtrat ja diskutiert, ob wir zum Beispiel das Ausländeramt oder die Geschwindigkeitskontrollen in eigener Regie übernehmen sollten. Das hätte aber auch zu erheblichen Kosten geführt.

Düsseldorf streicht die Kita-Gebühren für alle, auch für Millionäre. Ein Vorbild für Meerbusch?

Spindler Bislang zahlen Eltern bis 15 000 Euro Jahreseinkommen keine Kita-Gebühren. Wir werden vorschlagen, diese Grenze auf 25 000 Euro anzuheben.

Neuhausen Wir fordern schon lange die Abschaffung der Kita-Gebühren. Die Kosten für Bildung sollten grundsätzlich für alle frei sein.

Wie sieht Meerbusch in sechs Jahren aus, wenn Sie Bürgermeister werden?

Neuhausen Ich stehe für mehr Bürgernähe. Für eine Verwaltung, die flexibler reagiert und schon im Vorfeld von Entscheidungen mehr auf die Bürger zugeht. Dann gibt es auch nicht solchen Streit, wie beim Strümper Markt- und Sportplatz. Ich würde den Schuldenabbau vorantreiben und versuchen, mehr junge Familien nach Meerbusch zu holen. Wir brauchen finanzierbares Bauland, attraktive Schulen und Kindergärten.

Spindler Die Verwaltung ist ein guter Dienstleister. Sie macht schon jetzt mehr, als gesetzlich vorgeschrieben ist. Beim Strümper Sportplatz hätte es gar keine Bürgerversammlung geben müssen. Sie hat trotzdem stattgefunden. Einzelne, die dagegen sind, finden sich immer. Man muss auch die Kraft zu Entscheidungen haben. Sonst passiert gar nichts. Wir haben in den kommenden Jahren viel vor der Brust, vor allem den Ausbau der Schul-Mensen und Kitas, immerhin ein 10-Millionen-Euro-Programm. Wenn wird das geschafft haben, werden wir kürzer treten müssen.

In vielen Themen sind Sie einer Meinung. Was halten Sie von Job-Sharing?

Spindler Es gibt zwar viel zu tun. Aber für zwei ist das Amt nicht geeignet.

Norbert Stirken, Jan Popp-Sewing, Heike Schoog führten das Gespräch

Alle Informationen zur Kommunalwahl finden Sie hier in unserem Special.

(RP)
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