Meerbusch Das Gefühl, getragen zu werden

Düsseldorf · Daniela Dzieia ist Heilpraktikerin für Psychotherapie. Auf dem Boverter Hertenhof bietet sie Therapien für Kinder und Jugendliche an, die Lernschwächen, Depressionen oder Persönlichkeitsstörungen haben.

bovert Haflingerstute Stacy (18) sowie Schimmelstute und Kollegin Cheyenne (13) haben wahrlich keinen Grund, sich zu beschweren. Kaum jemand erntet bei der Arbeit so viel Liebe und Aufmerksamkeit wie sie, und ihr Arbeitsplatz liegt direkt am Meerbuschwald. Stacy und Cheyenne sind Therapiepferde auf dem Boverter Hertenhof und genießen daher das Privileg, stets von Kinderhänden umsorgt zu sein.

Ihre Arbeitgeberin Daniela Dzieia ist Heilpraktikerin für Psychotherapie. Sie hat sich auf Entspannungstraining für junge Menschen spezialisiert. Im Herbst hat sie mit einem Kollegen eine Gemeinschaftspraxis in Büderich eröffnet. Mit dem idyllischen Hertenhof hat sie sich einen Traum erfüllt. "Ich habe bereits seit acht Jahren Pferde. Schon immer habe ich diese Leidenschaft mit meinem Beruf verbinden wollen. Erst gab ich Reitstunden für Jungen und Mädchen. Dabei fiel mir auf, welch unbeschreiblich positiven Einfluss die Pferde auf sie haben", erzählt sie. "Heute kommen Kinder zu mir, die unter Konzentrations- Koordinations- oder Identitätsdefiziten leiden. Die Pferde helfen den jungen Klienten, sich neu wahrzunehmen. Mit großem Erfolg", sagt die Büdericherin. "Wenn sich Kinder den alltäglichen Anforderungen nicht ganz gewachsen fühlen, schaffen die sensiblen Tiere schnell und spielerisch neues Selbstvertrauen."

Die Bewegungen des Pferdes stärken Körperwahrnehmung und Gleichgewicht. Auch wenn die Kleinen mit großer Begeisterung auf dem Pferderücken sitzen, geht es nicht darum, Reiten zu lernen. Putzen, Misten, Führübungen, Spiele und Sattelpflege vermitteln den Kids das Gefühl, Verantwortung zu tragen und gebraucht zu werden. "Die Beziehung zum Pferd, das sich langsam entwickelnde Vertrauen stellen die Eckpfeiler meiner therapeutischen Arbeit dar", erklärt Dzieia den Erfolg.

Speziell Jungen und Mädchen mit Persönlichkeitsproblematik, Lernschwächen, Depressionen oder Angstneurosen haben es schwer, Beziehungen zu ihren Mitmenschen und ihrer Familie aufzubauen. Durch das "sich ums Pferd kümmern" werde soziale Kompetenzen neu geschult.

Gerade Kindern kommt diese Art der Behandlung eher entgegen als ein therapeutisches Setting in einer Praxis. "Wo wir Menschen oft nicht weiter wissen, findet das Pferd einen völlig anderen Zugang. Oft erlebe ich, dass die Heranwachsenden sehr schnell beginnen, sich den Erwachsenen über das Pferd als eine Art Medium zu öffnen. Es kommen Gespräche zustande, die man nicht hätte initiieren können. Solche Momente entstehen wie zufällig. Die Kinder bemerken nicht, dass sie therapiert werden. Es geht hier um Spaß, Verantwortung, Liebe und ganz viel frische Luft", sagt die 42-Jährige.

(RP)
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