Meerbusch Das Ende der Telefonzellen

Düsseldorf · Wegen Vandalismus und mangelnder Nutzung will die Telekom weitere Telefonzellen abbauen. Die Rheingemeinden sollen dabei ihr letztes öffentliches Telefon verlieren.

Die Telekom dünnt ihr Angebot an Telefonzellen in Meerbusch weiter aus. Sechs Anlagen sollen demnächst abgebaut werden, darunter die öffentlichen Fernsprecher am Parkplatz des Büdericher Friedhofs (Brühler Weg) und an der Alten Schule in Langst-Kierst.

Damit würden die Rheingemeinden ihre letzte Telefonzelle verlieren. Über diese Absichten informierte die Telekom jetzt die Stadt. Für die 54 000 Meerbuscher sollen dann 20 öffentliche Fernsprecher ausreichen. Morgen wird das Thema im Hauptausschuss diskutiert (ab 17 Uhr, Dr. Franz-Schütz-Platz).

Zur Begründung verweist die Telekom darauf, dass "die meisten der angeführten Standorte keinen oder nur einen geringen Monatsumsatz verzeichnen". Das sei auf die enorme Verbreitung von Handys zurückzuführen. Die Kosten zur Beseitigung der Vandalismusschäden seien mittlerweile teurer als die bereits "recht hohen" Betriebskosten. Immer wieder treten Unbekannte Scheiben der Telefonhäuschen ein oder beschmieren die Wände. Die Anlage in Langst-Kierst ist zurzeit in einem besonders schlechten Zustand.

Kritik vom Seniorenbeauftragten

Von Meerbuschs Seniorenbeauftragten Albert Güllmann kommt Kritik an der Telekom-Streichliste: "Telefonzellen an Orten aufzugeben, wo viele Senioren unterwegs sind, wie etwa am Büdericher Friedhof, halte ich für falsch". Man dürfe nicht vergessen, dass Mobiltelefone unter den Älteren eben nicht so verbreitet seien, wie bei Jugendlichen. Und wenn Senioren ohne Handy mal von unterwegs ein Taxi rufen müssten, seien sie eben auf Telefonzellen angewiesen.

Die Telekom verweist darauf, dass nach dem Abbau zwei bestehende öffentliche Telefone in Lank-Latum und Büderich (Hauptstraße 35/Dr. Franz-Schütz-Platz) durch drahtlosen Internetzugang zu "HotSpots" werden könnten. Dort können dann Besitzer von so genannten Smartphones nach Online-Registrierung mit ihren Handys gegen Gebühr ins Internet. Der Seniorenbeauftragte bezweifelt allerdings, dass das ein ausreichender Ersatz für die abgebauten Fernsprecher ist.

Insgesamt hat die Telekom im Jahr 2008 bei der Bundesnetzagentur beantragt, bundesweit 10 000 Telefonzellen an "extrem unwirtschaftlichen Stellen" abzubauen.

Ginge es nach der Telekom, würde es längst auch am Büdericher Park&Ride-Platz Haus Meer und an der Bösinghovener Alten Schule keine öffentlichen Telefone mehr geben. Deren Abbau hatte der Konzern 2009 vorgeschlagen, diese Absicht auf Bitte der Politik hin jedoch zurückgezogen. Das Telefon am Park&Ride Platz Bovert verschwand trotz Fürsprache der Politik. Auch jetzt hat der Ausschuss die Möglichkeit, der Telekom den Erhalt aller oder bestimmter Telefone vorzuschlagen. Frage des Tages

(RP)
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