Meerbuscher Spargel-Bauern „Ich hatte viele schlaflose Nächte“

Osterath · Die Sorgen der Spargelbauern wegen fehlender Arbeitskräfte waren groß. Dank lokaler Unterstützung ist die Ernte zwischenzeitlich aber gut angelaufen. Doch gleichzeitig plagen die Landwirte neue Probleme.

 Nora Ummelmann, Caroline Wienen und Felicitas Glewes (v.l.) bei der Spargelernte.

Nora Ummelmann, Caroline Wienen und Felicitas Glewes (v.l.) bei der Spargelernte.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Die ersten Tage sind geschafft – sowohl für die Osterather Spargelbauern Andreas Hoppe und Markus Frenken als auch für ihre neu rekrutierten Erntehelfer. Seit vergangener Woche wird der erste Spargel von den Feldern geerntet, obwohl nur ein Teil der Helfer aus Mittel- und Osteuropa anreisen konnte. Stattdessen haben die Landwirte lokale Arbeitskräfte organisiert. Andreas Hoppe startete beispielsweise einen Aufruf bei Facebook, auf den sich viele Leute gemeldet haben. Darunter auch die drei Studentinnen Caroline Wienen, Nora Ummelmann und Felicitas Gleumes, die wegen der Corona-Krise aktuell viel freie Zeit haben. Zusammen mit sechs anderen Arbeitern stehen sie nun täglich auf dem Feld, um das Gemüse zu ernten.

Im Gegensatz zu den drei erfahrenen Kräften, die bereits vor der Corona-Krise nach Deutschland gekommen waren, arbeiten die lokalen Helfer in einem Zwei-Schichten-System. „Ich will niemanden überfordern“, sagt Hoppe. Denn die Arbeit auf dem Feld ist körperlich fordernd. „Wer denkt, dass die Arbeit Spaß macht, irrt sich“, erzählt Nora Ummelmann. Durch die gebückte Haltung macht sich die Tätigkeit vor allem im Rücken bemerkbar. Warum sie sich trotzdem auf den Aufruf des Landwirtes gemeldet hat? „Ich wollte irgendwo mit anpacken“, sagt die angehende Fitnessökonomin, „und man gewöhnt sich an die Arbeit.“ Dank der Kolleginnen sei die Tätigkeit zudem viel angenehmer.

Aber das Spargelstechen ist nicht nur eine körperliche Herausforderung, sondern benötigt auch Geschick. Zunächst muss der reife Spargel auf den Feldern gefunden, dann vorsichtig aus der Erde geerntet werden. Dabei sollte nicht zu wenig geschnitten werden, gleichzeitig darf jedoch nicht die Pflanze beschädigt werden. „Wir sind alle noch am Üben“, sagt Andreas Hoppe. Entsprechend fällt die Leistung der lokalen Helfer geringer aus als bei den erfahreneren Arbeitern, wodurch für den Landwirt die Produktionskosten steigen.

Ähnlich sieht es bei Markus Frenken aus. Drei Arbeiter aus Polen sind zur Ernte nach Meerbusch gekommen, zudem haben sich ein Student und ein Mann, der sonst in der Gastronomie tätig ist, bei ihm zur Unterstützung gemeldet. Beide Helfer würden sich gut machen, auch wenn sie natürlich nicht dieselbe Leistung wie die erfahrenen Arbeiter bringen können. „Ich hatte viele schlaflose Nächte“, gesteht Frenken. Doch inzwischen blicke er entspannter auf die kommenden Tage und Wochen.

Das gilt auch für den Abverkauf. Denn nach Ostern sinken traditionell die Preise, zudem fallen mit den Gastronomien wichtige Abnehmer für den Spargel weg. Doch das werde aktuell durch den Verkauf in den Hofläden der beiden ausgeglichen. Andreas Hoppe hat sogar einen zweiten Verkaufsstand an der Osterather Edeka-Filiale eröffnet. „Es scheint, als würden die Leute, die sonst in die Restaurants gehen, den Spargel jetzt zu Hause essen“, sagt Markus Frenken.

Doch die große Frage ist, ob die Nachfrage und vor allem die Preise stabil bleiben. Bis Ende Juni wird planmäßig der Spargel auf den Feldern gestochen. Doch sollte sich sein Geschäft nicht mehr rechnen, will Andreas Hoppe vorzeitig mit der Ernte aufhören. Markus Frenken hingegen braucht bis dahin wieder neue Erntehelfer, da seine Arbeiter aus Polen Ende Mai wieder zurückfahren. Und sobald der Spargel von den Feldern geerntet ist, warten bei Frenken Blumenkohl und Sellerie, wofür er ebenfalls Unterstützung benötigt.

Und dann plagt die Bauern gegenwärtig noch ein Problem, das nichts mit der Corona-Krise zu tun hat: die Trockenheit. Seit Wochen hat es nicht mehr geregnet und auch für die kommenden Tagen wird kaum genug Niederschlag erwartet. So haben die Bauern zwar die ersten Herausforderungen gemeistert, doch zum entspannten Aufatmen ist es noch zu früh.

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