Ausstellung im Alten Küsterhaus Das Fichtensterben in der Kunst

Meerbusch · Im Alten Küsterhaus zeigt Christina Puth Werke, die sich mit dem Verlust der Natur und den Informationen darüber beschäftigen. Ihre Leitfrage und zugeleich Titel der Ausstellung: „Was wissen wir denn wirklich?“

 Christina Puth legt für ihre Werke verschiedene Fotos und gemalte Hintergründe übereinander. Die abgestorbenen Bäume fotografiert sie unter anderem im Sauer- und Siegerland.

Christina Puth legt für ihre Werke verschiedene Fotos und gemalte Hintergründe übereinander. Die abgestorbenen Bäume fotografiert sie unter anderem im Sauer- und Siegerland.

Foto: RP/von Rundstedt

„Künstler sind Seismographen der Gesellschaft“, sagte Kuratorin Isabelle von Rundstedt bei der Vernissage der Bilder von Christina Puth im Alten Küsterhaus. Die Künstlerin zeigt Werke unter dem Titel „Was wissen wir denn wirklich?“ und spielt damit auf das Unvermögen der Menschheit an, Fehler rechtzeitig zu erkennen oder erkennen zu wollen, was zu der heutigen Klimakrise geführt hat.

„Die Flut der Informationen ist so groß, die Quellen so vielfältig, die Zusammenhänge so komplex, die Missinformation so präsent, manchmal weiß man gar nicht, was man denken soll“, erläutert die Künstlerin das Thema der Ausstellung. Exemplarisch beschäftigt sich Puth, die Meisterschülerin bei Professor Brandl war, mit der Fichte, deren Heimat weiter im Norden und Osten Europas liegt, aber wegen ihres schnellen Wuchses auch in Deutschland kultiviert wurde – und heute mit dem trockenen Klima nicht zurecht kommt. „Wenn ich durch das Sauer- und Siegerland fahre, sehe ich Unmengen von verdorrten Bäumen“, erzählt sie. Das gab den Anstoß zu ihrer künstlerischen Auseinandersetzung. Sie fotografierte den sterbenden Wald und einzelne Exemplare und führte diese Fotos in ihre Collagen ein, die sie als Mix Media Druck bezeichnet.

Sie legt dabei mehrere Schichten übereinander. Fotos, teilweise am Computer bearbeitet, und abstrakt-farbige Hintergründe verbinden sich zu einer Gesamtkomposition, die sie wiederum abfotografiert. „Die Technik der Schichtungen benutze ich seit Jahren, aber die Themen wechseln“, erklärt Puth, die viele Jahre in Australien gelebt hat. Auch dort sah die Künstlerin Beispiele der Umweltkrise. Wie beim Weinanbau, der nur so lange funktionierte, wie genügend Wasser gefördert werden konnte.

„Die Bilder sind total interessant“, sagten die Besucher Anna und Dirk Scharmer. Man habe den Eindruck, dass sich die Fichten, die wie Scherenschnitte wirken, reliefartig hervorheben. Die einzelnen Bäume wirken wie mahnende Totempfahle vor den leuchtenden Hintergründen.

Auch von Rundstedt zeigte sich von Technik und Farbigkeit beeindruckt: „Da kommt ganz die formalistische Künstlerin durch, die es bei allem Inhalt genießt, mit Hilfe von Siebdruck, Fotographie, Collage und Malerei die Farbe sprechen zu lassen.“ Trotz des schwierigen Themas strahlen die Bilder durch ihre positive Farbigkeit eine gewisse Leichtigkeit aus, meinte sie, und schloss daraus, dass es noch einen Samen Hoffnung für die Zukunft gebe.

„Mit ihren zeitlosen Werken zeigt uns Christina Puth, wie wunderbar und zugleich fragil unsere Erde ist und wie wichtig es ist, sich mit der brennenden Frage unserer Zeit eigenverantwortlich auseinander zu setzen“, schloss von Rundstedt, die es immer wieder fertig bringt, spannende Exponate in das atmosphärisch schöne Küsterhaus zu holen. Der einzige gesunde Baum, den Puth auf einem ihrer Werke zeigt, ist übrigens aus einem Lexikon abfotografiert.

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