Seniorenassistenz für Meerbusch und Düsseldorf Ein „Goldherz“ für Senioren

Die Meerbuscherin Carolin Möbitz ist ausgebildete Seniorenassistentin. Sie begleitet alte Menschen ins Theater und zum Arzt, macht mit ihnen Sport, unterstützt sie bei Behördenangelegenheiten und organisiert bei Bedarf einen Krankenhausaufenthalt.

 Manche älteren Menschen trauen sich alleine nicht vor die Tür. Carolin Möbitz begleitet sie beim Spaziergang.

Manche älteren Menschen trauen sich alleine nicht vor die Tür. Carolin Möbitz begleitet sie beim Spaziergang.

Foto: CM

„Ich müsste mal wieder...“ Diese Worte hört Carolin Möbitz am häufigsten, wenn sie sich mit neuen Kunden unterhält: „Ich müsste mal wieder zum Friseur, die Post erledigen, spazieren gehen oder einen Termin beim Augenarzt machen.“ Die 43-jährige zertifizierte Seniorenassistentin ist es dann, die mit liebevoller Konsequenz, Geduld und ihrer ansteckenden Lebensfreude dafür sorgt, dass aus dem „Ich müsste mal“ ein „Ich habe es getan“ wird.

 Carolin Möbitz bringt Struktur in die Behördenangelegenheiten der Senioren.

Carolin Möbitz bringt Struktur in die Behördenangelegenheiten der Senioren.

Foto: Möbitz

 „Ich bin so eine Art geliehene Enkelin, die den Überblick hat und hier und da mit anpackt“, sagt die Mutter von drei Kindern. Früher, da hätten sich Familien und Nachbarn unterstützt und aufeinander geachtet. „Aber das hat sich teilweise geändert.“ Carolin Möbitz organisiert etwa die Aufräumaktion, nach der im Kleiderschrank endlich wieder Ordnung herrscht. Sie motiviert zum Verfassen der Patientenverfügung, die vielleicht schon viel zu lange aufgeschoben wurde. Sie begleitet die Senioren beim Spaziergang im Park, der alleine nicht mehr möglich wäre. Oder sie ist hartnäckige und kompetente Fürsprecherin bei Behördenangelegenheiten und gibt ihren Kunden auch Hinweise auf Leistungen, die ihnen zustehen. Denn oft wissen die alten Menschen gar nicht, welche Möglichkeiten und Rechte sie haben.

 Carolin Möbitz mit einer Kundin.

Carolin Möbitz mit einer Kundin.

Foto: Möbitz

„Viele Dinge, die alltäglich scheinen, sind für ältere Menschen einfach nicht zu bewältigen“, sagt die gelernte Bankkauffrau, die sich Anfang des Jahres mit ihrem Unternehmen „Goldherz Seniorenassistenz“ selbstständig gemacht und seitdem schon viele Senioren einmalig oder über einen längeren Zeitraum unterstützt hat.

Nach dem Motto „ambulant vor stationär“ kümmert sich Möbitz um alte, meist alleinstehende Menschen in Meerbusch und Düsseldorf, die so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben in ihrem eigenen Zuhause führen möchten. „Ich finde diesen Wunsch nachvollziehbar und legitim“, sagt sie. Doch dabei kann schon die Telefonrechnung, die plötzlich nur noch online einzusehen ist, ein Hindernis sein. Oder die kaputte Glühbirne, die ausgewechselt werden muss. „Manchmal sind es scheinbar profane Dinge, die für die Senioren eine echte Herausforderung sind.“

Oft fehle auch einfach jemand zum Vorlesen und Zuhören. Oder jemand, der Mut macht, sich mal wieder etwas zuzutrauen. Und selbst, wenn bereits professionelle Hilfe im Haus ist: Die Mitarbeiter ambulanter Pflegedienste können sich um solche Dinge nicht kümmern. So hat Carolin Möbitz erst vor wenigen Tagen eine Demenzpatientin, die sie während ihres Praktikums im Pflegeheim kennen gelernt hat, zur Konfirmation der Enkelin begleitet. „Die Familie hätte sie an diesem Tag nicht so intensiv betreuen können, auch von den Heim-Mitarbeitern hatte niemand Zeit.“ Also wurde die Seniorenassistentin gebucht. „Wir haben vorher schicke Kleidung für sie rausgesucht und bei der Feier gemeinsam ein paar schöne Stunden verbracht“, sagt Möbitz.

Für ihren beruflichen Neuanfang sei die Betreuung der eigenen Großmutter Inspiration gewesen. Die ist mittlerweile 99 Jahre alt. Vor einigen Jahren brauchte sie ein spezielles Pflegebett, die Krankenkasse weigerte sich. „Das war ein ewig langer Schriftverkehr, den ich geführt habe“, erinnert sich Möbitz. „Und ich dachte damals: Wie machen das bloß Menschen, die keine Angehörigen haben?“ Das sei ihr Schlüsselerlebnis gewesen. „Ich dachte, es müsste allen alten Menschen so gut gehen, wie meiner Oma.“ Carolin Möbitz, die an der „HELP“-Akademie in München zur Seniorenassistentin ausgebildet wurde, ist ausdrücklich nicht Haushaltshilfe oder Pflegekraft. „Aber ich bin auch nicht zaghaft oder habe Berührungsängste, etwa wenn mal das Gebiss gesäubert oder die Gardine abgehängt werden muss.“ Zu ihrem Naturell gehört es auch, dass Carolin Möbitz sagt, was Sache ist. „Ich kann den Alltag meiner Kunden objektiv einschätzen und sehe daher auch, wenn es vielleicht doch Zeit für eine pflegerische Unterstützung ist oder gar der Umzug in eine Pflegeeinrichtung die bessere Alternative wäre“, sagt sie. Einer alten Dame etwa hat sie erst neulich, nach deren Umzug ins Pflegeheim, dabei geholfen, die Eingewöhnung in das neue Zuhause etwas leichter zu machen. „Ich habe sie dabei unterstützt, ihr Leben ,davor’ abzuwickeln und den Papierkram zu erledigen.“ Für eine andere strukturiert die Seniorenassistentin aktuell den Alltag um: „Sie hat fortschreitende Demenz. Wir kleben gerade Zettel auf alle Schränke und haben eine spezielle Wanduhr aufgehängt.“ Bei alldem werden die Senioren miteinbezogen. Denn Seniorenassistenten sind nicht dafür da, sämtliche Arbeit abzunehmen und so die Menschen zu entmündigen, sondern sie gewährleisten eine „geführte Selbstständigkeit“.

Manche von Möbitz’ Kunden haben zwar noch Angehörige, die wohnen aber vielleicht zu weit weg, um sich zu kümmern. „In diesen Fällen halte ich auch den Kontakt zu Kindern oder Enkeln und berichte, wie es hier läuft. Ich sehe mich als deren verlängerter Arm.“ Transparenz sei dabei das A und O. „Denn natürlich ist es für manche komisch, wenn sich plötzlich eine Fremde um die privaten Dinge der eigenen Familienmitglieder kümmert.“

Carolin Möbitz hat den Schritt in die Selbstständigkeit bislang nicht bereut. „Ich habe mich bewusst dafür entschieden, meine Arbeit gibt mir unglaublich viel. Ich bin zufrieden, wie es angelaufen ist. Natürlich verdiene ich weniger Geld als zuvor, aber die Freude der Menschen ist das, was mich glücklich macht.“ Falls ihr Netzwerk weiter wächst, kann sie sich sogar vorstellen, eine kleine Agentur mit weiteren „Goldherzen“ aufzubauen.

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