Meerbusch Buretheater vor dem Kollaps

Meerbusch · Ein Nervenkrieg hinter den Kulissen des Lotumer Buretheaters führte zu einer Krisensitzung. Ergebnis: Regisseur und Schauspieler Friedhelm Engels erklärte seinen Rücktritt. Mit ihm gingen fünf Familienmitglieder.

Lank-Latum Karl Schmalbach (84) fürchtet um sein Lebenswerk. Nach 30 Jahren Mundarttheater mit mehr als hunderttausend Besuchern und aus den Erlösen gezahlten Spenden an karitative und kulturelle Einrichtungen von mehr als einer viertelmillion Euro steht das Lotumer Buretheater vor dem Kollaps, berichtet der Gründer, Schauspieler, Regisseur und Autor in Personalunion.

Während im vergangenen Spieljahr knapp 6000 Zuschauer die harmonischen Aufführungen von "Dör an Dör möt Döres" im Forum Wasserturm verfolgten, tobte hinter den Kulissen ein Nervenkrieg. Schon nach dem Premierenwochenende wollten sich die Akteure und technischen Mitarbeiter des Ensembles zur Krisenrunde treffen. Schmalbach konnte die nervöse Gruppe davon überzeugen, dass es besser sei, sich erst nach den insgesamt rund 20 Aufführungen mit den Interna zu beschäftigen.

Gesagt, getan. Das Resultat der so genannten Aussprache war: Der erfahrene Schauspieler und Regisseur Friedhelm Engels warf das Handtuch. Mit ihm erklärten fünf weitere Familienmitglieder ihren Rücktritt. "Das war ein Schlag ins Kontor, sechs Mitarbeiter weniger, das geht an die Substanz", sagte Schmalbach.

Er habe versucht, einen Nachfolger aufzubauen und Friedhelm Engels zunächst bei seiner Regisseurstätigkeit noch begleitet. "Ich halte sehr viel von ihm sowohl als Darsteller als auch auf dem Regiestuhl", urteilte Schmalbach. Bei "Dör an Dör möt Döres" habe er Engels alles komplett alleine machen lassen. Mit dem Ergebnis, dass es zu atmosphärischen Störungen gekommen sei, die in ihren Konsequenzen nun die Zukunft des Lotumer Buretheaters schlechthin gefährden. "Ich bin echt froh, dass ich es in meinen 30 Jahren stets geschafft habe, die Mannschaft zusammen zu halten", sagt der Lank-Latumer.

"Wir müssen uns nun zusammensetzen und beraten, wie es weitergeht", berichtet Schmalbach. "Die Spielerdecke ist total dünn", berichtet der vielfach ausgezeichnete Mundartfachmann. Dabei spiele die Auswahl des Stückes eine wichtige Rolle. Für "Dä fiese Möpp" käme das Lotumer Buretheater mit sechs Schauspielern aus, bei "Blaue Blömkes" zum Beispiel wären es schon 13 zu besetzende Charaktere, erklärte Schmalbach.

Für Friedhelm Engels spielen solche Überlegungen keine Rolle mehr. Er wendet sich anderen Projekten zu. "Ich denke zum Beispiel über eine Neuauflage der Abende ,Advent op Platt' nach", sagte er. Die Spannungen im Buretheater hätten ihn zum Rückzug bewogen. Die Aussprache sei eher ein Tribunal gewesen. "Ich bin gar nicht dazu gekommen, zu den Vorwürfen etwas zu sagen", erklärte Engels. So sei kritisiert worden, dass ich nicht bei allen 18 Vorstellungen im Publikum gesessen habe. "Mit den Proben und der Premiere war meine Arbeit schon getan", meinte er. Deshalb habe er es vorgezogen, einige der sechs langen Wochenenden (Freitag, Samstag, Sonntag) mit seiner Frau zu Hause zu verbringen, schildert er.

Im Grunde sei es um viele Kleinigkeiten gegangen. "Nachdem aber auch mein Sohn persönlich verunglimpft wurde, war für mich eine Grenze überschritten, und ich habe meinen Rücktritt erklärt", sagte Engels. Bei dem Konflikt habe nach seiner Meinung jemand im Hintergrund die Fäden gezogen. Anders könne er sich das einhellige Abstimmungsergebnis gegen ihn nicht erklären.

(RP/rl)
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