Meerbusch Buretheater mit Bäcker-Komödie

Meerbusch · Vor 30 Jahren präsentierte das Lotumer Buretheater ein erstes Mundartstück. Nun steht das Stück "'ne echte Kähl" auf dem Programm. Es handelt von Nachwuchssorgen einer Backstube. Parallelen zur Bäckerei Wieler sind gewollt.

 Hubert Wieler in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts zwischen Erntehelfern vor der Dampf-Drescherei. Repros (2): Werner Schmalbach

Hubert Wieler in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts zwischen Erntehelfern vor der Dampf-Drescherei. Repros (2): Werner Schmalbach

Foto: Werner Schmalbach

LANK-LATUM Die Handlung ist natürlich ausgedacht. Jochen Wieler, der in der vierten Generation die Geschicke der gleichnamigen Traditionsbackstube in Filialen in Meerbusch und am Niederrhein führt, hat keine Nachfolgerprobleme mangels männlicher Erben. Und trotzdem hat sich Karl Schmalbach, Gründer des Lotumer Buretheaters, für sein neuestes Stück "'ne echte Kähl" manches vom realen Back-Betrieb abgeschaut.

 Regisseurin Barbara Skerhut und Mundart-Autor Karl Schmalbach mit alten

Regisseurin Barbara Skerhut und Mundart-Autor Karl Schmalbach mit alten

Foto: Dackweiler

Der fiktive Heinrich Petermann ist in einer weniger glücklichen Position als Familie Wieler. Er hat keinen keinen männlichen Erben für seine Backstube. Die Idee: Der Geselle soll Petermanns Tochter heiraten. Doch die zieht dem dörflichen Bäckersmann einen Kosmopoliten vor, ausgerechnet einen Finanzbeamten. Und als der dann — zu allem Überfluss — auch noch Petermanns Betrieb prüft, eskaliert die Situation vollends.

 Heinrich Wieler (re., damaliger Bürgermeister von Lank) mit Frau und Tochter Marieluise. Links die Bäcker-Gesellen Pricken und Kreifelts mit Karl-Heinz Wieler

Heinrich Wieler (re., damaliger Bürgermeister von Lank) mit Frau und Tochter Marieluise. Links die Bäcker-Gesellen Pricken und Kreifelts mit Karl-Heinz Wieler

Foto: Werner Schmalbach

"Ein Mann von Charakter", geschrieben vom Hamburger Dramatiker Wilfried Wroost, lieferte die plattdeutsche Vorlage für "'ne echte Kähl". Karl Schmalbach wandte die komische Erzählung auf Meerbusch an und übersetzte sie in rheinische Mundart. Denn schon immer stand er vor dem Problem, dass es keine originär rheinischen Mundart-Stücke gibt. Regie führte der 85-Jährige aber für das neueste Stück nicht mehr, das am 5. Oktober im Forum Wasserturm Premiere feiert.

Barbara Skerhut hat die Regie übernommen. Nur manchmal greift Karl Schmalbach noch ein. "Ansonsten schaue ich bei den Proben zu und gebe hin und wieder Hinweise zu den Feinheiten der Mundart", sagt Schmalbach. Acht Schauspieler übernehmen die Rollen. Mit dabei sind unter anderem Peter Pütz als Bäcker Petermann, Christiane Wilms als dessen Tochter und Daniel Groß in der Figur des Gesellen. Sein Gegenspieler, der findige Betriebsprüfer, wird verkörpert von Tim Thönnissen.

Theatergründer Karl Schmalbach übersetzte die Wroostsche Erzählung nicht zufällig auf eine Bäckerei. Er verbindet viele Kindheitserinnerungen mit dem Betrieb Wieler. "Als kleiner Junge musste ich freitags einen fertigen Teig dorthin bringen und konnte das daraus gebackene Brot am nächsten Tag abholen." Dann habe er immer auf die anderen, viel größeren Brote im Regal geschielt und sich gefragt, welcher Großfamilie die gehören würden, sagt Schmalbach.

Auch sind ihm Geschichten aus der einstigen Drescherei der Familie Wieler bekannt. Im späten 19. Jahrhundert etwa halfen Kinder aus dem Ort dabei, Mäuse zu erlegen, die sich im Getreide der Wieler-Scheune eingenistet hatten. "So etwas ist heute unvorstellbar. Ich finde das aber wirklich spannend", sagt Schmalbach.

Kein Nachfolge-Problem

Dass auch seinem Theater, ähnlich wie dem Bäckermeister Petermann im neuen Stück, Nachfolgeprobleme drohen könnten, weist Schmalbach zurück. Mehrere Mitglieder, darunter Friedhelm Engels, hatten sich vom Theater nach Streit in der Gruppe abgewandt. Das sei in den 30 Jahren immer mal wieder vorgekommen, meint Schmalbach und gibt sich gelassen.

(RP/rl)
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