Umweltschutz in Meerbusch Reparieren macht glücklich

Büderich · Das Meerbusche Repair Café sucht junge, ehrenamtliche Helfer. Denn viele elektrische Geräte können vor dem Wegwerfen gerettet werden.

 Gerd Wündrich und Stefan Frangen reparieren einen CD-Player. Beide gehören zu den Gründern des Repair Cafés.

Gerd Wündrich und Stefan Frangen reparieren einen CD-Player. Beide gehören zu den Gründern des Repair Cafés.

Foto: Endermann, Andreas (end)

„Die, die hier sind, haben einen Beruf. Die, die nicht hier sind, haben nur einen Job.“ So erklärt Klaus Stahl das Engagement der ehrenamtlichen Helfer im Meerbuscher Repair Café, das nun nach längerer Corona-Zwangspause erstmals wieder geöffnet hatte. Für den Nachrichtentechniker ist es das erste Mal, dass er Menschen im Repair Café hilft – und es macht ihm großen Spaß. „Das, was ich hier mache, habe ich schließlich mein Leben lang gemacht“, sagt er.

Nicht immer könne er den Besuchern helfen, denn der Aufwand für eine Reparatur sei oft zu hoch. „Wenn ich den Menschen aber genau erkläre, was kaputt ist, sehen sie das auch ein“, erklärt der Nachrichtentechniker. Für viele sei es sogar eine Erleichterung zu erfahren, dass etwas nicht mehr reparabel ist, weiß Angelika Kraft, Mitglied der BUND Ortsgruppe Meerbusch, die das Repair Café veranstaltet. „Dann können sie die Geräte ohne schlechtes Gewissen wegwerfen.“

Mikrowelle, Walkman, Rasenmäher oder die elektrische Saftpresse, die Palette der zu reparierenden Dinge ist groß. Elektrische Geräte machen dabei rund 80 Prozent aus, sagt Andrea Blaum, Vorsitzende des BUND Meerbusch und Mitinitiatorin des Cafés. Ältere und auch hochwertige Geräte seien leichter wieder funktionstüchtig zu machen, so die Fachleute. Bei den Neueren scheitere es meist an der Elektronik, die häufig unnötig verbaut sei.

„Wozu braucht ein Toaster Elektronik“, fragt Gerd Wündrich kopfschüttelnd. Er und Stefan Frangen gehören zu den Gründern des Repair Cafés. „Zu Beginn hatten wir noch den pädagogischen Ansatz, den Menschen zu zeigen, wie man etwas repariert. Die Wirklichkeit sieht aber anders aus, da das aus den unterschiedlichsten Gründen nicht funktioniert“, berichten die beiden. Daher gehe es jetzt hauptsächlich darum, zu zeigen, dass man defekte Dinge nicht entsorgen muss und einen Beitrag zum Umweltschutz leisten kann. „Viel lässt sich durch wenig Aufwand und Kosten reparieren. Und das ist auf jeden Fall die bessere Lösung. Ganz besonders natürlich bei alten Schätzchen, an denen ihren Besitzern etwas liegt. Es ist schön, den Besitzern eine Freude machen zu können“, so Frangen.

Jede Reparatur ist für die Profis wie ein kleiner Sieg über die Industrie. „Jedes Gerät, das repariert wird, kann die Industrie weniger verkaufen“, sagt Frangen. Die Hersteller machen es den Fachleuten aber auch immer schwerer. Mittlerweile werden die Geräte oft so konstruiert, dass man sie gar nicht mehr öffnen kann. Das sei eine große Herausforderung, die er gerne annehme, so Wündrich.

Heidrun Bargert-Wokittel ist an diesem Sonntag mit einem großen Problem ins Repair Café gekommen. „Ich hatte gestern einen Hacker-Angriff auf meinen Computer. Da haben mich angebliche Microsoft-Angestellte mehrmals angerufen und ich bin dummerweise darauf reingefallen. Seitdem komme ich mit meinem Passwort nicht mehr in den Computer“, erzählt sie. Bei der Polizei sei sie auch schon gewesen, die hätten ihr gesagt, dass diese Masche gerade wieder im Aufwind sei. Computerfachmann Rainer Liewer hat keine guten Nachrichten für sie. Die Hacker seien schon so weit in den Computer eingedrungen, dass ein Eingriff keinen Sinn mehr mache. Das Beste sei, ein neues Betriebssystem aufzuspielen.

Liewer von den Computerfreunden Niederrhein ist zum zweiten Mal beim Repair-Café dabei. „Seit ich 2010 in den Ruhestand gegangen bin, unterstütze ich Senioren und Seniorinnen beim Umgang mit der neuen Technik. Bei einer Sitzung des BUNDs habe ich angeboten, auch hier zu helfen, weil mir das so viel Spaß macht“, erzählt er. An diesem Tag habe er es bisher mit einem Handy mit vollem Speicher und mit einem Tablet mit kaputtem Display zu tun gehabt. „Da lohnt sich meiner Meinung nach der Aufwand nicht. Ich habe aber empfohlen, eine zweite Meinung einzuholen.“

Das Meerbuscher Repair-Café kommt gut an. Auf der Facebook-Seite des BUND Meerbusch hat es die meisten Klicks. Was aber fehle, seien mehr ehrenamtliche Helfer, meint Blaum. „Ganz besonders junge Leute sind Mangelware“, setzt Frangen hinzu. Und einen Tipp hat er noch für Menschen, die eine Neigung dazu haben, Geräte selbst zu reparieren. Im Internet gebe es viele Tipps. Man müsse nur nach dem Gerätetyp suchen. Vorsicht sei bei einer Reparatur aber immer angebracht.

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