Meerbusch Bürger produzieren Strom

Düsseldorf · 52 Meerbuscher hat Otmar Reifer für das Projekt "Bürger-Solaranlage" zusammengetrommelt. Jetzt steht die Finanzierung: Ab Mitte Dezember produzieren die Gesellschafter ihren ersten eigenen Öko-Strom.

Nach einer Stunde schaut Otmar Reifer auf die Uhr — und kann selbst kaum glauben, dass das erste Treffen der Gesellschafter schon vorbei ist. "Kein Gezeter, keine Streitereien, alles einstimmig beschlossen." Er nickt. "Es geht los."

Das war vorgestern Abend. Zum ersten Mal hatten sich die 52 Gesellschafter der ersten Bürger-Solaranlage für Meerbusch im Wasserwerk getroffen, um das Vorhaben endgültig auf den Weg zu bringen. Bis Anfang dieser Woche konnten sich die Anwohner an dem Projekt beteiligen. Jetzt ist die Gesellschaft offiziell gegründet, die Finanzierung steht. Insgesamt haben die Meerbuscher 139 000 Euro zusammengebracht — mehr, als für den Bau der Anlage auf dem Turnhallendach der Adam-Riese-Schule nötig wäre. "Je mehr desto besser", sagt Reifer. "So machen wir schneller Gewinn."

Beim ersten Treffen haben sie gleich einen Meerbuscher Unternehmer aus eigenen Reihen mit dem Bau beauftragt. Ein Steuerberater unter ihnen kümmert sich um die Finanzen, ein Jurist um die rechtlichen Fragen. "Und das unentgeltlich. Damit sparen wir immense Kosten." Reifer selbst ist geschäftsführender Gesellschafter geworden. Im August hatte die Stadt das Projekt vorgestellt, der Bauingenieur fand die Idee "einfach klasse" — und hat sogleich die Vorreiterrolle übernommen.

Mitte Dezember soll es soweit sein: Dann produziert die Solaranlage den ersten Strom. "Wir warten nur noch auf die Genehmigung des öffentlichen Zuschusses", sagt Reifer. Der 43-Jährige kann es kaum noch erwarten, dass die Anlage endlich in Betrieb geht. "Vor allem an sonnigen Tagen." Denn die bedeuten bares Geld für die Gesellschaft: 48 Cent kassieren die Meerbuscher für jede gelieferte Kilowattstunde. "Normalerweise kostet eine Kilowattstunde rund 15 bis 18 Cent, wir machen also Profit." Reifer zückt den Taschenrechner. "Liefern wir 26 000 Kilowattstunden in einem Jahr ab, haben wir damit 12 000 Euro verdient." Dann hätte sich die Anlage nach zehn Jahren ausgezahlt. "Vorausgesetzt, das Wetter spielt mit."

Doch selbst, wenn es länger dauert: Um Profit geht es den Bürgern nicht. "Wir wollen einen ökologischen Beitrag leisten." Dafür nimmt Reifer auch gern die Arbeit in Kauf, die das Projekt macht. "Das ist mir egal", sagt er. "Schließlich zahlt es sich aus." Ab Dezember könne er sich jedes mal über seinen eigenen Strom freuen, wenn er das Licht einschalte.

Dann versorgt die Bürger-Solaranlage umgerechnet rund sieben Vier-Personen-Haushalte mit Strom. "Und es sind noch viele Meerbuscher Dächer leer", sagt Reifer. Nicht, dass er an eine zweite Anlage denken würde — obwohl: "Wer weiß. Wenn's gut läuft. . ."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort