Meerbusch Bürger für Erdkabel

Düsseldorf · Wenn die RWE-Tochter Amprion 2011 ins Planverfahren für den Ausbau der Hochspannungsleitung zwischen Osterath und Kaarst eintritt, muss sie mit Gegenwind aus der Bevölkerung rechnen. Doch Alternativen sind teuer.

Der geplante Ausbau der Stromleitung zwischen Osterath und Kaarst von 220 auf 380 Kilovolt ruft jetzt auch Anwohner auf den Plan. Auf Kaarster Seite hat sich eine Bürgerinitiative "Pro Erdkabel" gegründet. Diese kämpft dafür, die Leitung unterirdisch zu führen oder die Trasse zu verlegen und hat inzwischen mehr als 500 Unterschriften gesammelt. "Natürlich können auch Meerbuscher mitmachen", sagt die Vorsitzende Marlies Lappe.

Der Meerbuscher Planungsausschuss hat dem Netzbetreiber bereits Ende 2008 empfohlen, die Erdkabel-Variante zu prüfen. Die neuen Strommasten sollen mit 50 Metern Höhe gut 20 Meter höher werden als die bisherigen. Anwohner fürchten so genannten Elektrosmog. Problem: Die Auswirkungen elektromagnetischer Strahlung auf den Menschen sind erst in Ansätzen erforscht.

200-Tonnen-Trafo installiert

Der Beginn des Planfeststellungsverfahren durch die RWE-Tochter Amprion war eigentlich bereits für den Winter 2008/2009 geplant. Nun soll der Antrag im Lauf des Jahres 2011 eingereicht werden. Im Zuge der Vorbereitungen hat der Übertragungsnetzbetreiber Amprion bereits einen 200 Tonnen schweren Transformator ins neue Umspannwerk Osterath transportieren lassen. Zwei weitere sollen im kommenden Jahr folgen. Das Trafo-Trio soll die künftige Spannung von 380 in 110 Kilovolt umwandeln und so für das örtliche Stromnetz nutzbar machen.

Der Neubau des Leitungsnetzes ist laut Amprion notwendig, um den Strom aus Windparks und Offshore-Anlagen vor der Nordseeküste weiter nach Süden zu transportieren. Den Erdkabel-Befürwortern macht Amprion-Sprecher Dr. Andreas Preuss wenig Hoffnung. Im Gesetz seien vier Erdkabel-Strecken vorgesehen, auf denen der Betreiber die Baukosten auf die Stromkunden umlegen könne. Während der Kilometer Freileitung zwischen eine und 1,5 Millionen Euro koste, würden für dieselbe Strecke Erdkabel das Fünf- bis Achtfache anfallen.

"Für eine 380 Kilovolt Freileitung ist ein 25 Meter breiter Graben nötig, in dem dann sechs bis zwölf Leitungen verlegt werden", so Dr. Preuss. Alle 600 bis 700 Meter seien auf der Strecke zudem kleine, oberirdische Bauwerke notwendig. Auf Verständnis traf die Bürgerinitiative bei dem für Kaarst und Meerbusch zuständigen Bundestagsabgeordneten Ansgar Heveling (CDU). Er will sich jetzt mit Amprion in Verbindung setzen. Die neue Leitung läuft in Osterath weitestgehend über landwirtschaftlich genutzte Flächen. Die Eigentümer sollen entschädigt werden.

Die zweite Meerbuscher Hochspannungsleitung, die von Osterath aus quer durch Strümp Richtung Duisburg-Mündelheim führt, soll von dem Ausbau nicht betroffen sein. Die dortigen jahrzehntealten Kabel waren erst vor zwei Jahren erneuert worden.

(RP)
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