Meerbusch Bürger fordern: Neue Schilder sollen Lkw von Nierst fernhalten

Meerbusch · Der Vorstand des Nierster Bürgervereins staunte angesichts der Besucherzahlen der jüngsten Bürgerversammlung. Mehr als 50 Menschen diskutierten am Donnerstagabend, ob und wie sich der Lkw-Verkehr von dem Ort fernhalten lässt. So viele hatten schon lange nicht mehr an einer Sitzung teilgenommen, erklärte Vorstandsmitglied Hans-Wilhelm Webers. Die Frage, wofür der Verein kämpft und ob die Bürger überhaupt dahinterstehen, beantwortete sich damit selbst. Einig waren sich alle, dass zu viele Lastwagen über 3,5 Tonnen durch Nierst fahren - obwohl es nicht erlaubt ist. Einig waren sie sich auch, dass die Fahrer der Transporte meist nicht schuld seien. Diese seien vielmehr Opfer einer unzureichenden Beschilderung zum Krefelder Rheinhafen. Und so fordern die Nierster, dass schon auf der A 57, spätestens aber direkt nach den Abfahrten deutlich ausgeschildert werden müsse, dass die Durchfahrt durch Nierst verboten ist.

Die konkreteste Anregung machte Andrea Blaum vom Bund für Umwelt und Naturschutz, die die Bürger dazu ermutigte, nicht nur neue Schilder zu fordern, sondern auch genau zu beschreiben, wie diese aussehen und wo sie aufgestellt werden sollen. Sie riet dazu, vergleichbare Schilder zu fotografieren und dann - je nach Zuständigkeit nach Autobahn oder Landstraße - bei Straßen.NRW oder dem RheinKreis Neuss auch genau anzugeben, welcher Standort für das Beispielschild ideal wäre. "Ein sehr guter Vorschlag", lobte Webers.

"Im Minutentakt" sehe sie große Lkw, beschwerte sich eine Bürgerin. Sie gehe davon aus, dass es deutlich mehr als 20 pro Tag seien, die sich nach Nierst verirrten. Ob man nicht mit Pollern Engstellen an den Straßen bauen könne, so dass die großen Lkw gar nicht erst durchfahren können, regte eine andere Bürgerin an. Das allerdings würde auch die Fahrzeuge der Landwirte ausbremsen und sei deshalb nicht sinnvoll, erklärte der Vorstand. Versenkbare Poller indes könne man als Idee aufnehmen.

Dass sich die Nierster über den Lkw-Verkehr ärgern, ist bekannt. Wie viele Laster über 3,5 Tonnen aber tatsächlich jeden Tag durch den Ort rauschen, nicht. Derzeit zählen zwei vom Kreis aufgestellte graue Boxen zwar die Fahrzeuge; aber dass dabei exakt nach Größe unterschieden werden könne, bezweifeln die Nierster. Sie wollen daher, sofern sie das Ergebnis dieser Messungen für unrealistisch halten, an einem Tag selbst nachzählen und dies dokumentieren. Dafür fanden sich sofort dutzende Freiwillige. Eine Liste, die Webers herumreichte, bot gar nicht genug Platz, um die Namen aller Zählwilligen aufzunehmen.

Als weitere Selbsthilfe sollen, so entschied es das Plenum, die Bürger künftig alle Lkw-Fahrer anzeigen, die das Durchfahrverbot missachten. Dazu sollten sie das Kennzeichen fotografieren und mit Zeitangabe und Verstoß an die Polizei senden, so der Vorschlag. Das werde sich, so die Hoffnung, bei allen Lastwagenfahrern herumsprechen. Daniela Dässel, Sprecherin der Polizei des Rhein-Kreises Neuss, erklärte auf Nachfrage unserer Zeitung, dass dies möglich sei: "Privatpersonen können Ordnungswidrigkeiten bei der Polizei anzeigen." Diese müssen unter Berücksichtigung der Persönlichkeitsrechte genau dokumentiert werden: So dürfe man zwar ein Nummernschild fotografieren, nicht aber eine Person, wenn diese nicht damit einverstanden ist.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort