Meerbusch Büderichs olympischer Versuch

Meerbusch · Heute werden in London die Olympischen Sommerspiele 2012 eröffnet. Die britische Metropole setzte sich vor zehn Jahren als Austragungsort gegen Rhein und Ruhr durch. Büderich und Lörick waren damals als Standort für das Olympische Dorf im Gespräch. Ein trauriger Blick zurück.

 Bürgermeister Dieter Spindler (l.), hier mit seinem damaligen Referenten Jürgen Wirtz, warb aus voller Überzeugung für Meerbusch als Olympisches Dorf.

Bürgermeister Dieter Spindler (l.), hier mit seinem damaligen Referenten Jürgen Wirtz, warb aus voller Überzeugung für Meerbusch als Olympisches Dorf.

Foto: Stadt Meerbusch

Büderich Eine neue Brücke hätte das Rheinufer queren können, einzig für Straßenbahnen, Fußgänger und Radfahrer gedacht. Filigran und transparent wäre ihre Erscheinung gewesen. Im Süden von Büderich hätte sie begonnen, im Düsseldorfer Messegebiet geendet. Doch dieser und andere Träume der Meerbuscher Stadtplaner zerbarsten im April 2003, als sich das Nationale Olympische Komitee gegen Düsseldorf als Austragungsort entschied.

Büderich wäre im Fall des Zuschlags für die Düsseldorfer Bewerbung gemeinsam mit Lörick zum Olympischen Dorf geworden. 16 000 Spitzensportler aus aller Welt hätten für zwei Wochen internationalen Glanz und weltweite Aufmerksamkeit an das Rheinufer getragen. Heute bleibt den Meerbuschern nichts anderes übrig, als die Londoner Eröffnungsfeier mit einem traurigen Blick zu begleiten — und starke Verlierer zu sein.

So wie Jürgen Steinmetz. Der amtierende Allgemeine Vertreter des Landrates im Rhein-Kreis Neuss reist am Wochenende nach London, um den fünf Athleten aus Dormagen beim Fechten, Hochsprung und Schwimmen die Daumen zu drücken. Vor zehn Jahren war er zum Geschäftsführer bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Rhein-Kreis Neuss aufgestiegen und begleitete als junger Funktionär die Olympia-Bewerbung mit. "Ich schaue mir die Spiele in London mit einem weinenden Auge an", sagte Steinmetz. "Das Ereignis hätte für Meerbusch und die Region einen unvergleichlichen Schub für Infrastrukturprojekte und wirtschaftlichen Erfolg bedeutet."

Auf einer Fläche von 140 Hektar sollte das Olympische Dorf entstehen. Bis ins Detail hatte die eigens für die Bewerbung gegründete Gesellschaft "Düsseldorf Rhein Ruhr 2012" ihre Pläne dargelegt — bis hin zu wasserarmen Sanitär- und Toilettenanlagen und digitalen Anzeigentafeln, die Auskunft zur aktuellen Luftqualität geben sollten.

Im September 2001 gab der Meerbuscher Stadtrat mit einer knappen Mehrheit von 25 zu 19 Stimmen grünes Licht, in Büderichs Süden einen Teil der Fläche für das Olympische Dorf zur Verfügung zu stellen. Doch die Politiker nannten gegenüber dem Projektpartner Düsseldorf auch gleich eine Einschränkung: Die Landeshauptstadt solle doch zunächst versuchen, das Olympische Dorf auf eigenen Flächen unterzukriegen, bevor Meerbuscher Land in Anspruch genommen werden müsse.

Heftiger Widerstand regte sich auch in Lörick, als bei der Präsentation der Pläne Animationen von bis zu neunstöckigen Häusern gezeigt wurden, die auf dem Rheindeich entstehen sollten. Schnell wurde das revidiert. Später waren temporäre Bauten geplant, mit Hausbooten auf dem alten Rheinarm bei Lörick. Auch Büderich war trotz allen Werbens durch Bürgermeister Dieter Spindler als Standort für einen Teil des Olympischen Dorfes umstritten. Gegner fürchteten um den Erhalt des Erholungsgebietes Rhein. Und so wären bei der Umsetzung der Pläne fast alle permanenten Neubauten auf Düsseldorfer Boden entstanden und nur temporäre Gebäude auf der Meerbuscher Seite der Stadtgrenze.

Angelika Mielke-Westerlage, Meerbuschs Sportdezernentin, sieht darin den Gewinn. "Die Olympischen Spiele hätten eine Steigerung für Meerbuschs Bekanntheitsgrad gebracht — ohne, dass im Anschluss nutzlose permanente Bauten übriggeblieben wären."

(RP/ac/ila)
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