Meerbusch Briefmarken unterm Hammer

Meerbusch · Die "Sammlung Meerbusch" ruhte viele Jahrzehnte unbeachtet im Tresor. Jetzt gaben die Erben die gezähnten Raritäten zur Auktion frei. Am 24. November bieten Philatelisten aus der ganzen Welt in der Schweiz für die kostbare Kollektion.

Viele Jahrzehnte lang lag die "Sammlung Meerbusch" unbeachtet in einem Tresor. Drei Erben-Generationen wussten die kostbaren Briefmarken eines Meerbuscher Unternehmers hinter dickem Stahl in Sicherheit. Jetzt kommen die mehrere hunderttausend Euro teuren, gezähnten Kostbarkeiten in der Schweiz als Ganzes unter den Hammer. Philatelisten weltweit interessieren sich für diese "jetzt wieder entdeckten Raritäten", berichtet Auktionator Peter Rapp aus Wil.

"Es handelt sich bei diesem Bestand mit enormer Substanz gewissermaßen um eine Sammlung ,Europa par excellence' mit vielen, seltenen Ausgaben, die oft mehrfach vorhanden sind. Topwerte aus dem Posthornsatz gibt es in großer Zahl, frühe Berlin-Ausgaben in beachtlichen Menge oder Frankreichs ,Ile de France' in vorzüglicher Qualität stechen hervor", erklärt Rapp.

Dass Briefmarken nicht nur wertvoll sein können, sondern auch interessante Geschichten zu erzählen vermögen, unterstreichen die mit dem Dampfer "Ile de France" nach New York transportierten Briefe und Karten. Auf Anordnung des französischen Generalkonsuls wurden diese Marken seinerzeit mit dem Aufdruck 10 Francs versehen.

Das Spezielle daran: Das Schiff verfügte über eine Katapultanlage. Damit konnte ein Kleinflugzeug vor der Küste New Yorks gleichsam auf dem Atlantik starten. Briefe konnten dadurch als Expresspost schon vor dem Einlaufen des Dampfers in den Hafen ins und an Land befördert werden.

Neben der Sammlung Meerbusch werden weitere Briefmarken und Münzen in zweistelliger Millionenhöhe versteigert. Mehrere hundert Sammler wie auch Analysten, Finanz- und Wirtschaftsexperten treffen sich deshalb vom 21. bis 25. November im schweizerischen Wil.

Bereits einmal war eine "Meerbusch-Sammlung" mit Erfolg versteigert worden. 1999 waren viele Raritäten und Fehldrucke in Hamburg bei der Hanseatischen Briefmarkenauktion für 2,2 Millionen Mark ausgerufen worden. Prunkstück der Sammlung war ein Provisorium aus dem von Deutschland gepachteten Schutzgebiet Kiautschou in China aus dem Jahr 1900. Es trug einen Handstempel-Aufdruck "5 Pfennig" und war laut Katalog 220 000 Mark wert.

Damals hatte der Sammler — ein in Meerbusch lebende Seniorchef eines großen Düsseldorfer Handelshauses — selbst die Marken zum Verkauf frei gegeben, weil sich in seiner Familie niemand gefunden hatte, der sein philatelistisches Hobby fortführen wollte.

(RP)
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