Borussia Mönchengladbach Warum Stranzl Meerbuscher bleibt

Meerbusch · Fußballprofi Martin Stranzl aus Büderich beendet nach Saisonende seine Karriere – seine Verbindung zum Niederrhein bleibt bestehen.

Martin Stranzl 2014 beim Pfarrfest an der Niederdonker Kapelle.

Martin Stranzl 2014 beim Pfarrfest an der Niederdonker Kapelle.

Foto: Stefan Büntig

Fußballprofi Martin Stranzl aus Büderich beendet nach Saisonende seine Karriere — seine Verbindung zum Niederrhein bleibt bestehen.

Meerbusch fühlte mit, als am Dienstag Bundesliga-Star Martin Stranzl in einer bewegenden Pressekonferenz im Stadion Nordpark zu Mönchengladbach immer wieder mit den Tränen zu kämpfen hatte. Zum Ende des Jahres werde er seine Karriere an den Nagel hängen, sagte der 35-Jährige sichtlich bewegt.

Martin Stranzl sagt "Servus Bundesliga" — in Meerbusch wird er aber dennoch wohnen bleiben. Mehr noch: Stranzls Abschiedspressekonferenz war beste Werbung für die Stadt. "Wir fühlen uns im Rheinland, speziell in Meerbusch, sehr wohl und sind hier inzwischen richtig heimisch geworden", sagte Stranzl und kündigte an, nicht in seine Heimat Österreich zurückgehen zu wollen.

Die Beliebtheit Stranzls in Meerbusch zeigte sich nach der Pressekonferenz auch bei Facebook. Wirtschaftsförderin Heike Reiß schrieb dort gestern. "Mir persönlich tut es sehr leid, dass unser Meerbuscher Martin Stranzl seine Karriere im Sommer beendet. Aber riesig habe ich mich gefreut, dass er gesagt hat, wie wohl und heimisch er und seine Familie sich hier fühlen." Sie freue sich, wenn sie Stranzl bald mal wieder auf dem Dr.-Franz-Schütz-Platz an der Currywurstbude von Mike Müller-Prothmann treffe.

Die kleine Anekdote zeigt: Stranzl machte sich nicht rar im Stadtbild wie andere Bundesligaprofis, die von ihrer Stadt nur Hotel und Trainingsplatz kennen. Stranzl ist gerne Meerbuscher: Er war in den vergangenen Jahren etwa Gast beim Pfarrfest an der Niederdonker Kapelle oder bei der Winterwelt.

Seit knapp 20 Jahren ist der 35-Jährige im Profi-Fußball aktiv, zunächst bei 1860 München, später beim VfB Stuttgart, Spartak Moskau und jetzt bei Borussia Mönchengladbach. "Eine lange und tolle Zeit geht vorbei. Es ist keine einfache Entscheidung gewesen, aber ich habe in dieser Saison aufgrund mehrerer Verletzungen leider nicht so oft auf dem Platz stehen können wie erhofft. Deshalb ist die Entscheidung, im Sommer einen Schlussstrich zu ziehen, in den vergangenen Wochen immer mehr in mir gereift", sagte ein emotional aufgewühlter Stranzl bei der Pressekonferenz.

Vor mehr als fünf Jahren war der 56-malige österreichische Nationalspieler von Spartak Moskau zu Borussia Mönchengladbach gewechselt und hatte mit seiner Familie ein Haus in Büderich bezogen. Mit seiner Frau Elke fühlte er sich von Beginn an wohl in Meerbusch, zudem haben die beiden gemeinsamen Kinder Elias (8) und Hannah (6) den größten Teil ihres noch jungen Lebens in Meerbusch verbracht. Auch die beruflichen Perspektiven der beiden Sprösslinge seien ein Faktor gewesen. "Unsere Kinder haben hier später einfach viel bessere berufliche Möglichkeiten als in meinem 280 Einwohner zählenden Heimatdorf in Österreich", sagte Stranzl.

Auch die fußballerischen Aussichten für seinen Sohn Elias, der für den FC Büderich 02 kickt und später vielleicht einmal in die Fußstapfen seines Vaters treten könnte, spielten bei der Entscheidung für Meerbusch eine Rolle. "Gerade hier im Westen gibt es so viele hochkarätige Vereine, die einem Nachwuchsspieler gute Möglichkeiten bieten", weiß Stranzl. Mit seinen bald neun Jahren habe Elias zwar noch nicht ganz verstanden, was es wirklich heißt, Fußballprofi zu werden. "Aber es ist ja ganz normal, dass man als Kind die Dinge anders sieht als ein Erwachsener", sagt Stranzl und lacht. " Ich als Papa bin sein schärfster Kritiker. Ab Sommer habe ich nun mehr Zeit, ihn auf seinem Weg zu unterstützen."

Beim FC Büderich freut man sich über den Verbleib der Stranzls. "Elias ist ein richtig guter Fußballer, da sieht man schon, dass er das Talent des Vaters in die Wiege gelegt bekommen hat", sagt der erste FCB-Vorsitzende, Oliver Kraus. Aufgrund der Verletzungen sei Borussias Abwehrchef in dieser Saison häufig auf der Platzanlage am Eisenbrand gewesen, um seinen Sohn beim Kicken zuzuschauen. Starallüren seien dem Profi völlig fremd. "Er ist ein sehr umgänglicher und freundlicher Mensch, der total auf dem Boden geblieben ist", sagt Kraus.

Vor rund anderthalb Jahren hatte sich Stranzl beim Büdericher Fußballclub engagiert und alle Mannschaften mit einheitlichen Präsentationsanzügen ausgestattet. Im Gegenzug verpflichtete sich der FCB, Stranzls Automobil-Manufaktur "2.0 Automotive" durch Stadionwerbung zu repräsentieren. Das Unternehmen "2.0 Automotive" hatte Oldtimer-Liebhaber Stranzl gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Sebastian Küppers 2013 im Zentrum von Düsseldorf gegründet, um sich ein zweites Standbein zu schaffen. Ob seine berufliche Zukunft allerdings allein in der Autowelt liegt, weiß Stranzl derzeit noch nicht. Sein aktueller Arbeitgeber hat ihm bereits ein Jobangebot gemacht. "Die Türen für Martin stehen offen, egal ob im sportlichen Bereich oder in einer anderen Funktion.", sagte Borussias Sportdirektor Max Eberl.

Stranzl hat sich erst einmal Bedenkzeit bis Sommer erbeten. Zunächst möchte er seiner Familie viel Zeit widmen, die zuletzt immer zurückstecken musste. ",Ich bin davon überzeugt, dass neue spannende Aufgaben auf mich warten", so Stranzl. "Ich werde mir die nötige Zeit nehmen, um die richtige Herausforderung für mich zu finden." Vielleicht sieht man ihn ja öfter auf dem Dr.-Franz-Schütz-Platz ab dem Sommer - als Ex-Bundesligaprofi kann er dann auch mal wieder Currywurst genießen.

(RP)
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