Meerbusch-Wein Blumig, mit einer Note von Mandarine

Meerbusch · Oh, der ist aber noch sehr jung. Toni Askitis nimmt das Glas zur Nase, riecht, schnuppert, schüttelt das Glas ein wenig. "Ein toller klarer Wein, aber noch sehr jung." Der erste Eindruck des Experten über den Meerbusch-Wein.

 Gemeinsam mit RP-Redakteurin Anke Kronemeyer verkostet Toni Askitis den Weißburgunder.

Gemeinsam mit RP-Redakteurin Anke Kronemeyer verkostet Toni Askitis den Weißburgunder.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Oh, der ist aber noch sehr jung. Toni Askitis nimmt das Glas zur Nase, riecht, schnuppert, schüttelt das Glas ein wenig. "Ein toller klarer Wein, aber noch sehr jung." Der erste Eindruck des Experten über den Meerbusch-Wein.

 Sommelier Toni Askitis, Gastronom aus Düsseldorf mit griechischen Wurzeln, hat sich intensiv mit dem Meerbusch-Wein beschäftigt. "Eine tolle Idee", befand er am Ende.

Sommelier Toni Askitis, Gastronom aus Düsseldorf mit griechischen Wurzeln, hat sich intensiv mit dem Meerbusch-Wein beschäftigt. "Eine tolle Idee", befand er am Ende.

Foto: Andreas Bretz

Die Stadt Meerbusch hat über ihre Wirtschaftsförderin Heike Reiß gemeinsam mit dem Mosel-Winzer Martin Gerlach aus Kobern-Gondorf und dem Osterather Weinhändler Dirk Ueberbach einen Wein entwickelt. 2800 Flaschen wurden abgefüllt, werden nun seit einigen Wochen nicht nur in Osterath, sondern auch in einigen Läden in anderen Stadtteilen sowie in den Bürgerbüros der Stadt verkauft.

Die Rheinische Post wollte es genau wissen: Kann der Wein was? Wie schmeckt er? Zu welchem Essen passt er? Ist er seinen Preis wert?

Antworten gab ein ausgebildeter Sommelier: Toni Askitis hat in Koblenz - übrigens ganz in der Nähe des Weinguts von Martin Gerlach - seine Sommelier-Ausbildung gemacht und betreibt seit einigen Jahren mit dem D'Vine an der Lorettostraße in Düsseldorf-Unterbilk ein wein-affines Restaurant. Am Rande einer Verkostung mit Weinen von jungen deutschen Winzern in Golzheim lieferte er seine Expertise ab.

Dabei wusste er vorher nicht, woher der Wein kam und welche Rebsorte er im Glas hat. Er näherte sich dem Getränk erst einmal durch Riechen, attestierte ein leichtes Aroma, eine blumige Note, eine dezente Note von Zitrone, nein besser: Limette und sogar Mandarine konnte er herausschmecken. "Ein guter Wein", meinte er schon mal nach dem ersten Schluck. Die Säure sei gut eingebunden (so heißt das bei den Experten, wenn Säure zwar vorhanden, aber nicht dominant ist), ein leichter Schmelz, ein Every-Day-Wein, so Askitis. Aber: "Der Wein hat auf jeden Fall Charakter." Er habe zwar keinen langen Abgang (heißt: der Geschmack bleibt nicht allzu lange auf der Zunge und im Gaumen), sei aber gut trinkbar - auch wenn er für diese Verkostung etwas zu kalt serviert worden ist.

So, und jetzt die Details: Welche Rebsorte? "Könnte ein Weißburgunder sein." Richtig! Anbaugebiet? Askitis denkt nach. Rheinhessen? Falsch! Pfalz? Wieder falsch. Dem Sommelier ist das ein bisschen unangenehm. "Wie? Der kommt von der Mosel?" Askitis muss lachen. "Eigentlich mein Lieblings-Anbaugebiet."

Er erklärt aber, warum er nicht sofort auf Mosel kam. "Dieser Wein hat nicht unbedingt mosel-typischen Charakter." Denn: Moselweine seien säurebetont, hätten ein bestimmtes Terroir, lassen oft im Glas noch den Schiefer spüren, auf dem sie gewachsen sind. Dieser Weißburgunder sei eben etwas anders ausgebaut. Darum sei er aber nicht schlechter, meint Askitis und zeigt auf die "Kirchenfenster" im Glas: Das sind die Spuren des Weins, die sich am Inneren des Glases abzeichnen und ein Indiz dafür seien, dass der Wein extraktreich sei. "Ein sehr gutes Zeichen."

Zu welchem Essen würde Askitis den Wein servieren? Er muss nicht lange nachdenken: "Am besten zu Hühnerfrikassee." Warum das? "Na ja, ich würde diesen Weißburgunder zu hellem Fleisch, eben zu Geflügel, in einer leichten Sauce servieren." Dann eben Hühnerfrikassee. "Gerne mit Erbsen", kocht Askitis in Gedanken weiter. Aber: "Der Wein ist auch ein Solist, den kann man einfach so auf der Terrasse an einem lauen Sommerabend trinken."

Das Etikett, gestaltet von der Künstlerin Anastasia May, gefällt Toni Askitis, der griechische Wurzeln hat, besonders gut: "Bunt, fröhlich, anregend."

Seine Abschluss-Bewertung: "Top! Ein guter Wein, eine gute Idee, als Stadt Meerbusch einen lokalen Wein zu machen. So bringt man Leute dazu, sich mit guten Weinen aus Deutschland zu beschäftigen."

Anke Kronemeyer

(RP)
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