Lange hat sich die Polizei dagegen ausgesprochen, aus ihren Streifenwagen heraus zu blitzen, doch diese Zurückhaltung gibt sie jetzt auf. Denn sie will die Zahl der Verletzten und Toten im Straßenverkehr weiter senken und deshalb die Unfallursache Nummer eins, zu hohe Geschwindigkeiten, bekämpfen. Das betonte Landrat Hans-Jürgen Petrauschke, als er gestern als Leiter der Kreispolizeibehörde die Verkehrsunfallbilanz 2013 für den Rhein-Kreis vorstellte und schon für den März einen "Blitzmarathon" als Schwerpunktkontrolle ankündigte. Im Herbst soll ein weiterer folgen.

Den Bericht der Polizei begann Petrauschke mit einer Reihe guter Nachrichten: Weniger Unfälle, deutlich weniger Schwer- und Leichtverletzte, dazu weniger Unfälle mit Radfahrern, Senioren und Kindern. Diese Entwicklung folgt dem Trend der vergangenen Jahre und deckt sich auch mit den Statistiken, die am Montag der Innenminister für Nordrhein-Westfalen vorgestellt hatte. Mit einer Ausnahme: Die Zahl der Verkehrstoten blieb mit sieben konstant, davon waren drei im Neusser Stadtgebiet zu beklagen.

Auch in diesem Jahr starb schon ein Mensch im Straßenverkehr, erklärte der Landrat mit Blick auf einen elfjährigen Radfahrer, der vergangene Woche in Meerbusch ums Leben kam. Der habe ebenso wenig einen Helm getragen wie der 81-jährige Radfahrer, der vergangenen Mai bei einem Unfall auf der Neusser Friedrichstraße starb. "Irgendwo enden alle Präventionsmaßnahmen", sagte Petrauschke, der feststellt: "Einen Fahrradhelm zu tragen, ist wichtiger denn je." Irgendwann sollte sich die Vernunft doch durchsetzen.

12 033 Unfälle registrierte die Polizei vergangenes Jahr kreisweit, 160 weniger als noch 2012. Darin enthalten sind so genannte Bagatellunfälle, deren Zahl um 135 auf 7826 stieg. Anders verhält es sich bei den Unfällen mit Personen- und hohen Sachschäden, die als meldepflichtig gelten und statistisch erfasst werden. Ihre Zahl sank um 295 auf 4207. Neben 276 Schwerverletzten (minus 37) und den 1326 Leichtverletzten (minus 142), die es dabei zu beklagen gab, entstand nach Polizeiangaben auch ein Sachschaden in Höhe von rund zehn Millionen Euro.

Nach 2766 Unfällen nahmen die Verursacher im vergangenen Jahr Reißaus. Unfallflucht bleibt damit nach Aussage des Landrates "ein Riesendelikt", allerdings können immer mehr dieser Fahrer ermittelt werden. 2013 lag die Quote bei 67,2 Prozent und damit sieben Prozent über dem Vorjahreswert. Ein Grund für diesen Erfolg ist nach Überzeugung von Gerhard Kropp, dem Leiter der Polizeidirektion Verkehr, die Bildung eines zentralen Unfallaufnahmeteams vor zwei Jahren. Diese Beamten hätten ganz andere Möglichkeiten und auch mehr Zeit als ihre Kollegen vom Streifendienst, um vor Ort Spuren zu sichern und sich in die Ermittlungen einzubinden. "Das zahlt sich langsam aus", stellt Kropp fest.

Eigene Bilanzen erarbeitet die Polizei bei Unfällen mit Radfahrern und Fußgängern, Kindern und Senioren. Auch ein Blick auf diese Detailauswertungen stimmt den Landrat zufrieden.

Die Zahl der verunglückten Radfahrer sank um 39 auf 446 Verletzte, die der verletzten Fußgänger um fünf auf 200. Allerdings kamen ein Radfahrer und ein Fußgänger im Verkehr zu Tode. Die Zahl der Unfälle, an denen Kinder beteiligt waren, sank um neun auf 126, die der dabei verletzten Kinder um 22 auf 159. Umgekommen ist kein Kind. Anders in der Gruppe der über 65-Jährigen. Dort gab es bei 701 Unfällen vier Verkehrstote.