Meerbusch Beuys-Werk wird restauriert

Meerbusch · Für 40.000 Euro will die Stadt den gealterten Zustand des Auferstehungssymbols erhalten.

 Beuys 1958 bei der Arbeit am Auferstehungssymbol in seinem Klever Atelier.

Beuys 1958 bei der Arbeit am Auferstehungssymbol in seinem Klever Atelier.

Foto: Getlinger

In langen weißen Streifen zieht sich der Taubenkot über das einzige Kunstwerk von Joseph Beuys, das im öffentlichen Raum erlebbar ist. Das metallene Herz rostet. Der nach einem Originalrezept von Beuys angefertigte Putz platzt in groben Stücken von der Wand des Alten Kirchturms in Büderich.

 So wünschte es sich Joseph Beuys: Die von ihm gestaltete Tür zum Alten Kirchturm soll immer einen Spalt aufstehen – so bildet es eine Einflugschneise für Tauben.

So wünschte es sich Joseph Beuys: Die von ihm gestaltete Tür zum Alten Kirchturm soll immer einen Spalt aufstehen – so bildet es eine Einflugschneise für Tauben.

Foto: Stadt Meerbusch

Die von Beuys gestaltete Eingangstür verrottet — Moose haben sich abgelagert, das Holz hat sich zusammengezogen, die Scharniere rosten, die Tür schleift. Durch die blind gewordenen Makrolon-Scheiben des Turms rinnt der Regen.

"Dieser Beuys ist beschissen", schrieb Autor Christof Siemes ungewohnt saftig vor knapp zwei Jahren in der "Zeit" über das Mahnmal für die Toten des Ersten und Zweiten Weltkriegs, auf dessen Boden sich der Kot von Turmfalken, Eulen und Tauben vereint. Die Namen von 222 getöteten Büderichern spatelte der Künstler in die Eichentür, erhielt pro Buchstabe dafür eine Mark.

Jetzt will die Stadt das 1959 installierte Kunstwerk herrichten lassen — für 40 000 Euro. Mal wieder. Schon Anfang der 90er Jahre wurde die von Beuys "Auferstehungssymbol" genannte Plastik aus leichengrauem Eichenholz renoviert. Allerdings aus Sicht der Denkmalschützer nicht fachgerecht. Das Holz des Corpus wird von Schleifspuren durchzogen.

Wer sich Hoffnungen macht, dass nach der Restaurierung das Metall und das Holz wieder glänzen, wird enttäuscht: "Ziel der konservatorischen Maßnahmen sollte die Erhaltung des gealterten Zustandes sein", sagt Meerbuschs Denkmalpfleger Reinhard Lutum. Schließlich war es Beuys' Wunsch, dass die hölzerne Eingangstür zum Turm halboffen steht — wohl wissend, dass Tauben dann ihren Weg in den Turm finden und das Denkmal nicht nur Symbol fürs memento mori ("bedenke, dass Du sterben musst") ist, sondern auch selbst verrottet. Und schließlich ist schon einmal Beuys-Kunst entwischt. In Düsseldorf, einer Putzfrau.

Damit der alkalische Taubenkot das gerbsäurehaltige Eichenholz nicht weiter angreift, werden Fachleute der Restaurierungswerkstätten vor Ort die Holzobjekte entstauben und feucht reinigen. Aber auch der Tuffstein des Turmmauerwerks soll repariert werden. Ein Neuanstrich ist nicht geplant.

(RP/jco)
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