Meerbusch Bestand an Sozialwohnungen halbiert

Meerbusch · Günstiger Wohnraum ist in Meerbusch mit nur noch 682 Wohnungen dramatisch geschrumpft — und wird dies weiter tun. Der Sozialausschuss fordert eine Quotenregelung und nimmt den Planungsausschuss in die Pflicht

 Seit die GWH die Böhlersiedlung übernommen hat, ist sie mit insgesamt 290 der aktuell 682 Sozialwohnungen der größte Anbieter von Sozialwohnungen in Meerbusch.

Seit die GWH die Böhlersiedlung übernommen hat, ist sie mit insgesamt 290 der aktuell 682 Sozialwohnungen der größte Anbieter von Sozialwohnungen in Meerbusch.

Foto: Dackweiler

Als es im Sozialausschuss der Stadt um den dramatischen Schwund an Sozialwohnungen in Meerbusch ging, überboten sich die Mitglieder in Gesten der Betroffenheit: Hans-Günter Focken (SPD) fasste sich an die eigene Nase und forderte seine Kollegen auf, das Gleiche zu tun ("Da haben wir gepennt!"). Hermann Müsch (CDU) gab zu Protokoll, Bauchschmerzen zu haben — und kommentierte sein Unwohlsein mit dem Satz: "Ich dachte, das Problem würde sich von alleine regeln". Tat es aber nicht, weshalb Sozialdezernentin Angelika Mielke-Westerlage besorgt in die Runde sagte: "Da haben wir dringend Handlungsbedarf."

Die Zahlen zur Entwicklung der Sozialwohnungen in Meerbusch sind alarmierend: Der Bestand hat sich seit dem Jahr 2008 von 1242 Wohnungen um fast die Hälfte auf 682 Wohneinheiten halbiert. Bis zum Jahr 2025 sollen es sogar nur noch 414 Wohnungen sein, weil bis dahin vielerorts die 30-jährige Bindung ausläuft. "Wir brauchen dringend günstigen Wohnraum", sagt Mielke-Westerlage.

Denn neben den sinkenden Bestandszahlen gibt auch der aktuelle LEG-Wohnungsmarktreport Anlass zur Sorge: In dem Ranking der Landesentwicklungsgesellschaft belegt Meerbusch mit einem Quadratmeterpreis von durchschnittlich 7,35 Euro bis 8,00 Euro (Nettokaltmiete) NRW-weit den fünften Platz, im Rhein-Kreis Neuss gar die Spitzenposition. Die Miete in einem Sozialwohnbau aber muss bei 5,25 Euro pro Quadratmeter liegen.

Die Folge: Im vergangenen Jahr mussten in 18 Fällen Bedürftige aus ihrer Wohnung ausziehen, um sich eine Wohnung zu suchen, die sie bezahlen können. "Diese Zahl hält sich noch in Grenzen, hier wird es aber in den kommenden Jahren große Probleme geben", sagt Mielke-Westerlage. Denn trotz der steigenden Mieten ist in Meerbusch schon lange kein günstiger Wohnraum mehr geschaffen worden. Die letzte größere Einrichtung von Wohnungen im sozialen Wohnungsbau waren 33 altengerechte Wohnungen in Strümp — das aber ist mittlerweile sechs Jahre her.

Vor allem im einwohnerstärksten Stadtteil Büderich droht in den kommenden Jahren ein Engpass: Der Bestand an Sozialwohnungen wird laut der Informationsvorlage der Stadt voraussichtlich von 650 Wohnungen (Jahr 2008) auf 124 fallen. "Wo sollen die Menschen denn bleiben?", fragte Müsch in die Runde.

Es gibt zwei Möglichkeiten: Auf der einen Seite wäre eine aktive Grundstückspolitik möglich, mit der Investoren animiert werden könnten, günstigen Wohnraum zu schaffen. Die Alternative wäre eine Quotenregelung, nach der in jedem Neubaugebiet in Meerbusch automatisch eine in der Quote festgelegte Anzahl an Sozialwohnungen entstehen muss. "Wir sollten keine großen Reden mehr schwingen, sondern die Quotenregelung zügig durchführen", forderte Guido Fliege (Bündnis 90/Die Grünen).

Über die weitere Vorgehensweise entscheiden soll nun der Planungsausschuss. Der Sozialausschuss einigte sich geschlossen darauf, Ideen an die Kollegen weiterzuleiten — und sich gegebenenfalls auch mal umzuhören. "Andere Städte haben die gleichen Probleme", sagte Mielke-Westerlage.

(RP/EW)
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