Meerbusch Bahnübergang: Umbau abgeschlossen

Meerbusch · Am Mankartzweg, wo vor vier Jahren ein Junge aus Meerbusch vom Zug überfahren wurde, hat die Deutsche Bahn jetzt eine neue Halbschrankenanlage und einen Kreisverkehr gebaut.

 Der unbeschrankte Bahnübergang Mankartzweg kurz nach dem tödlichen Unfall: Am Andreaskreuz steht ein Gedenkkreuz.

Der unbeschrankte Bahnübergang Mankartzweg kurz nach dem tödlichen Unfall: Am Andreaskreuz steht ein Gedenkkreuz.

Foto: Lothar Berns

Einen tödlichen Unfall, mehr als vier Jahre Zeit und Gesamtkosten von rund 750 000 Euro hat es gebraucht, um das "Projekt Mankartzweg" zu Ende zu bringen. Jetzt ist es geschafft. Seit wenigen Tagen rollt der Bahnverkehr an der Meerbuscher Stadtgrenze im Kaarster Norden über einen nach dem neuesten Stand der Technik und Verkehrsplanung abgesicherten Bahnübergang. Die bislang unbeschrankte Querung, die pro Tag rund 200 Züge mit durchschnittlich 140 Stundenkilometern passieren, wurde mit einer Halbschrankenanlage mit Gelb-Rot-Licht, Fahrbahnmarkierungen und einem Kreisverkehr versehen. Der Umbau war ein Politikum.

Im Juni 2010, am Kaarster Schützenfestmontag, kam dort ein 16 Jahre alter Meerbuscher ums Leben, als er mit seinem Motorroller den Bahnübergang überqueren wollte. Der Junge befuhr einen Wirtschaftsweg, der aus Richtung Osterath unter der Autobahn A 57 hindurch führt. Ermittlungen der Polizei ergaben später: Der Rollerfahrer hatte die Ohrstöpsel seines Handys im Ohr, um Musik zu hören. Seine Sicht war eingeschränkt, das damals noch einfache rote Warnsignal konnte er aus der Richtung, aus der er kam, womöglich nicht sehen. Der 16-Jährige wurde von einem Regionalzug erfasst.

In der Öffentlichkeit heftig diskutiert wurde der Unfall vor allem auch deshalb, weil die Bahn der Stadt Kaarst bereits vor dem Unfall eine sogenannte "Kreuzungsvereinbarung" nach dem Eisenbahnkreuzungsgesetz angetragen hatte. Die sah eine umfangreiche Erneuerung - und Sicherung - des unbeschrankten Bahnübergangs vor. Nach dem Unfall willigte der Kaarster Stadtrat ein, doch die Arbeiten verzögerten sich. Zuletzt war der Umbau für 2013 geplant, doch auch ein artenschutzrechtliches Gutachten erschwerte die Arbeit.

 So sieht die Querung heute aus. Der verunglückte Rollerfahrer kam damals aus Richtung der Autobahnunterführung.

So sieht die Querung heute aus. Der verunglückte Rollerfahrer kam damals aus Richtung der Autobahnunterführung.

Foto: Lothar Berns

Dieses hatte ergeben, dass rund um die Trasse die bedrohte und geschützte Zauneidechse lebt. Für diese und andere seltene Reptilien mussten zunächst Erd- und Steinhaufen angelegt werden. Bevor es mit dem Umbau losgehen konnte, wurden die Tiere umgesiedelt. Die eigentlichen Arbeiten starteten am im Juni. Unter anderem wurde die Straße auf 5,50 Meter verbreitert und ein Kreisverkehr angelegt. Dieser, erklärte ein Bahn-Sprecher gestern auf Anfrage, sei eine Vorgabe des Eisenbahnbundesamtes gewesen, um den Kurvenradius für landwirtschaftliche Fahrzeuge mit Anhängern zu vergrößern.

 Der neue Kreisverkehr soll Traktoren mit Anhängern das Rangieren erleichtern. Er liegt am südlichen Zipfel der Dreiecksfläche, die Amprion als idealen Standort für den geplanten Stromkonverter hält.

Der neue Kreisverkehr soll Traktoren mit Anhängern das Rangieren erleichtern. Er liegt am südlichen Zipfel der Dreiecksfläche, die Amprion als idealen Standort für den geplanten Stromkonverter hält.

Foto: berns

Der neue Kreisverkehr liegt am südlichen Zipfel der sogenannten Dreiecksfläche zwischen A 57, Bahnlinie und der L 30, die der Netzbetreiber Amprion und der Rhein-Kreis Neuss als bestmöglichen Standort für einen Stromkonverter ins Auge gefasst haben. Die Fläche ist im Regionalplan für Kiesabbau vorgesehen, der Plan könnte möglicherweise aber geändert werden. Der Kreisverkehr, sagt der Technische Beigeordnete der Stadt Kaarst, Manfred Meuter, sei kein Zeichen, das auf eine Vorentscheidung in Sachen Kiesabbau hindeute. "Die schweren Kieslaster", sagt er, "brauchen langgezogene Straßen, keinen Kreisverkehr."

(RP)
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