Meerbusch Automarder auf Diebestour

Meerbusch · Die Zahl der Diebstähle aus Meerbuscher Autos ist im Jahresvergleich um zwei Drittel gestiegen. Vor allem der nächtliche Navi-Klau grassiert. Die Täter richten pro Fall Schäden von mehreren tausend Euro an.

 Übersicht über Autoaufbrüche und Navi-Diebstähle, die die Polizei allein in den ersten Monaten dieses Jahres in Meerbusch gemeldet hat.

Übersicht über Autoaufbrüche und Navi-Diebstähle, die die Polizei allein in den ersten Monaten dieses Jahres in Meerbusch gemeldet hat.

Foto: KLXM

Das wohlhabende Meerbusch ist auch für Kriminelle hochattraktiv: Viele Ein- und Zweifamilienhäuser in Autobahnnähe versprechen Einbrechern reichlich Beute. Und auf den Straßen parken nachts reihenweise Oberklasse-Limousinen, die als Quelle für Schwarzmarkt-Ersatzteile dienen können. Speziell die "Arbeit" der durchreisenden Automarder wird immer mehr zum Problem.

Von 2010 auf 2011 zählte die Polizei in Meerbusch einen Anstieg der Diebstähle aus Autos um 67 Prozent (von 99 auf 167). Vor allem der Navi-Klau grassiert. An 79 Autos wurden außerdem Teile abmontiert (Scheinwerfer, Felgen). 52 Fahrzeuge im Wert von mehreren Millionen Euro wurden gestohlen (eine Steigerung um 62,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr).

Und 2012 setzt sich der Trend fort. Bereits in der Nacht zum 3. Januar schlugen Unbekannte auf dem Hof eines Autohauses an der Böhlerstraße die Scheiben von 27 dort abgestellten Fahrzeugen ein und bauten 54 Airbags aus. Schaden: 80 000 bis 100 000 Euro.

Schwerpunkte der Navi- und Ersatzteildiebe sind Büderich, Osterath-Bovert und Lank-Latum. In diesen Wochen sind die Kriminellen dort besonders aktiv. Allein im April verzeichneten die Ermittler bislang drei Seriendiebstähle.

Niedrige Aufklärungsquote

In der Nacht zu Ostermontag, 9. April, waren die Täter auf fest eingebaute VW-Navigationssysteme aus und brachen in Osterath Autos auf: Am Lindchen, am Neusser Feldweg und auf dem Gelände eines Autohauses an der Breiten Straße. Zwei Nächte später knackten Unbekannte sieben Mercedes, BMW, VW und Opel in Büderich, Osterath und den Rheingemeinden und stahlen Navis. In der Nacht zum 12. April waren die Kriminellen dann erneut in Lank und auch in Ilverich aktiv. Sie bauten ein VW-Navi und zwei Mercedes-Airbags aus. Keine der Taten konnte bislang aufgeklärt werden. 2011 konnten die Täter in 90 Prozent der Fälle nicht ermittelt werden.

Im Durchschnitt müssen Versicherungen und gegebenenfalls der Autohalter rund 3500 bis 5000 Euro pro Schaden bezahlen, in Einzelfällen geht es auch um Summen über 10 000 Euro. Allein der Ersatz der eingeschlagenen Scheibe der Beifahrertür kann bei 1000 Euro liegen. Ein fest verbautes Navigationsradio kostet schnell knapp 3000 Euro, bei den in Meerbusch häufigen Premiummarken auch deutlich mehr.

Wie die Täter vorgehen, konnten jetzt Ermittler der Kölner Polizei nachverfolgen, die gerade eine Bande von Navi-Dieben zerschlagen haben. Die Täter aus Litauen, meist im Alter bis 28 Jahre, wurden in der Heimat intensiv geschult. Die gut organisierten und bei Vernehmungen sehr schweigsamen Automarder wechselten häufig Aufenthaltsort und Tatregionen zwischen Köln und dem Ruhrgebiet.

Dabei sind solche Diebe flexibel mit Bus und Bahn, manchmal mit Fahrrädern oder Autos unterwegs. Nach dem Diebstahl wurden die Beute-Navis gesammelt und in größeren Lieferungen nach Litauen geschickt, meldete die Polizei. Der Täter erhalte in der Regel circa 50 Euro pro Gerät. Im Internet werden die Navis dann für 600 bis 800 Euro angeboten.

(RP/rl)
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