Areal Böhler Ausbildung in Produktion und Verwaltung

Meerbusch · Bei Böhler-Uddeholm in Meerbusch werden insgesamt 31 junge Leute ausgebildet — die meisten bleiben danach im Betrieb

 Andreas Haensel ist Industriekaufmann und Betriebswirt. Er betreut bei Böhler-Uddeholm die kaufmännischen Auszubildenden.

Andreas Haensel ist Industriekaufmann und Betriebswirt. Er betreut bei Böhler-Uddeholm die kaufmännischen Auszubildenden.

Foto: Ulli Dackweiler

Im Pausen-Container von Halle 6 sitzen zwölf junge Arbeiter um den Tisch — auf dem liegen Schulbücher und Hefte. Werksunterricht ist an diesem Nachmittag für die Auszubildenden im gewerblichen Bereich von Böhler-Uddeholm angesagt. So vertiefen sie das, was in der Berufsschule nur oberflächlich oder auch gar nicht unterrichtet werden kann. Außerdem werden offene Fragen der Azubis von Ausbilder Ralf Schabelreiter oder von Michael Schubert beantwortet.

"Wir legen großen Wert darauf, dass unsere Auszubildenden explizit auf die Prüfungsanforderungen der Industrie und Handelskammer vorbereitet werden", sagt Schubert. Daher gebe es mindestens einmal pro Woche den Werksunterricht. Die übrige Zeit verbringen die Auszubildenden in den verschiedenen Abteilungen der Produktion von Böhler-Uddeholm. "Wir bilden in den Berufen Zerspanungsmechaniker und Industriemechaniker aus. Und zwar für den eigenen Betrieb und nicht über Bedarf", sagt Schubert. Beide Berufsfelder hätten hervorragende Zukunftsaussichten: "Aufgrund des demografischen Wandels fehlt es immer mehr an Fachkräften. Wer jetzt gut in seinem Gebiet ist, der ist in den nächsten 15 Jahren sicher ein gefragter Spezialist", sagt Schubert.

Damit die jungen Mitarbeiter — viele von ihnen kommen direkt nach dem Haupt- oder Realschulabschluss mit 16 Jahren in den Betrieb — auch wirklich die Chance haben, sich zu spezialisieren, verbringen sie in einigen Abteilungen mehr Zeit als in anderen. "Wir versuchen schon, den Ausbildungsablauf an die Vorlieben unserer Auszubildenden anzupassen", sagt Schubert. Dennoch müsse auch beachtet werden, in welchen Abteilungen gerade oder in Zukunft Personalbedarf besteht.

Zu den Standard-Abteilungen gehören unter anderem die Dreh- und Fräsabteilung, Schleiftechnik und Logistik. "Viel Zeit verbringen die Azubis in unserem Sägenpark. Da lernen sie den Umgang mit großen Maschinen", sagt Schubert. Wenn klar sei, dass in einigen Monaten oder einem Jahr eine Stelle im Betrieb frei wird, werde ein Azubi bereits das Jahr über in der entsprechenden Abteilung eingearbeitet.

Insgesamt dauert die Ausbildung in beiden Bereichen dreieinhalb Jahre. Mehr als 80 Prozent der Auszubildenden würden danach dem Betrieb erhalten bleiben. "Ein paar wollen sich danach auch noch weiterbilden und gehen ins Studium", sagt Schubert. Um einen der Ausbildungsplätze im mechanischen Bereich bei Böhler-Uddeholm zu bekommen, sollte man einen guten Haupt- oder Realschulabschluss und eine Neigung zu den mathematisch-technischen und naturwissenschaftlichen Fächern haben. Auch Teamgeist und Einsatzbereitschaft seien wichtige Faktoren, erklärt Schubert.

Ibrahim Özdemir hat sich für die Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker entschieden, weil er ohnehin handwerklich begabt sei und Interesse an Maschinen habe. "Mein Bruder ist hier außerdem im letzten Lehrjahr, und da konnte ich sehen, wie gut die Ausbildung hier im Betrieb ist", sagt der 25-Jährige. Ebenfalls im ersten Lehrjahr ist Deniz Hermanns. Er wollte nach der Realschule direkt ins Berufsleben: "Böhler ist ein großer Name, da lag es nahe, sich hier zu bewerben." Beide Auszubildenden schätzen besonders die freundschaftliche und familiäre Atmosphäre im Betrieb. Die werde auch durch den gemeinsamen Werksunterricht und die Ausbildungsfahrt gefördert.

An der Ausbildungsfahrt nehmen jedes Jahr alle neuen Azubis teil, auch die aus dem kaufmännischen Bereich. "Das ist wie eine Klassenfahrt", sagt Stefan Enns. Er macht im Bereich Betriebswirtschaft eine duale Ausbildung — tagsüber ist er im Betrieb, abends und am Wochenende in der Universität. "Der betriebliche Teil ist gerade nach drei Jahren um. Meinen Bachelor werde ich wohl im kommenden Frühjahr fertig haben", sagt Enns.

Bis dahin arbeitet er weiter bei Böhler-Uddeholm, aktuell in der Personalabteilung. Vorher hatte er bereits sämtliche Abteilungen des kaufmännischen Sektors durchlaufen. Auch in Produktion und Logistik bekommen die dualen Studenten einen Einblick. Sein Lieblingsgebiet sei aber die Finanzabteilung, sagt Enns. Das sei ihm beim Werkstätten-Programm klar geworden. "Dabei erarbeiten wir Azubis Projekte mit konkreten Zahlen und Problemen und mit echten Fachleuten", sagt der 24-jährige Student, "das ist eine einmalige Chance, Erfahrungen im Projektmanagement zu sammeln."

Neben den drei dualen Studenten bildet Böhler-Uddeholm weitere zwölf junge Leute in den Berufen Groß- und Außenhandelskaufmann sowie Industriekaufmann aus. "Alle unsere Azubis werden in das normale Tagesgeschäft eingebunden. Sie bekommen aber in jeder Abteilung auch eine Person an die Seite, die sie betreut", sagt Andreas Haensel. Er betreut seit 17 Jahren die kaufmännischen Auszubildenden. Die Geschäftsführung müsse zwar auch auf gute Schulnoten achten, wichtiger sei aber der Gesamteindruck aus persönlicher Bewerbung und Einstellungstests, sagt der Industriekaufmann. Und so seien unter den Auszubildenden immer auch Hauptschüler. Am Ende seien die Leistungen im Betrieb und in der Berufsschule wichtig. "Unser Konzern belohnt die Azubis auch für ihre Leistungen. Bei einem Einser-Abschlusszeugnis gibt es 1000 Euro, bei einem Zweier-Zeugnis immerhin noch 500 Euro", sagt der Ausbildungsleiter. Der Einsatz der jungen Leute lohnt sich also.

Weil der Nachwuchsmangel immer spürbarer wird, werden Kooperationen mit Schulen für den Konzern immer wichtiger. Obwohl sich noch immer deutlich mehr Schulabgänger bei Böhler-Uddeholm bewerben, als es Ausbildungsplätze gibt. Seit einigen Jahren arbeitet Böhler-Uddeholm daher eng mit dem Mataré-Gymnasium zusammen. "Seit zehn Jahren besuche ich auch immer wieder das Mädchen-Gymnasium Marienberg. Denn die sozialen Kompetenzen, die die Mädchen mitbringen, sind unschlagbar", sagt Haensel. Insgesamt dürfe die Zahl an weiblichen Auszubildenden aber noch steigen. Denn im Produktionsbereich liegt die Frauenquote bei null Prozent.

Wer Interesse an einer Ausbildung bei Böhler-Uddeholm hat, muss sich nach den Sommerferien um die Ausbildungsplätze für 2015 bewerben. Damit sich die Azubis — egal ob weiblich oder männlich — zu Beginn ihrer Ausbildung kennenlernen und erste Teamkompetenzen geübt werden können, geht es jedes Jahr auf Auszubildenden-Fahrt. Haensel: "Dieses Jahr fahren wir in die Autostadt Wolfsburg. Denn es soll bei der Fahrt immer auch ein Bezug zum Stahl hergestellt werden, und VW wird von uns mit Werkstoffmetall für seine Autos beliefert."

(RP)
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