Meerbusch Aus Strümp nach ganz Europa

Meerbusch · Carl Shröter vertreibt von seiner "Feuerwehrstation" in Strümp aus Mokassins, Türkis- und Silberschmuck sowie indianisches Kunsthandwerk. Besonders seine "Lederstrümpfe" – mit und ohne Sohle – sind gefragt.

 Rio Grande: Kachinas, tanzende Indianer, dekorieren den Handel von Carl Shroeter an der Xantener Straße.

Rio Grande: Kachinas, tanzende Indianer, dekorieren den Handel von Carl Shroeter an der Xantener Straße.

Zufälle spielen im Leben von Carl Shröter (70) eine große Rolle: Vor gut 16 Jahren war er nach einer Hochzeit in Büderich auf dem Weg zum Sektempfang nach Lank-Latum, als die Benzinnadel nach unten zeigte. Er tankte an der Xantener Straße in Strümp und entdeckte gegenüber den alten Hof der Familie Hörschgens, der lange Zeit einen Edekaladen beherbergt hatte. "Ich bin sofort rüber und habe gefragt, ob das Anwesen zu verkaufen sei", erinnert sich Shröter. Es war.

Der Architekt, der seit 30 Jahren einen Groß- und Einzelhandel für indianisches (Kunst-)Handwerk betreibt, krempelte die Ärmel auf und baute das Gebäude um. "Vorbild war eine alte Feuerwehrstation an der Central Road in Albuquerque, New Mexico. Es hat lange gedauert, bis ich die Baugenehmigung bekam", sagt er. Türkisfarbene Sprossenfenster waren schwer zu vermitteln.

"Die Feuerwehrstation habe ich zufällig bei einer Einkaufsreise in den USA entdeckt", beschreibt er. Bis zu sechsmal im Jahr reiste er für Verhandlungen mit den Produzenten über den großen Teich. "Damals war die Kommunikation noch schwierig", sagt Shröter, der heute dank Handy und E-Mail nur noch einmal im Jahr rüber jettet.

Vom Strümper "Rio Grande" aus verkauft der Geschäftsmann Mokassins, indianischen Schmuck und anderes Kunsthandwerk aus New Mexico und Arizona in zwölf europäische Staaten. Seine Ware bestellt er bei Hopis (Arizona), Navarros und Zunis (New Mexico). "Sie stellen Schmuck her. Jeder auf unterschiedliche Art und Weise", erläutert er, "mit und ohne Steine." Lediglich die Zunis könnten Edelsteine schleifen. Navarros polieren Türkise und schmieden das Silber drum herum", sagt der Experte.

Besonders Stolz ist Shröter auf die hohe Qualität seiner Mokassins. "Sie werden aus Elch- und Hirschleder gefertigt und müssen rund gehen, wie ein Strumpf. Sohlen gibt's vor allem für uns Asphaltindianer." Weltweit geschützt ist das Symbol des Donnervogels, das vor allem auf Schuhe für jüngere Kunden gestickt ist. Für Minnetonka, einen großen Hersteller von Mokassins, hat Shröter die Europa-Vertretung übernommen.

Tausende Kartons mit Schuhen stapeln sich in den Räumen des alten Hofs. Dass sein Geschäft so erfolgreich werden würde, hat Shröter vor 30 Jahren nicht gedacht. "Ich hatte den Mitarbeiterinnen meines Architekturbüros indianischen Schmuck mitgebracht. Der kam so gut an, dass ich umgesattelt habe." Heute beschäftigt Schröter elf Mitarbeiter im "Rio Grande" und drei im Shop am Düsseldorfer Burgplatz.

(RP/rl)
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