Kommentar Aufs Eigentliche konzentrieren

In Meerbusch sind Straßen nach Dietrich Bonhoeffer und den Geschwistern Scholl benannt. Menschen, die wegen ihres Widerstands gegen den verbrecherischen NS-Staat getötet wurden. Diese Persönlichkeiten sind Identifikationsfiguren für unsere demokratische Gesellschaft. Welches Vorbild ist dagegen Hugo Recken?

Hugo Recken konnte sich seine Lebenszeit nicht aussuchen, und der drohende Jobverlust als Beamter ist als Grund für seinen Beitritt in die NSDAP nachvollziehbar. Archivar Michael Regenbrecht hat eine Frage in seinem Abschlussbericht gestellt: "Hätten wir uns unsererseits anstelle von Recken in besagter Zeit moralischer verhalten?" Das ist eine gute und sehr schwer zu beantwortende Frage. Nur: Sie lenkt vom eigentlichen ab. Das Eigentliche ist, dass in Meerbusch ein langjähriger Diener des nationalsozialistischen Unrechtsregimes mit einem Straßennamen geehrt wurde und heute noch wird. Noch einmal: Es geht nicht darum, Hugo Recken im Nachhinein besserwisserisch an den Pranger zu stellen. Sondern schlicht um die Frage, ob Meerbusch tatsächlich dem Mann, der freiwillig in die NSDAP eintrat und bis zum Ende dem NS-Regime als Funktionsträger treu blieb, der kein Widerstandskämpfer war, die Ehre erweist, dass eine Straße seinen Namen trägt. Die Antwort kann nur "nein" lauten.

Wie denken Sie darüber? Schreiben Sie uns, bitte mit Absenderangabe, per E-Mail an redaktion.meerbusch@rheinische-post.de.

(RP/ac)
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