Meerbusch Arbeiter testen Spielplätze

Meerbusch · Eine Anwohnerin hatte sich beschwert, dass die Männer während ihrer Arbeit wippen, rutschen und klettern würden. Das aber aus gutem Grund: Sie kontrollieren die Geräte auf ihre Sicherheit, damit Kindern nichts passiert.

 Der Test: Michael Betsch (links), Leiter des Servicebereichs Bauhof, Grünflächen und Friedhöfe, und Spielplatz-Inspekteur Thomas Leiers überprüfen das Seilspielgerät auf dem Spielplatz Am Pfarrgarten in Büderich.

Der Test: Michael Betsch (links), Leiter des Servicebereichs Bauhof, Grünflächen und Friedhöfe, und Spielplatz-Inspekteur Thomas Leiers überprüfen das Seilspielgerät auf dem Spielplatz Am Pfarrgarten in Büderich.

Foto: ulli dackweiler

Büderich Wenn Thomas Leiers daran denkt, wie er aussieht, wenn er arbeitet, schmunzelt selbst er. "Es mag schon seltsam wirken, wenn Erwachsene auf einem Spielplatz wippen, rutschen und klettern", sagt der 47-Jährige. Doch Thomas Leiers ist der oberste Spielplatz-Inspekteur der Stadt – und als solcher damit beauftragt, die Tauglichkeit der Geräte zu testen.

Dass er so ausführlich Auskunft über seine Arbeit gibt, liegt daran, dass sich die Nachbarin eines Spielplatzes bei der Stadt beschwert hatte. Ihr Vorwurf: Die Männer in den blauen Overalls und den neonorangefarbenen Jacken hätten Spaß, anstatt sich auf der Suche nach Müll durch die Büsche zu schlagen. Michael Betsch, Leiter des Servicebereichs Bauhof, Grünflächen und Friedhöfe, klärt die Situation aber auf – und erklärt auf dem Büdericher Spielplatz Am Pfarrgarten, wie umfangreich eine Überprüfung ist.

"Es wird empfohlen, die Spielgeräte alle ein bis drei Monate zu kontrollieren", sagt Betsch. "Da der Verschleiß hoch ist, sind wir aber häufiger da, um sicherzugehen, dass die Geräte in gutem Zustand sind." Elf Mitarbeiter haben sich in Seminaren erklären lassen, worauf es bei den Checks ankommt. "Die Grünkolonne führt wöchentlich eine Sicht- und Funktionsprüfung durch", erklärt Betsch. Zudem räumt sie auf den Spielplätzen auf. Leiers ist für die gründlichere Kontrolle einmal im Monat sowie die Jahresinspektion verantwortlich.

Warum er das macht? Damit der Stadt bei einem Unfall nicht vorgeworfen werden kann, dass sie fahrlässig gehandelt habe. "Jeder Spielplatz hat aber seine Gefahren", sagt Betsch. "Ansonsten wäre er für Kinder langweilig und hätte keinen Spielwert." Aus pädagogischer Sicht sei es wichtig, dass Kinder lernen, Risiken zu erkennen und sie einzuschätzen. Dabei können sie sich natürlich verletzen. Eltern können helfen, das Risiko zu minimieren – zum Beispiel, indem sie ihren Kindern sagen, dass sie auf den Seilspielgeräten ihre Fahrradhelme abnehmen. "Mit einem Helm ist die Gefahr größer, dass sich ein Kind verheddert und stranguliert, als wenn es ohne Helm tollen würde."

Ein solcher Fall ist Thomas Leiers aus Meerbusch aber nicht bekannt. "In den 28 Jahren, die ich diesen Job mache, ist nichts passiert", sagt der Lanker. Am meisten hätte er aber weniger mit dem Verschleiß, als vielmehr mit Vandalismus zu tun. "An einigen Spielplätzen häufen sich mutwillige Zerstörungen", sagt er. So werden Ketten an Schaukeln mit Bolzenschneidern angeschnitten. "Das sind Momente, in denen ich mich frage, warum Menschen so etwas machen", sagt er. Schließlich sei ein Spielplatz ein Ort, an dem man Spaß haben sollte. "Und den habe auch ich an meiner Arbeit", sagt er. "Selbst dann, wenn ich auf wippen, rutschen und klettern verzichten müsste."

(RP)
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