Würgeschlange in Meerbusch gesichtet Wer fängt die Anakonda?

Meerbusch · Die Riesenschlange im Latumer See in Meerbusch sorgt bundesweit für Schlagzeilen. Bislang konnte sie noch nicht eingefangen werden. In Düsseldorf gibt es für solche Fälle Reptilienfänger bei der Feuerwehr.

 Eugen Janischewski steht am Ufer des Latumer Sees. Er hat die gelbe Anakonda entdeckt.

Eugen Janischewski steht am Ufer des Latumer Sees. Er hat die gelbe Anakonda entdeckt.

Foto: dpa/Marius Becker

Eugen Janischewski liebt es, ganz in Ruhe und alleine stundenlang am Latumer See in Meerbusch zu sitzen, die Angel auszuwerfen und auf einen Fisch zu warten. „Ich bin Karpfenangler“, sagt der 33-jährige Schlosser, der in der Woche in der Kölner Müllverbrennung arbeitet. Am Wochenende oder, so wie jetzt im Urlaub, sitzt er am idyllischen See und wartet auf den großen Fang. Der kam am Donnerstag auch – aber anders, als sich der Krefelder es gedacht hatte: „Erst dachte ich, das wäre ein Schlauch, aber dann habe ich gesehen, dass es eine Schlange ist“, beschreibt er seine Entdeckung.

Denn plötzlich näherte sich ihm eine mindestens zwei Meter lange Anakonda. Und dann bekam Janischewski doch ein bisschen Angst. „Ich dachte, die klettert in mein Boot.“ Zum Glück sind Anakondas scheue Tiere, und die Würgeschlange aus dem rund zehn Hektar großen See tauchte wieder ab. Seitdem herrscht große Unruhe im beschaulichen Ortsteil Lank-Latum. Der See wurde rundherum an all seinen Eingängen gesperrt, Ordnungsamts-Mitarbeiter passen auf, dass auch niemand die Verbote ignoriert. Obwohl: „Gefährlich wird die Schlange nicht“, sagt Arnd Römmler vom städtischen Ordnungsamt. Anakondas fressen Katzen, Ratten und Hasen, greifen aber keine Menschen an. Gleichwohl solle man Abstand halten. So, wie Eugen Janischeswski es getan hat. Er hat schnell ein Video gedreht, ein paar Fotos gemacht und dann die Feuerwehr angerufen. Und die ist jetzt in Bereitschaft, falls die Anakonda wieder auftaucht. Dann könnten Experten sie mit speziellen Gerätschaften einfangen. Es kann aber sein, dass das Reptil schon länger im See schwimmt, eventuell von seinem Besitzer ausgesetzt wurde. Und es kann sein, dass die Schlange sich zurzeit im 24 Grad warmen Wasser noch wohl fühlt, kaltes Wasser aber gar nicht überlebt. Anakondas lieben tropische Temperaturen.

Die Stadt Meerbusch überlegt jetzt, gemeinsam mit dem Angelverein eine große Fischreuse mitsamt Köder auszulegen, um die Anakonda zu fangen. Bis auf Weiteres bleibt der See erst einmal für Spaziergänger gesperrt.

Gerufen werden in solchen Fällen meistens die Reptilienfänger der Feuerwehr Düsseldorf. Die bundesweit einmalige Reptilienfachgruppe. Sie kommt immer dann, wenn irgendwo im Land ein giftiges oder für die Region nicht heimisches Tier aus seinem Terrarium entkommt oder bewusst ausgesetzt worden ist und Experten benötigt werden, um es wieder einzufangen. „Bislang haben uns die Kollegen von der Feuerwehr in Meerbusch aber noch nicht angefordert“, sagt ein Sprecher der Düsseldorder Feuerwehr. „Sollten sie das machen, kommen wir natürlich.“

2006 wurde die sechs- bis achtköpfige Gruppe der Reptilienjäger aufgebaut. Seitdem hatten sie Hunderte Einsätze – jedes Jahr sind es zwischen 50 und 60. In den vergangenen Jahren waren es jeweils 55; und 2018 sind es bislang auch schon wieder 25. „Es schon auffällig ist, dass die Zahl dieser Einsätze seit Jahren konstant bleibt“, sagt Schreiner. Hinzu käme aber eine Dunkelziffer, die deutlich höher liegen dürfte, schätzt er. „Viele melden es einfach nicht, wenn ihnen ein solches Tier abhandenkommt“, sagt Berufsfeuerwehrmann Sebastian Schreiner, der der Reptilienfachgruppe angehört.

Die Reptilienjäger fahren nicht für jede Blindschleiche raus. Sie bitten die anderen Feuerwehren immer, ihnen ein Foto des Tieres zu schicken. Sie helfen dann zunächst bei der Bestimmung und geben per Telefon Handlungsanweisungen. „Sonst besteht auch die Gefahr, dass das Tier weg ist, bis wir da sind“, sagt Schreiner. Sollte sich aber herausstellen, dass es sich um etwas Gefährliches handelt, fahren die Reptilienjäger persönlich raus.

Die Anakonda im Meerbuscher See ist vermutlich auch ihrem Besitzer entfleucht. Auch Schreiner hat bis vor einigen Jahren Reptilien bei sich zu Hause gehalten. Dann habe sich seine Einstellung geändert. „Ich habe die Tiere in freier Wildbahn gesehen. Seitdem bin ich nicht mehr davon überzeugt, dass Reptilien in Privathaushalten in kleinen Terrarien ordnungsgemäß gehalten werden können.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort