Meerbusch Alte Vikarie kommt unter den Hammer

Meerbusch · Seit Jahren zieht der Anblick des verhüllten Gebäudes im Osterather Ortskern die Wut der Anwohner auf sich. Nun soll es versteigert werden. Die Untere Denkmalpflege erhofft sich von dem möglichen Besitzerwechsel einen Neuanfang

 Vor knapp sechs Jahren ließ die Stadt die unter Denkmalschutz stehende Alte Vikarie durch eine Folie schützen.

Vor knapp sechs Jahren ließ die Stadt die unter Denkmalschutz stehende Alte Vikarie durch eine Folie schützen.

Foto: Christoph Göttert/Ulli Dackweiler

Die denkmalgeschützte Alte Vikarie in Osterath bekommt bald womöglich einen neuen Eigentümer. Das Haus aus dem 17. Jahrhundert wird öffentlich und meistbietend am 21. März im Kölner Hilton-Hotel versteigert. Wie die Tochter des derzeitigen Besitzers Helmut Holzum mitteilt, möchte ihr 73-jähriger Vater die stark sanierungsbedürftige Immobilie aus Altersgründen verkaufen. Er rechnet mit rund 100.000 Euro Verlust durch den Verkauf.

Das Mindestgebot für das historische Gebäude inklusive 233 Quadratmeter große Grundstück liegt bei 32.500 Euro, zuzüglich 7,1 bis 9,5 Prozent Courtage. "Das Haus ist ein besonderer Fall", sagt Auktionator Gabor Kaufhold von der Westdeutschen Grundstücksauktionen AG und verweist auf die kuriose Vorgeschichte der Alten Vikarie.

Nachdem der derzeitige Eigentümer das zweigeschossige Gebäude im Jahr 1999 erworben hatte, beauftragte er einen Architekten mit der Sanierung. Diese erfolgte nach Feststellung der Unteren Denkmalbehörde jedoch nicht denkmalgerecht. So seien beispielsweise Teile des tragenden Fachwerks entfernt worden. Die Behörde ordnete einen Baustopp an und forderte die Rückabwicklung der unsachgemäßen Sanierung.

Der Besitzer wehrte sich jedoch gegen die Forderung aufgrund der hohen Kosten, die bei einer fachgerechten Sanierung auf ihn zukämen. Sein Wunsch, eine Abrissgenehmigung für das Denkmal zu erwirken, ist vor knapp zwei Jahren vom Oberverwaltungsgericht Münster abgewiesen worden. Seitdem herrscht Stillstand an der Hochstraße 20.

Auf dem Grundstück wuchert das Unkraut. Die 121 Quadratmeter große "Wohnfläche" ist geprägt von Spinnenweben, Dreck und morschen Holzbalken. Die Spuren eines Brandschadens sind unübersehbar. Der verwahrloste Zustand erzürnt die Osterather seit Jahren. Bereits 2009 hat die Stadt eine Folie um das Haus hängen lassen, um die Fassade zu schützen.

Nach Angaben von Stadtsprecher Michael Gorgs erhofft sich die Untere Denkmalpflege von dem möglichen Besitzerwechsel einen "längst überfälligen Neuanfang". Doch die Auflagen für eine denkmalgerechte Sanierung sind umfangreich: "Dazu gehören unter anderem die Feuchtigkeitssicherung der Bodenplatte, die Sicherung des Fachwerkgebälks und der fachgerechte Einbau der Fenster", so Gorgs. Auktionator Kaufhold ist dennoch optimistisch: "Wir rechnen schon damit, dass die Immobilie verkauft wird, aber ganz sicher sein kann man sich nie."

(RP)
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