Gebäude wurde 1638 gebaut Modernes Wohnen im alten Denkmal
Patric und Dany Gellenbeck sind Fans von Osterath. Vor allem, seitdem sie ein eigenes kleines Häuschen an der Goethestraße bezogen haben. Sie wohnen in der sogenannten Bockstation.
Die beiden waren gerade aus den Flitterwochen gekommen, als sie bei einer Veranstaltung mit dem Meerbuscher Unternehmer Michael Schweers ins Gespräch kamen. Er und seine Frau Monika hatten vor kurzem das denkmalgeschützte Haus an der Goethestraße gekauft. „Eigentlich für meine Eltern“, so Schweers.
Doch daraus wurde dann doch nichts. Und so kam es, dass das Haus mit seiner Wohnfläche von rund 130 Quadratmetern und dem großem Garten plötzlich frei war. Patric und Dany Gellenbeck, die bislang in Düsseldorf lebten, fuhren einmal raus und entschieden sich sofort: „Das ist unser Haus.“ Und nun leben sie dort, seit November 2017. Und weil der Umbau zum Zeitpunkt der Besichtigung noch gar nicht abgeschlossen war, packten die beiden tatkräftig mit an, schrubbten die historischen Bodenfliesen, strichen die Wände weiß an und halfen mit, wo sie konnten.
Das Fachwerkhaus, das als eines der ältesten Häuser von Osterath gilt, hat eine ganz besondere Geschichte: Erbaut wurde es 1638 in einfacher Bauweise. Vermutlich war es damals eine Art Bauernhaus, in einem Stall haben wahrscheinlich Pferde gestanden. Zeugnis davon gibt die Tür von der heutigen Küche nach draußen, die geteilt ist – so, dass die Pferde ihren Kopf rausstrecken konnten. 1817 wurde das Haus zur Pferdewechselstation für die Reisenden, die auf der Route von Paris nach Düsseldorf die Tiere auswechselten. „Früher war das hier die Kaiserswerther Straße“, so Michael Schweers. Nach dem Ersten Weltkrieg, so geht zumindest die Dorf-Legende, wurde das Haus dann Bockstation. Die Bewohner waren Besitzer des einzigen Ziegenbocks im Dorf – und so kamen die Besitzer von weiblichen Tieren häufiger vorbei, um sie decken zu lassen.
Irgendwann in den 60er Jahren zog dann der Mataré-Schüler, Maler und Comenius-Lehrer Hans Körholz mit seiner Frau Rita in das Haus. Die beiden bauten das verfallene Gebäude wieder auf, das nach städtischen Plänen auch schon mal ins Freilichtmuseum nach Kommern transportiert werden sollte. Vom Comenius-Gymnasium in Düsseldorf übernahm Körholz auch drei Pfeiler mit Steinkugeln, die jetzt immer noch an der Goethestraße stehen. Die Kinder des Ehepaares Körholz haben das Haus dann an Monika und Michael Schweers verkauft, die es 2016 übernahmen. Und die es vielleicht irgendwann, wenn das Rentenalter erreicht ist, selber beziehen wollen. Das dauert aber noch – und solange fühlt sich das junge Ehepaar Patric (30) und Dany (34) dort sehr wohl.
Es ist vor allem die verkehrsgünstige Lage, die den beiden gefällt. Er ist Standortleiter des Areal Böhler und hat mehrere Anfahrtsmöglichkeiten zur Hansaallee. Dany ist Bankerin und arbeitet in der Zentrale der Commerzbank in Frankfurt. Sie hat kein Problem mit dem täglichen Pendeln. „Ich bin in zwei Minuten am Bahnhof Hoterheide, fahre zum Düsseldorfer Hauptbahnhof und von dort aus nach Frankfurt.“ So braucht sie zwei Stunden von Tür zu Tür – und abends die gleiche Strecke zurück. Sich für die Woche in Frankfurt ein Zimmer zu nehmen, kommt für sie nicht in Frage. „Ich will abends nach Hause.“ Und das „Zuhause“ ist eben das kuschelige Fachwerkhaus an der Goethestraße. Dort haben sie ein großes offenes Wohnzimmer mit Kamin, die Küche mit den historischen Fliesen, die noch bei Ostara gebrannt wurden, ein kleines Badezimmer und über allem eine Galerie, die über eine steile, aber stabile ebenfalls alte Treppe aus dem 16. Jahrhundert zu erreichen ist.
Beiden Neu-Osterathern gefällt es außerdem, zentral in Osterath einkaufen zu können. „Wir finden hier alles, was wir brauchen – egal, ob wir Bücher oder etwas aus dem Baumarkt brauchen.“ Und seitdem der fünf Monate alte Weimaraner Wilson zur Familie gehört, genießen sie auch die langen Spaziergänge in der Natur.
Bleibt nur noch das Problem mit dem Stadtteil: „Wir wissen, dass wir hier in Osterath sind, aber einige denken wirklich, dass wir in Strümp oder Bovert leben.“ Alles falsch – dabei lieben sie Osterath so sehr, dass sie in dem Ortsteil bleiben wollen. „Irgendwann würden wir hier gerne genau so ein Fachwerkhaus selber bauen“, sagen sie.